
Dass regelmäßige Bewegung fit hält und sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem auswirkt ist nichts Neues. Auch dass Sport zu einem besseren, gesünderen und längeren Leben verhelfen kann, haben bereits mehrere Studien belegt. Doch welcher Sport ist besonders wirksam? Im Rahmen einer Studie haben nun Kardiologen vom Universitätsklinikum des Saarlands untersucht, welche Sportarten einen besonders hohen Anti-Aging-Effekt mit sich bringen. Das Ergebnis: Wer die Zellalterung hinauszögern möchte, sollte vor allem auf Ausdauertraining setzen.
Telomere beugen der Zellalterung vor
Mehrere Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass sich moderate Bewegung und Ausdauersport positiv auf die Telomerase-Aktivität auswirken. Welche Sportarten die Zellalterung verlangsamen, belegt nun eine Studie der Kardiologen um Dr. Christian Werner vom Universitätsklinikum des Saarlandes und Professor Ulrich Laufs, mittlerweile am Universitätsklinikum Leipzig. Für ihre Untersuchung stellten die Forscher Ausdauer-, Intervall- und Krafttraining gegenüber. Um den Anti-Aging-Effekt der unterschiedlichen Sportarten zu ermitteln, schauten sich die Wissenschaftler die Telomerase-Aktivität in den Zellen genauer an. Denn eine erhöhte Telomerase-Aktivität deutet auf eine verlangsamte Zellalterung hin.
Telomere sind DNA-Abschnitte am Ende eines Chromosoms. Wie die Plastikenden eines Schnürsenkels legen sie sich um den Chromosomenrand und schützen diesen vor Beschädigung. Telomere verkürzen sich allerdings bei jeder Zellteilung. Sind sie zu kurz, können sie die genetischen Informationen im Chromosom nicht mehr schützen. Dies hat zur Folge, dass sich die Zelle nicht länger teilen kann und schließlich abstirbt. Ein Enzym namens Telomerase arbeitet gegen diese Verkürzung der Telomere an. Die damit einhergehende Verlängerung der Telomere bewirkt die Verlangsamung der Zellalterung.
Welche Sportart beugt der Zellalterung vor?
An der Studie nahmen 124 Erwachsene teil, die zwar gesund waren, sich bislang aber körperlich nicht stark betätigten. Die Kardiologen teilten die Probanden nach dem Zufallsprinzip in vier Gruppen ein:
- Die erste Gruppe absolvierte dreimal pro Woche je 45 Minuten Ausdauertraining.
- Die zweite Gruppe absolvierte dreimal wöchentlich Ausdauertraining in Form eines Intervalltrainings nach der 4×4-Methode: Dabei folgen auf vier Minuten intensive Belastung vier Minuten Erholungspause.
- Die dritte Gruppe durchlief ein Krafttraining an acht typischen Fitnessstudio-Maschinen. Pro Gewicht legten die Teilnehmer dabei 20 Wiederholungen ein, die Gewichte wurden alle sechs Wochen an den Leistungsfortschritt angepasst.
- Eine Kontrollgruppe behielt den inaktiven Lebensstil bei.
Ausdauertraining als Jungbrunnen
Nach einem halben Jahr werteten die Forscher die Ergebnisse aus. Bei den Teilnehmern aller drei Sportgruppen verbesserte sich die Aufnahme von Sauerstoff im Blut. Die Sauerstoffkapazität erhöhte sich um 2,7 bis 3 ml/min*kg. In der Kontrollgruppe ging die Sauerstoffkapazität dagegen um 1 ml/min*kg zurück. Alle Teilnehmer der Sportgruppen konnten zudem ihre Laufgeschwindigkeit verbessern. Sowohl Ausdauer- als auch Krafttraining erwiesen sich also als effektiv. Doch welche Sportart ist nun ein Jungbrunnen?
Ausdauer- und Intervalltraining führten zu einer zwei- bis dreifach höheren Telomerase-Aktivität in den Blutzellen. Auch die Anzahl der weißen Blutkörperchen – Lymphozyten, Granulozyten und Leukozyten – stieg bei den Teilnehmern der Ausdauer- und Intervalltrainingsgruppe direkt nach dem Training an. Nach 24 Stunden gingen sie wieder aufs Ausgangslevel zurück.
Bei den Teilnehmern der Kraftsportgruppe zeigten sich keine derartigen Auswirkungen. Genau wie bei der Kontrollgruppe kam es zu keinen Veränderungen auf zellulärer Ebene. Krafttraining hat demnach also keinen Einfluss auf die Telomerase-Aktivität.
Wie langfristig ist der Trainingseffekt?
Schon eine einzelne Ausdauer-Trainingseinheit kann die Telomerase-Aktivität in den Leukozyten signifikant erhöhen. Die Studie bestätigt damit die Empfehlung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie. Wer mit Sport sein Leben verlängern möchte, sollte demnach vor allem auf Ausdauersport setzen und Kraftsport als Ergänzung zum Ausdauertraining betreiben.
Jahrelanges Training verringert die Verkürzung der Telomere langfristig, das konnten Werner, Laufs und ihre Kollegen schon vor neun Jahren nachweisen. Allerdings bleibt bislang die Frage offen, was passiert, wenn man nach einem halben Jahr Training wieder inaktiv wird.