
Immer mehr Kliniken haben Nachhaltigkeitsziele in ihrer Unternehmensstrategie verankert. Auch viele konkrete Maßnahmen sind schon in Angriff genommen. Trotzdem bleibt noch einiges zu tun. Das ist die Quintessenz einer umfassenden DKI-Befragung. DKI ist das Deutsche Krankenhaus Institut. Die Ergebnisse sind im „Klinikreport Nachhaltigkeit 2024“ dargestellt. Hier ein Überblick über die wichtigsten Aussagen der Studie.
Rund die Hälfte der Kliniken befasst sich schon intensiv mit Nachhaltigkeit
Von den antwortenden Krankenhäusern gaben 44 Prozent an, dass sie sich bereits intensiv mit Nachhaltigkeit befassen. Die Hälfte sagte, dass sei zumindest ansatzweise geschehen. Nur sechs Prozent antworteten, eine Auseinandersetzung mit dem Thema sei erst für die Zukunft geplant. Der Begriff „Nachhaltigkeit“ ist vielschichtig und wird nicht deckungsgleich verstanden. Aber es gibt große Schnittmengen. Langfristige ökonomische Überlebensfähigkeit ist für die Kliniken die wichtigste Nachhaltigkeits-Dimension. Für die große Mehrzahl der Häuser zählen zum Nachhaltigkeitsbegriff auch zukunftsfähiges Wirtschaften, soziale Teilhabe und Gerechtigkeit, Umwelt- und Klimaschutz sowie das Gleichgewicht von Ökonomie, Ökologie und Sozialem.
Jedes dritte Krankenhaus hat sich bereits an Initiativen für Nachhaltigkeit und gesellschaftliche Verantwortung beteiligt oder entsprechende Erklärungen unterzeichnet. 30 Prozent der Teilnehmer gaben an, über Nachhaltigkeits-Zertifizierungen, -Siegel oder -Auszeichnungen zu verfügen. 49 Prozent erklärten, dass sie das Thema Nachhaltigkeit in ihre Unternehmensstrategie aufgenommen hätten. Weitere 36 Prozent planen dies für die Zukunft. Nur 15 Prozent antworteten, Nachhaltigkeit sei nicht auf ihrer Strategie-Agenda.
Differenziertes Bild – Maßnahmen zu Ökologie, Sozialem und Governance
Bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen ergab sich ein differenziertes Bild. Dazu wurden die einzelnen Bereiche Ökologie, Soziales und Governance abgefragt.
Ökologie
Hier wurden am häufigsten Maßnahmen zur Energieeffizienz, Prozessdigitalisierung, Müllreduzierung und Ressourceneinsparung genannt. Mehr als die Hälfte der Häuser nutzt bereits selbsterzeugte erneuerbare Energien, 30 Prozent planen dies.
Soziales
In diesem Bereich standen Maßnahmen zum betrieblichen Gesundheitsmanagement, zur Personalentwicklung, zur familienorientierte Arbeitsgestaltung und Diversität auf der Prioritätenliste. Mehr als drei Viertel der Häuser antworteten, dass sie hier bereits aktiv seien.
Governance
Dieser Bereich fiel in der „Wichtigkeit“ gegenüber den anderen Bereichen deutlich zurück. Am häufigsten wurden Maßnahmen für gesellschaftliches Engagement – zum Beispiel Spenden oder Unterstützung von gemeinnützigen Projekten – genannt. 45 Prozent der antwortenden Häuser erklärten dies. Am zweithäufigsten – von 33 Prozent – wurde angegeben, dass man Umweltstandards auch bei Lieferanten und Dienstleistern fordere.
In einigen Bereichen besteht noch Nachholbedarf
Den CO2-Fußabdruck ermittelt bisher nur ein kleinerer Teil der Krankenhäuser. Dabei lassen sich deutliche Unterschiede nach Krankenhausgröße feststellen. Je größer das Krankenhaus, desto wahrscheinlicher die CO2-Ermittlung. Handlungsbedarf gibt es laut Klinikreport Nachhaltigkeit auch in anderen Feldern. Nur wenige Häuser setzen schon Beschaffungsrichtlinien mit ökologischen und sozialen Kriterien ein. Auch auf Extremwetterereignisse und Hitzewellen sind die meisten Kliniken nicht gut genug vorbereitet. Gefragt nach den Hinderungsgründen für mehr Nachhaltigkeitsanstrengungen wurden Personalmangel, unzureichende Budgets und fehlende finanzielle Anreize genannt.
Eine bessere Ausstattung ist daher eine essenzielle Voraussetzung für noch mehr Nachhaltigkeits-Engagement. Das belegen auch andere Untersuchungen. Notwendig sind auch entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen und proaktives Handeln der Kliniken. Der Klinikreport Nachhaltigkeit kann dafür eine Orientierung bieten.
Zur Methodik
Die Studienautoren hatten Fragebögen an alle deutschen Allgemeinkrankenhäuser mit mehr als 100 Betten versandt. Die Grundgesamtheit umfasste 1.074 Adressen. Beteiligt haben sich allerdings nur 204 Häuser, darunter auch Klinikverbünde mit mehreren Standorten, sodass 386 Standorte ausgewertet werden konnten. Das entspricht einem Rücklauf von 36 Prozent, was im Vergleich zu anderen Krankenhausbefragungen durchaus ein beachtlicher Wert ist. Neben dem DKI waren die Beratungsgesellschaft imug research und die TK Techniker Krankenkasse an der Untersuchung beteiligt.