Was braucht es, um als Ärztin oder Arzt die Karriereleiter heraufzusteigen und eine höhere Position zu erreichen? Welche Möglichkeiten gibt es, einen Sprung in seinem Job zu machen? Und wie können sich Ärztinnen und Ärzte auch außerhalb des klassischen Klinikalltags eine Karriere aufbauen?
Den Karriereleiter wirklich aufsteigen wollen
Alle, welche die Karriereleiter heraufsteigen wollen, müssen zunächst auch den Willen dazu haben und die innere Entscheidung dafür treffen. Das Karriereziel bzw. der nächste Schritt sollte klar sein. Wohin will man? Wenn man das weiß und am Arbeitsplatz sowie in seinem Netzwerk kommuniziert, setzt das den Weg zu seinem Ziel in Gang. Wer motiviert ist und das nach außen zeigt, wird auch von anderen mehr und mehr in dieser Rolle gesehen und möglicherweise auch eher angesprochen, wenn sich eine entsprechende Möglichkeit ergibt und eine Position frei wird. Man kommt dadurch möglicherweise gezielter in den Kontakt mit diesen Posten, der Radar ist viel stärker darauf ausgerichtet. Der eigene Wille und die Überzeugung ziehen auch diejenigen an, die solche Stellen zu vergeben haben.
Karriereleiter: Motivation und Spezialisierung
Wer eine höhere Position anstrebt und beispielsweise Oberärztin bzw. -arzt oder Chefärztin bzw. -arzt werden will, braucht eine Facharztausbildung, Erfahrung und auch gewisse Führungsqualitäten. Man muss für eine bestimmte Sache und Qualität stehen und sich ein Profil anlegen. Wenn man weiterkommen und ein paar Schritte auf der Gehalts- und Karriereeiter gehen möchte, sollte man sich spezialisieren und in diesem Bereich ein Experte werden.
Ein gutes Netzwerk aufbauen
Ähnlich wie in allen anderen Berufsgruppen, kommt man auch in der Krankenhaushierarchie mit entsprechenden Kontakten und dem bekannten „Vitamin B“ weiter. Ein gutes Netzwerk kann bei der Vergabe von höheren Posten unterstützen. Besonders in Kliniken werden Ärztinnen und Ärzte oftmals für gewisse Positionen vorgeschlagen und vorgemerkt. Die Nachrücker stehen intern schon fest, weil sie dem Haus bekannt sind, durch ihre bisherige Arbeit und Auftreten aufgefallen sind oder sich einen Namen durch Publikationen oder Kongresse gemacht haben. Dadurch können Vorgesetzte oder entsprechende Personen von sich aus auf einen zukommen, wenn eine Stelle zu besetzen ist und eine neue Kandidatin oder ein neuer Kandidat gesucht wird. Wer schon wie eine potenzielle Führungskraft auftritt, wird auch so wahrgenommen und erhöht die Chance, dass man eines Tages das entsprechende Angebot bekommt.
Karriereleiter: Interne Beförderung
Die interne Beförderung stellt eine der klassischsten Aufstiegsmöglichkeiten auf der Karriereleiter für Ärztinnen und Ärzte dar. In vielen Fällen ist sie auch die leichteste, denn sie bringt für beide Seiten Vorteile. Ärztinnen und Ärzte, die so aufsteigen, kennen die internen Abläufe, das Team und sind mit den dort vorherrschenden Bedingungen und Strukturen vertraut. Es bedarf einer geringeren oder kaum einer Einarbeitungszeit und Ärzte bleiben dem Haus erhalten, sodass sich Arbeitgeber nicht auf die Suche nach jemand Neuem machen müssen, die mitunter auch mal sehr langwierig und schwierig sein kann.
In der vorherrschenden Krankenhaushierarchie kann man von der Assistenzärztin bzw. vom Assistenzarzt zur Stationsärztin bzw. zum Stationsarzt werden, zur Oberärztin/zum Oberarzt aufsteigen oder auf die Chefärztinnen- bzw. Chefarztposition gelangen. Je höher der Posten, desto geringer werden die Aufstiegsmöglichkeiten und desto mehr Verantwortung geht damit einher.
Den Arbeitgeber wechseln
Hohe Positionen können lange besetzt bleiben, sodass man für diese Stellen oftmals auch andere Einrichtungen und einen Arbeitgeberwechsel in Erwägung ziehen muss, wenn man sich den Ober- oder Chefarztposten als absehbares Ziel gesetzt hat. Auch hier unterstützen gute Beziehungen und ein entsprechendes Netzwerk zu Kolleginnen und Kollegen aus anderen Häusern.
Nicht alle Vorgesetzte werden Ärztinnen und Ärzte bei der Suche oder der richtigen Position in einer anderen Einrichtung unterstützen, schließlich wollen sie ihre guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter halten. Aber wer schon früh ganz offen kommuniziert, was seine Ziele sind, kann möglicherweise doch bei einem Wechsel die Hilfe seiner jetzigen Leitung bekommen und auf ein gutes Wort oder eine Empfehlung hoffen.
Alternativen zum klassischen Klinikalltag
Wer der chronischen Überbelastung und den zunehmend schlechteren Bedingungen in Krankenhäusern entfliehen will, kann als Arzt auch andere Wege einschlagen. Vielleicht träumt man von einer Selbstständigkeit und der eigenen Praxis oder möchte sich lieber in der Unternehmensberatung eine Karriere aufbauen. Man braucht als Ärztin oder Arzt nicht nur in Kliniken oder Praxen zu arbeiten. Andere Optionen scheinen oftmals nicht so sehr im Fokus zu sein und für viele nicht zu existieren. Sie sind aber nicht weniger interessant.
Sich selbstständig machen
Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchte, kann sich mit einer eigenen Praxis niederlassen oder ein eigenes Versorgungszentrum aufbauen. Das sind aber nicht die einzigen Möglichkeiten, die eine Selbstständigkeit bietet. Ebenso kann man auch als selbstständige(r) Notärztin/Notarzt arbeiten, fernab von Klinik und Praxis. Mit der Zusatzbezeichnung „Notfallmedizin“ können Ärztinnen und Ärzte auch ohne Facharztausbildung Geld verdienen. Besonders in Regionen, die einen Notarztmangel vorweisen, gibt es genug freie Dienste, die man als freiberufliche(r) Notärztin/Notarzt übernehmen kann. Eine weitere Option ist, dass man im kassenärztlichen Bereitschaftsdienst tätig wird, für den ebenfalls keine Facharztausbildung benötigt wird. Die Gehälter können hier auf der Höhe einer Oberärztin bzw. eines Oberarztes oder auch weit darüber hinaus liegen.
Karriere als medizinische(r) Unternehmensberater/in oder Telemediziner/in
Eine weitere Alternative zur Klinik und Praxis stellt die Tätigkeit als medizinische(r) Unternehmensberater/in dar. In dieser Position kümmert man sich um Führungskräfteentwicklung, Coaching oder Prozessoptimierungen. Jede Branche, in der medizinische oder hygienische Aspekte wichtig sind, können hier als Arbeitsplatz in Frage kommen. Dieser Job ist auch besonders für alle Mediziner/innen interessant, die verstärkt im Home-Office arbeiten wollen, da es in diesem Bereich vorwiegend um Kommunikation, Konzeptentwicklung und Organisation geht. Man ist also freier in seiner Arbeitszeit- und -raumgestaltung.
Als Telemediziner/in bei den Krankenkassen steht man als Ansprechpartner für die Kundinnen und Kunden bereit, sei es, wenn diese außerhalb der Sprechzeiten nochmal mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen oder sich eine weitere Meinung einholen wollen. Wer diesen Job in Erwägung zieht, sollte bedenken, dass der Service rund um die Uhr angeboten wird und man auch nachts, an den Wochenenden oder Feiertagen eingesetzt wird.
In die Forschung gehen
Der Forschungs- und Lehrbereich kann ebenfalls eine Karriere- und Aufstiegsmöglichkeit für Ärztinnen und Ärzte sein, die beispielsweise mit der Anstellung an einer Uniklinik realisiert werden kann, bei der man Medizinstudierende unterrichtet. Jedoch sollte man sich darauf einstellen, dass oftmals eine Promotion oder Habilitation benötigt wird, um dort die Karrierestufen aufzusteigen.
Darüber hinaus ergeben sich noch weitere zahlreiche Möglichkeiten, wie man als Ärztin/Arzt wirken kann. Vielleicht möchte man auch lieber in die Gesundheitsförderung einsteigen, Gesundheitscoach werden und hängt dafür nach seinem Medizinstudium noch ein weiteres Studium in Sport-, Ernährungswissenschaften oder anderweitiges Fachgebiet an. Vielleicht möchte man sich aber auch als Medizinjournalist/in etablieren und zusätzlich ärztliche Auskünfte in Frage-Antwort-Portalen geben. Man muss sich als Ärztin/Arzt nicht in frustrierenden Arbeits- und Lebensbedingungen oder Hierarchien gefangen halten, hinter denen man nicht steht. Und man darf auch mutig sein, sich von diesem klassischen Bild eines Mediziners im weißen Kittel zu lösen und das Bewusstsein für neue Wege und Gesundheitsthemen in andere Bereiche bringen.
Karriereleiter wahrhaftig aufsteigen und auf sich hören
Das Wichtigste bei der Wahl der Stelle und seiner Karriere ist es aber, immer auf das eigene Herz zu hören. Nicht auf die Vorstellungen und Wünsche anderer und nicht, weil man einfach nur nach mehr Ansehen lechzt. Viele Menschen und auch besonders Ärztinnen und Ärzte verbringen die meiste Zeit im Job und dort sollte es einem gut gehen. Merkt man beispielsweise schon im Vorstellungsgespräch oder im Laufe der Zeit, dass es nicht oder nicht mehr passt, sollte man diese Anzeichen ernst nehmen und dem Gefühl nachgehen. Sonst hängt man vielleicht länger an einem Arbeitsplatz, der den Weg die Karriereleiter nach oben ins Stocken bringt, weil das Befinden leidet. Man sollte sich für keine Position oder Gehalt so verbiegen, dass die eigene Gesundheit gefährdet wird. Besonders in den höheren Positionen geht auch mehr Verantwortung und Druck einher und ein großer Teil an Freizeit verloren. Das sollte einem bewusst sein.
Fazit
Wer auf der Karriereleiter aufsteigen will, sollte sich ein gutes Netzwerk aufbauen, Engagement einbringen, sich weiterbilden und Präsenz zeigen. Und falls nötig auch bereit sein, den Arbeitgeber und das gewohnte Umfeld zu wechseln, wenn am jetzigen so schnell keine höhere Position frei wird. Und immer die Offenheit für andere Möglichkeiten, Branchen und Arbeitsplätze erhalten, in denen man sein Wissen und seine Erfahrungen ebenso gut einbringen kann. Aber vor allem sollte man sich treu bleiben und keine krankmachenden Kompromisse eingehen oder dauerhaft aushalten, wenn man eine wahrhaftig zufriedenstellende Karriere haben möchte.