E-Mail, Videosprechstunde, Chats: Es gibt für Ärzte viele Möglichkeiten, mit ihren Patienten in Kontakt zu bleiben. Die Mehrheit der Mediziner setzt für die Kommunikation mit Patienten, Apotheken und Kollegen aber weiterhin auf klassische analoge Kanäle. So nutzt jeder fünfte Arzt vorrangig das Faxgerät. Das zeigt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom mit dem Ärzteverband Hartmannbund unter mehr als 500 Klinik- und Praxis-Ärzten in Deutschland.
Das Telefon ist nach wie vor das wichtigste Kommunikationsmedium in Arztpraxen
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet voran. Zum 1. Januar 2021 ist die Einführungsphase der elektronischen Patientenakte (ePA) gestartet, bereits seit Oktober 2020 können Ärzte per Rezept Gesundheits-Apps verordnen. Auch die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung Vorschub geleistet. Wo der persönliche Kontakt zwischen Arzt und Patient nicht unbedingt notwendig ist, ersetzen digitale Angebote das Gespräch von Angesicht zu Angesicht.
Für die Kommunikation mit Patienten, Apotheken und Praxen setzten viele Ärzte aber weiterhin auf klassische, nicht digitale Kanäle. Für 77 Prozent der Arztpraxen ist das Telefon nach wie vor das wichtigste Medium für den Austausch mit Patienten. Für den Kontakt zu Apotheken steht es in 61 Prozent der Praxen an erster Stelle, für die Kommunikation mit anderen Arztpraxen in 53 Prozent. 19 Prozent der Ärzte halten den Kontakt zu Arztpraxen per Briefpost. Auch das Faxgerät hat in vielen Praxen noch nicht ausgedient. 22 Prozent der Ärzte setzen es vornehmlich als Kommunikationsmittel ein.
Nur fünf Prozent der Ärzte kommunizieren überwiegend per E-Mail mit Patienten. Sechs Prozent halten per E-Mail den Kontakt zu Apotheken, ebenfalls fünf Prozent tauschen sich auf diesem Wege mit Kollegen in anderen Praxen aus.
Ärzte bieten mehr Videosprechstunden an
Bedingt durch die Corona-Pandemie haben mehr Praxis-Ärzte eine Videosprechstunde für ihre Patienten eingeführt. In sechs Prozent der Arztpraxen bestand dieses Angebot bereits vor Corona, elf Prozent haben während der Pandemie mit Videosprechstunden begonnen. Weitere 40 Prozent der Praxis-Ärzte können sich dies in Zukunft vorstellen. Unter den Klinikärzten bieten aktuell vier Prozent eine Videosprechstunde an, 73 Prozent können sich vorstellen, dieses Angebot in Zukunft einzuführen.
Mehr als die Hälfte der Ärzte (55 Prozent), die eine Videosprechstunde anbieten, meint, dass die Behandlung auf diesem Wege mindestens ebenso gut funktioniere wie bei einem persönlichen Termin. Drei Viertel von ihnen glaubt, dass die Corona-Pandemie der Einführung von Videosprechstunden einen großen Vorschub geleistet hat. Unter anderem wurden bürokratische Hürden gelockert und das Vergütungsmodell angepasst.
Digitale Technologien in Kliniken weiter verbreitet als in Praxen
Auch über Videosprechstunden hinaus schreitet die Digitalisierung in den Kliniken und Praxen voran. Jeder zweite Arzt erstellt Medikationspläne heute überwiegend digital. Zwar haben nur zwei Prozent der Mediziner schon einmal eine der zehn zugelassenen digitalen Gesundheitsanwendungen per Rezept verordnet, 24 Prozent der Befragten können sich jedoch vorstellen, dies in Zukunft zu tun. 28 Prozent lehnen die Verordnung der Gesundheits-Apps kategorisch ab. Jeder zehnte Arzt weiß derzeit noch nicht, was genau es mit den Apps auf Rezept auf sich hat. Die digitale Patientenakte (ePA) kommt bereits in 66 Prozent der Praxen und Kliniken zum Einsatz. Gut ein Drittel der befragten Ärzte bevorzugt allerdings weiterhin die traditionelle Papierakte.
Klinik- und Praxis-Ärzte bewerten die Chancen und Risiken der Digitalisierung recht unterschiedlich. 86 Prozent der Klinikärzte sehen in der Digitalisierung vor allem Chancen fürs Gesundheitswesen. Unter den Praxis-Ärzten sind es nur 53 Prozent. Während nur zehn Prozent der Klinikärzte die Digitalisierung für ein Risiko halten, sind es unter den Praxis-Ärzten 39 Prozent. Ärztinnen stehen der Digitalisierung aufgeschlossener gegenüber als ihre männlichen Kollegen: 74 Prozent der Ärztinnen sehen sie als Chance, aber nur 63 Prozent der Ärzte. Größerer Optimismus findet sich zudem unter den jüngeren Ärzten unter 45 Jahren, von denen 88 Prozent die Chancen digitaler Prozesse und Strukturen betonen. Bei den Älteren sind es nur 55 Prozent.
Klinikärzte stehen der Digitalisierung nicht nur positiver gegenüber als Praxisärzte, eine große Mehrheit von ihnen (82 Prozent) wünscht sich auch, dass es schneller vorangeht. 70 Prozent der Klinikärzte meinen, Deutschland hänge bei der Digitalisierung des Gesundheitssystems hinter anderen Ländern hinterher. Unter den Praxis-Ärzten wünschen sich nur 38 Prozent eine schnellere Digitalisierung, 53 Prozent glauben, dass andere Länder Deutschland in diesem Bereich überholt haben.