
Eine im British Medical Journal veröffentlichte Studie berichtet über einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken und einem erhöhten Krebsrisiko. Zwar muss man die Ergebnisse vorsichtig interpretieren, doch die Studie trägt zu einer wachsenden Zahl von Hinweisen bei, dass die Begrenzung des Konsums von zuckerhaltigen Getränken auch zu einer Verringerung der Krebsfälle beitragen könnte.
Erhöhen zuckerhaltige Getränke das Krebsrisiko?
Der Konsum zuckerhaltiger Getränken hat in den letzten Jahrzehnten weltweit zugenommen und ist signifikant mit dem Risiko von Adipositas verbunden, die wiederum als starker Risikofaktor für viele Krebsarten gilt. Bisher gab es jedoch wenig Forschungsergebnisse, ob zuckerhaltige Getränke das Krebsrisiko auch direkt beeinflussen.
Ein französisches Forscherteam untersuchte nun den Zusammenhang zwischen dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken (Limonaden und 100%ige Fruchtsäfte), künstlich gesüßten Getränken (Diätgetränken) und dem Gesamtkrebsrisiko bzw. dem Risiko für Brust- und Prostata- und Kolorektal-Krebs.
2.193 erste Krebsfälle
Die prospektive Kohortenstudie basiert auf den Daten aus der NutriNet-Santé-Kohortenstudie mit 101.257 gesunden französischen Erwachsenen (79% Frauen) mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren zum Einschlusszeitpunkt. Die Teilnehmer füllten mindestens zwei online validierte Fragebögen aus, mit denen die tägliche Einnahme von 3.300 verschiedenen Nahrungsmitteln und Getränken gemessen wurde. Sie wurden über einen Zeitraum von maximal 9 Jahren (mittlere Follow-up-Zeit: 5,1 Jahre) weiterverfolgt.
Die von den Teilnehmern gemeldeten Krebsfälle wurden anhand von Krankenakten validiert und mit den nationalen Krankenversicherungsdatenbanken verglichen. Verschiedene bekannte Risikofaktoren für Krebs, wie Alter, Geschlecht, Bildungsstand, familiäre Krebserkrankung, Raucherstatus und körperliche Aktivität, wurden statistisch berücksichtigt.
Der durchschnittliche tägliche Konsum von zuckerhaltigen Getränken war bei Männern höher als bei Frauen (90,3 ml vs. 74,6 ml). In der Nachuntersuchung wurden 2.193 erste Krebsfälle diagnostiziert und validiert (693 Brust-, 291 Prostata- und 166 Darmkrebsfälle). Das Durchschnittsalter bei der Krebsdiagnose betrug 59 Jahre.
Um 18 % höheres Krebsrisiko
Laut den Ergebnissen, ist ein Anstieg des Konsums von zuckerhaltigen Getränken um 100 ml pro Tag mit einem um 18 % erhöhten Gesamtkrebsrisiko und einem um 22 % erhöhten Brustkrebsrisiko verbunden. Das höhere Gesamtkrebsrisiko gilt für Getränke mit einem Zuckerzusatz von mehr als 5 % (mittlerer Zuckergehalt 10,7 %). Aber auch bei 100%igen Fruchtsäften (mittlerer Zuckergehalt 10,3 %, kein Zuckerzusatz) fanden die Autoren ein um 12% erhöhtes Gesamtkrebsrisiko. Es wurde kein Zusammenhang für Prostata- und Darmkrebs gefunden, allerdings ist die Fallzahl hier geringer.
Im Gegensatz dazu ist der Konsum zuckerfrei gesüßter (Diät-)Getränke nicht mit einem erhöhten Krebsrisiko verbunden. Die Autoren warnen jedoch, dass bei der Interpretation dieses Befundes aufgrund eines relativ geringen Konsums in dieser Stichprobe Vorsicht geboten ist.
Zuckerhaltige Getränke wirken auf das viszerale Fett
Als mögliche Erklärungen für diese Resultate führen die Autoren die Wirkung des Zuckers auf viszerales Fett an, das in der Nähe lebenswichtiger Organe wie Leber und Bauchspeicheldrüse gespeichert wird.
Außerdem erhöhen zuckerhaltige Getränke den Blutzuckerspiegel und Entzündungsmarker, die alle mit einem erhöhten Krebsrisiko assoziiert sind. Auch andere chemische Verbindungen, wie Additive in einigen Limonaden, könnten laut den Autoren eine Rolle spielen; diese dürften aber auch in Diätgetränken vorhanden sein.
Also ist Zucker Schuld am Krebs?
Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine Beobachtungsstudie, mit der man zwar Zusammenhänge nachweisen, aber keine Aussagen über Ursache und Wirkung treffen kann. Außerdem können die Autoren eventuelle Fehlklassifizierungen von Getränken nicht ausschließen und natürlich nicht jeden neuen Krebsfall erkennen.
Dennoch war die Stichprobe groß und man konnte eine Vielzahl potenzieller Einflussfaktoren ausschließen. Darüber hinaus blieben die Ergebnisse auch nach weiteren statistischen Tests weitgehend unverändert, was darauf hindeutet, dass die Ergebnisse einer eingehenden Prüfung standhalten.
Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass zucker- und fruchtzuckerhaltige Getränke einen veränderbaren Risikofaktor für die Krebsprävention darstellen könnten. Trotzdem sollten sie in weiteren groß angelegten Studien repliziert werden.