Im Krankenhaus-Barometer, welches anhand einer jährlich durchgeführten Repräsentativbefragung der deutschen Krankenhäuser erstellt wird, vermittelt das Deutsche Krankenhausinstitut mit seinen Trägern (Deutsche Krankenhausgesellschaft, Verband der Krankenhausdirektoren Deutschlands und Verband der Leitenden Krankenhausärzte Deutschlands) aktuelle Informationen aus dem Bereich der Krankenhaus- und allgemeinen Gesundheitspolitik. Im Folgenden werden die Ergebnisse des Barometers aus dem Jahr 2022 zur Personalsituation im medizinischen Bereich mit Fokus auf den Ärztlichen Dienst vorgestellt.
Dreiviertel aller Krankenhäuser haben regelmäßig Schwierigkeiten, vakante Stellen zu besetzen
Bei der Ermittlung der Anzahl vakanter Arztstellen zeigte sich, dass mit einem Umfrageergebnis von 72 Prozent annähernd drei Viertel aller Krankenhäuser in Deutschland regelmäßig Schwierigkeiten haben, vakante Stellen im ärztlichen Bereich durch geeignete Mitarbeiter/innen zu besetzen. Während die Situation in kleineren Krankenhäusern mit weniger als 300 Betten bereits seit 2011 weitestgehend gleichbleibend ist, hat sich die Lage an größeren Kliniken mit mindestens 600 Betten aktuell leicht entspannt. Gegenüber Vorerhebungen aus dem Jahr 2019, als noch 82 Prozent der großen Häuser regelmäßig mit personellen Engpässen zu kämpfen hatten, sind derzeit noch 60 Prozent der Einrichtungen betroffen. Im Mittel beträgt die Zeit bis zur erfolgreichen Akquise geeigneten ärztlichen Personals 19 Wochen.
Wie bereits 2019 fehlen in Krankenhäusern mit 300 bis 600 Mitarbeitern aktuell durchschnittlich 5,6 Vollzeitstellen. Demgegenüber fallen die Defizite in den übrigen Häusern mit einer Verdopplung der Anzahl freier Stellen in Vollzeittätigkeit von 2,3 auf 4,6 in kleinen und von 7,0 auf 14,3 in großen Kliniken nun deutlich höher aus als bei früheren Befragungen. Hieraus ergibt sich ein Mittelwert von etwa sieben freien Stellen pro Krankenhaus entsprechend eines Gesamtanteils von etwa drei Prozent aller Vollzeitstellen im ärztlichen Dienst in Deutschland oder einer Gesamtzahl von etwa 5.200 offenen Vollzeitstellen in diesem Sektor.
Um das personelle Defizit zu decken, wurde im Jahre 2021 von zwei Dritteln (67 Prozent) der Kliniken das ärztliche Team um Honorar- und Zeitarbeitskräfte ergänzt, während dies im Pflegesektor nur bei der Hälfte der Kliniken der Fall war (52 Prozent im Bereich der Intensivpflege gegenüber 55 Prozent bei den Allgemeinstationen). Damit führt der Bereich der ärztlichen Versorgung bereits seit Jahren die Liste der Einsatzbereiche von externem Personal im Krankenhauskontext an, wobei äquivalent zur Gesamtzahl fehlender Vollzeitstellen durchschnittlich 2,6 Stellen im ärztlichen und etwa sieben im pflegerischen Bereich durch die Unterstützungskräfte aufgefangen werden.
Engpässe im Bereich der pflegerischen Versorgung sowie in OP und Kreißsaal
War 2016 noch etwa die Hälfte der Kliniken (51 Prozent) von wiederkehrenden personellen Engpässen im Bereich der Pflege betroffen, so betraf die Problematik 2019 mit 79 Prozent bereits nahezu vier von fünf Krankenhäusern. Bis 2022 ist die Zahl der im Pflegebereich unterbesetzten Kliniken weiter auf 89 Prozent angestiegen, bei großen Kliniken sind es 97 Prozent der Einrichtungen.
Äquivalent zu den Ärztestellen zeigt sich auch hier bei den Vollzeitstellen vor allem in den größeren Häusern ein Defizit von derzeit 46,1 Stellen, was auf ganz Deutschland gesehen etwa 20.600 Vollkraftstellen entspricht. Dabei bleiben die offenen Stellen etwa 23 Wochen lang unbesetzt. Eine vergleichbare Situation besteht im Bereich der Intensivpflege, wobei auch hier größere Kliniken mit 27,8 gegenüber 10,8 unbesetzten Stellen im Durchschnitt stärker betroffen sind als kleinere Häuser, entsprechend einem Gesamtmangel an Intensivpflegekräften von etwa 9.500 Vollkraftstellen in Deutschland. Auch in diesem Bereich vergehen durchschnittlich 24 Wochen bis zur Besetzung einer vakanten Stelle.
Durchschnittlich 60 Prozent der Krankenhäuser verzeichnen personelle Engpässe im nicht-ärztlichen OP- und Anästhesiedienst. Hierbei fällt die Zeit bis zur Neueinstellung mit siebzehn beziehungsweise zwölf Wochen deutlich kürzer aus als in den übrigen Bereichen der Pflege. Wenngleich dies nur ein Fehlen von etwa 2.500 Vollkraftstellen im operativen Dienst und 1.700 Vollkraftstellen im nicht-ärztlichen Anästhesiedienst bedeutet, so entsprechen die Zahlen einem Anstieg der Vakanzen auf mehr als das Doppelte der Vorwerte aus einer Erhebung im Jahre 2016, was sich somit massiv auf die operative Versorgung auswirkt.
In der Geburtshilfe ergibt sich im Vergleich zu den Vorwerten bis 2020 erstmals eine Stellenbesetzungsproblematik bei mehr als der Hälfte (56 Prozent) der Kliniken, wobei diese Defizite anteilig durch den Einsatz von Beleghebammen abgefangen werden können.