
Ohne eine Tasse Kaffee starten viele Menschen nur ungern in den Tag. Lange Zeit hatte der koffeinhaltige Muntermacher jedoch ein schlechtes Image und galt als potenziell gesundheitsgefährdend. Neuere Studien legen dagegen nahe, dass Kaffeekonsum die Lebenserwartung verlängern kann. Eine im Juli 2018 veröffentlichte Arztstudie aus Rockwell, Großbritannien, zeigt nun, dass dies sogar bei hohem Kaffeekonsum gilt.
Welche Auswirkungen hat häufiger Kaffeegenuss?
Deutschland ist ein Land der Kaffeetrinker. 4,2 Kilogramm Kaffee kauft jeder Bundesbürger im Jahr und gibt dafür durchschnittlich 41 Euro aus. Am beliebtesten ist nach wie vor der gute, alte Filterkaffee. Ob zum Frühstück, am Nachmittag zur Torte oder für unterwegs, ob mit Milch und Zucker oder schwarz, ob brühend heiß oder eisgekühlt: Als Muntermacher gehört das koffeinhaltige Getränk für viele einfach dazu.
In der Vergangenheit mussten sich Kaffeetrinker allerdings immer wieder mit dem schlechten Ruf des Getränks auseinandersetzen. Lange Zeit galt Kaffee als entwässernd, einige Forscher spekulierten sogar darüber, ob Kaffeegenuss das Krebsrisiko erhöhe. Solche Vorurteile sind mittlerweile widerlegt. Mehrere Studien zeigen, dass Kaffeetrinken das Leben verlängern kann. Das US Dietary Guidelines Advisory Commitee empfiehlt einen moderaten Kaffeekonsum daher als Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Doch bleibt die positive Wirkung auch bei mehr als fünf Tassen Kaffee am Tag erhalten? Und welche Wirkung hat er auf Menschen, die Koffein schlechter metabolisieren können?
Kaffee steigert auch in größeren Mengen die Lebenserwartung
Mediziner von den National Institutes of Health in Rockwill wollten die Auswirkungen von hohem Kaffeekonsum untersuchen. Dafür haben die Forscher die Gesundheit von rund 500.000 Briten analysiert, die zuvor genotypisiert worden waren. Das Ergebnis: Auch in größeren Mengen steigert Kaffee die Lebenserwartung. Ein höherer Konsum scheint sogar vorteilhaft zu sein. Wer täglich eine Tasse trinkt, senkt damit das Risiko, in den nächsten zehn Jahren zu sterben, im Vergleich zu Nichtkaffeetrinkern um 8 Prozent. Wer vier bis fünf Tassen Kaffee am Tag trinkt, senkt das Sterberisiko sogar zum 12 Prozent, bei sechs bis sieben Tassen pro Tag sinkt es um 16 Prozent.
Diese positive Auswirkung beobachteten die Mediziner unabhängig davon, wie gut die Probanden Kaffee verstoffwechseln konnten. Tatsächlich spielt auch der Koffeingehalt für die lebensverlängernde Wirkung keine Rolle: Entkoffeinierter Kaffee wirkte sich in der Studie ebenso positiv aus wie koffeinhaltige Varianten des Getränks. Die Zubereitungsart spielt ebenfalls eine eher unbedeutende Rolle. Filterkaffee und Espresso zeigten zwar leichte Vorteile, aber auch Instantkaffee kann die Lebenserwartung verlängern.
Kaffee ist rehabilitiert
Wer gerne mal mehrere Tassen Kaffee am Tag trinkt, muss also seiner Gesundheit gegenüber kein schlechtes Gewissen haben. Die Mediziner werten ihre Ergebnisse als weiteres Indiz dafür, dass Kaffee zu einer gesunden Ernährung beitragen kann. Die Wissenschaftler betonten jedoch auch, dass ihre Beobachtungen noch kein Beweis für eine Ursächlichkeit sind.
Die Arztstudie aus Rockwell steht in einer langen Tradition von Untersuchungen, die den Kaffeegenuss rehabilitieren. Schon früher im Jahr zeigte eine großangelegte internationale Studie mit mehr als einer halben Million Teilnehmer aus zehn europäischen Ländern, dass ein Zusammenhang zwischen Kaffeegenuss und längerer Lebensdauer bestehen kann.