
Eine gute Teamarbeit und klare Kommunikation sind im Klinikalltag unabdingbar und können lebensbedrohliche Fehler verhindern. Insbesondere bei reanimationspflichtigen Patienten ist schnelles Handeln gefragt. Simulationstraining bieten die Möglichkeit an, das Hand-in-Hand-Arbeiten zu üben und für den Ernstfall vorzubereiten. Wissenswertes zu dem Thema hier zum Nachlesen.
Inhalt
- Was ist Kommunikation?
- Kommunikation und Teamarbeit
- Hindernisse in der Kommunikation und Teamarbeit
- Tipps für richtige Kommunikation
- Fazit
Kommunikation: Was ist das?
Kommunikation ist der Austausch von Informationen zwischen einem Sender und einem/mehreren Empfängern durch die Verwendung von Sprache und Zeichen. Nicht nur mittels Sprache ist Kommunikation möglich. Kommunikation kann unterteilt werden in verbale und nonverbale Kommunikation.
Während die verbale Kommunikation auf Sprache basiert und 30% der Kommunikation ausmacht, läuft die nonverbale Kommunikation mittels Mimik, Gestik, Körperhaltung, Körperkontakt, räumliches Verhalten und Blickrichtung ab. Die nonverbale Kommunikation macht 70% der Kommunikation aus und unterstreicht und verdeutlicht die verbale Kommunikation.
Unter Kommunikation wird immer eine wechselseitige Interaktion verstanden, die zudem mehrdimensional ist. Aufgrund der unterschiedlichen Perspektiven auf eine Nachricht können schnell Missverständnisse entstehen und aufgrund von „falsch“ verstandener Kommunikation Handlungsfehler entstehen. Im medizinischen Bereich können diese Fehler Einfluss auf das Outcome des Patienten nehmen.
So wichtig sind Kommunikation und Teamarbeit bei Reanimationen
Eine gute Teamarbeit und klare Kommunikation sind im Klinikalltag unabdingbar und können lebensbedrohliche Fehler verhindern. Insbesondere in Notfallsituationen und beim Ergreifen von lebenserhaltenden Maßnahmen bei einer Reanimation, seien Viele trotz allem dazu geneigt, weniger auf die Kommunikation innerhalb des Teams zu achten.
Die Folge: Behandlungsfehler, die größtenteils auf menschliche Faktoren zurück zu führen sind von denen ein Drittel der mangelnden Kommunikation geschuldet sind. Kommunikationsfehler im Team, vor allem bei Teammitgliedern aus unterschiedlichen Abteilungen, die in dieser Konstellation noch nie zusammengearbeitet haben, führen dazu, dass die Reanimationsqualität leidet.
Die Tatsache, dass es sich bei einer Reanimation um eine Stresssituation handelt und alle Beteiligten einer emotionalen Belastung ausgesetzt sind, erschwert die Kommunikation zusätzlich.
Hindernisse in der Kommunikation und Teamarbeit bei Reanimationen
Jeder dritte Fehler auf Intensivstationen entsteht durch eine mangelnde Kommunikation.
Folgende Hindernisse können sich auf die Kommunikation und Teamarbeit negativ auswirken:
- Stress
- Teamdynamik
- Technisiertes Handlungsfeld
- Autoritätsgradient
- Umgebungsfaktoren
- Human-Factor
- Patienten-Interaktion
Einige dieser Hindernisse werden nun im Einzelnen näher erläutert.
Stress
Folgende Beispiele für akute Stressfaktoren, die Notfallsituationen negativ beeinflussen, können genannt werden:
- privater Stress
- akustische Alarme
- organisatorischer und medizinischer Zeitdruck
- Komplexität der Tätigkeit
- Müdigkeit
- schlechte Teambedingungen (mangelnde Kompetenz aufgrund der Teamzusammenstellung, schlechte zwischenmenschliche Bedingungen, die u.a. zu Kommunikationsproblemen führen)
- fachliche Überforderung
- unklare Verantwortungen und Kompetenzen
Autoritätsgradient
Der Autoritätsgradient beschreibt den hierarchischen Unterschied zwischen zwei Personen und dessen Auswirkungen. So können zu steile Hierarchiegefälle dafür verantwortlich sein, dass sicherheitsrelevante Informationen nicht verbalisiert werden. Assistenzärzte und Pflegekräfte sind selten dazu fähig, sich dem Oberarzt gegenüber zu Wort zu melden. Zweifel und Bedenken an eine Therapie werden nicht geäußert. Der Autoritätsgradient stellt einen Risikofaktor für die Patientensicherheit dar.
Human-Factor
Der Human-Factor / Menschliche Faktor ist ein Sammelbegriff für psychische, kognitive und soziale Fähigkeiten einer Person, die sich auf den Umgang mit anderen Menschen und den Umgang mit technischen Systembestandteilen auswirkt.
Der Human Factor bestimmt unter anderem über:
- den Umgang mit einer Entscheidungsfindung
- das Auffassungsvermögen bei Veränderungen
- den Umgang mit Zeitdruck und hohem Stressniveau
- die Adaptionsfähigkeit an verschiedene Situationen und Teams
- die Selbstreflektion und Grenzwahrnehmung
Auch der Human-Factor kann ein Hindernis in der Kommunikation und Teamarbeit darstellen.
Tipps für eine effektive Kommunikation bei Reanimationen
Eine gute Kommunikation bei der Reanimation von Patienten hat einen erheblichen Einfluss auf die Überlebenswahrscheinlichkeit. Es gibt dabei verschiedene Maßnahmen, wie man möglichen Fehlern entgegenwirken kann. Folgend werden Tipps für eine erfolgreiche Kommunikation im Team vorgestellt.
Simulationstrainings
Es bedarf einer optimalen Vorbereitung auf Notfallsituationen, damit reanimationspflichtige Patientinnen und Patienten besser versorgt werden können. Kommunikationsstrategien müssen geübt werden. Hierzu werden sogenannte Simulationstrainings – praxisorientierte Schulungen – angeboten, die für den Ernstfall fit machen sollen.
Es konnte gezeigt werden, dass Teams, die regelmäßig an Simulationstrainings teilnehmen, besser abschneiden, als Teams ohne Training. Die Simulationstrainings bewirken, dass signifikant weniger Fehler verursacht werden und die Teams schneller interagieren.
Ein weiterer positiver Effekt: Die emotionale Belastung durch Reanimation für das medizinische Personal ist gemindert, wenn es durch Simulationstrainings besser geschult ist und insofern den Anforderungen besser gerecht werden kann.
Interaktion im Team
Nicht die Leistung des Einzelnen bestimmt über das Outcome des Patienten in einer Reanimationssituation, sondern die Zusammenarbeit im interdisziplinären Team. Wichtig sind die koordinierte Durchführung und die schnelle Rollenfindung im Team. Eine Teamleitung muss schnell gefunden sein, die die Aufgaben klar verteilen und klare Anweisungen machen kann. Die Teamleitung sollte selbst nicht aktiv an den Reanimationsmaßnahmen beteiligt sein, sondern delegieren können und den Überblick über die Situation behalten.
Neben einer guten Teamleitung ist auch eine gelungene Teamarbeit unabdingbar: Konstruktives Mitdenken und engagiertes Handeln beeinflussen die Überlebenswahrscheinlichkeit des Patienten.
Closing-Loop-Kommunikation
Bei der Closing-Loop-Kommunikation handelt es sich um eine Kommunikationsstrategie in Krisensituationen, die ursprünglich aus dem militärischen Bereich stammt. Hierbei gibt der Empfänger verbal wieder, welche Information vom Sender bei ihm eingegangen ist. Dadurch entsteht eine Rückbestätigung, bei der sich der Sender vergewissern kann, ob seine Information vom Empfänger korrekt verstanden wurde und ausgeführt werden kann. Der Hintergrund dieser Kommunikationsstrategie: Durch Rückbestätigung können Kommunikationsfehler vermieden bzw. entgegengewirkt werden.
Ein Beispiel für eine Closing-Loop-Kommunikation:
- Person A zu Person B: „Person B, spritzen Sie 1 mg Adrenalin i.v.“
- Person B: „Verstanden. Ich spritze 1 mg Adrenalin i.v.“
Wenn Person B nicht 1 mg Adrenalin, sondern zum Beispiel 3 mg Adrenalin akustisch verstanden hätte, wäre dieses Missverständnis durch die Wiederholung der Aussage (Rückkopplung) aufgefallen und der Sender hätte dem Missverständnis direkt entgegenwirken können.
Fazit
Das A und O einer professionellen Zusammenarbeit in Notfallsituationen ist eine gute Kommunikation. Eine klare Rollen- und Aufgabenverteilung ist unabdingbar. Es bedarf einen Teamleiter, der klare Anweisungen erteilen kann. Die Closing-Loop-Kommunikation als Kommunikationsstrategie kann die Kommunikation im Team verbessern und Kommunikationsfehler verhindern.
Interdisziplinäre Schulungen und Simulationstrainings verbessern ebenfalls die Patientensicherheit und die Interaktion innerhalb des Teams.
Themen
- Sonstige