Ein eingeschränktes Entscheidungsvermögen wird oft bei Drogenabhängigen und Spielsüchtigen beobachtet. Wie sieht das jedoch bei Menschen aus, die übermäßig Social Media nutzen? Neue Forschungsergebnisse der Michigan State University (MSU) zeigen tatsächlich einen ähnlichen Zusammenhang. Wer von Social-Media abhängig ist, entscheidet wie ein Drogensüchtiger.
Drogenabhängige lernen nicht aus Fehlern
„Etwa ein Drittel der Menschen weltweit nutzt soziale Medien und einige dieser Menschen zeigen eine unangemessene, übermäßige Nutzung dieser Internetdienste“, so Dar Meshi, leitender Autor und Assistenzprofessor an der MSU. In seiner Arbeit, die im Journal of Behavior Addictions erschien, hat er erstmalig den Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und dem Entscheidungsmuster von Probanden untersucht. Drogenabhängige weisen Defizite in der Entscheidungsfindung auf. Außerdem lernen sie nicht aus Fehlern. In ihrer Arbeit haben Meshi und Kollegen zwar nicht die Ursachen für nichtzielführende Entscheidungen analysiert. Allerdings haben sie die Korrelation mit der Nutzungsintensität sozialer Medien untersucht.
Studie an Facebook-Nutzern
Dazu haben die Autoren bei 71 Versuchspersonen die psychologische Abhängigkeit von Facebook durch Fragebogen evaluiert. Gefragt wurde unter anderem nach:
- der Nutzungsdauer von Facebook,
- den Gefühlen, wenn die Nutzung nicht möglich ist,
- nach den Versuchen, die Nutzung einzuschränken und
- den Auswirkungen, die Facebook auf Arbeit, Privatleben oder Studium hat.
Dabei ließen die Forscher die Teilnehmer die “Iowa Gambling Task” durchführen. Diese Iowa-Glücksspiel-Aufgabe ist ein übliches Testverfahren und wird oft von Psychologen zur Messung von Entscheidungen verwendet. Um die Aufgabe erfolgreich abzuschließen, müssen die Probanden Ergebnismuster in Kartenstapeln identifizieren und erkennen, dass die risikoloseste Strategie zum bestmöglichen Ergebnis führt.
Parallelen zwischen intensiven Nutzern von Social Media und Drogenabhängigen
Das Ergenis: Je intensiver die Probanden soziale Medien nutzen, desto schlechter schneiden sie bei der Glücksspielaufgabe ab – und umgekehrt. Dieses Resultat entspricht den Ergebnissen bei Drogenkonsumenten, die zum Beispiel von Opioiden, Kokain oder Methamphetamin abhängig sind.
„Ich glaube, dass die Nutzung von Social Media enorme Vorteile für den Einzelnen haben kann, es gibt aber auch eine dunkle Seite, wenn sich die Menschen nicht mehr davon lösen können“, meint Meshi. „Wir müssen diesen Tatbestand besser verstehen lernen, damit wir definieren können, wann eine übermäßige Nutzung sozialer Medien als Sucht angesehen werden muss.“
Fazit
Die Studie weist allerdings methodische Schwächen auf: 1) die geringe Teilnehmerzahl, 2) die Tatsache, dass von allen Social Media nur Facebook untersucht wurde, und 3) dass das Social-Media-Nutzungsverhalten der Probanden nicht gemessen wurde, sondern nur durch Fragebogen erfasst. Trotzdem ist das Ergebnis interessant und fordert einen intensivere Beschäftigung mit der Thematik.