
Welche Besonderheiten bringt die ärztliche Tätigkeit in der Nephrologie mit sich? Und wie gestaltet sich der Arbeitsalltag im Medizinischen Versorgungszentrum Papenburg? Das verrät Dr. med. Winfried Reinhard im Interview mit praktischArzt.
Herr Dr. Reinhard, wie kam es, dass Sie in der Nephrologie als Internist tätig sind?
Ich startete damals mit einer klassischen ärztlichen Ausbildung zum Internisten im Krankenhaus. Die Nephrologie hatte ich gar nicht auf dem Schirm und wollte ursprünglich eher in die Kardiologie gehen. Im Rahmen der Rotation bin ich dann in der Krankenhausdialyse „hängen geblieben“, als mein damaliger Oberarzt mich fragte, ob ich sein Praxispartner werden wolle.
Wir haben dann gemeinsam das Dialysezentrum in Papenburg übernommen und weiterentwickelt. Nach meiner Facharztprüfung und anschließenden Zusatzprüfung, bin ich mittlerweile schon 25 Jahre als Dialysearzt tätig.
Was macht Ihre ärztliche Tätigkeit in der Nephrologie für Sie aus?
Wir betreuen unsere Patientinnen und Patienten hier von der Nierenbiopsie (Diagnose) bis hin zur Transplantation. In Absprache mit meinen Kollegen kann ich mir die Arbeit selbstständig einteilen.
Unsere Dialysepatienten können wir gemeinsam über einen langen Zeitraum bei einschneidenden medizinischen Problemen, auch als Konsilarius im benachbarten Krankenhaus, begleiten. Gleichzeitig bekommen wir auch schöne Erlebnisse unserer Patienten mit. Eine unserer Patientinnen konnte z.B. nach Transplantation ein gesundes Kind gebären. So eine Geschichte motiviert uns und unsere Mitarbeiter natürlich ganz besonders.
Wie gestaltet sich der typischer Arbeitsalltag in Ihrem Zentrum?
Aktuell teilen wir uns als zweiköpfiges Ärzteteam die Zuständigkeiten für Dialyse und Ambulanz nach einem festen Plan auf. Einer von uns startet vormittags mit der Sprechstunde in der nephrologischen Praxis, während der andere sich um die Visite in der Dialyse und um unsere stationären Patienten im benachbarten Krankenhaus kümmert.
Wir haben einen guten Draht zu den dortigen medizinischen Fachgebieten, insbesondere der Inneren Medizin mit Kardiologie und Gastroenterologie, Chirurgie und Orthopädie/Unfallchirurgie. Die Kooperation bietet uns die Möglichkeit, unsere Patienten ganzheitlich in ihrem Behandlungsverlauf zu betreuen.
Durch den Aufgabenwechsel stellen wir sicher, dass wir unsere Patienten mindestens einmal in der Woche gesehen haben und zu den sehr individuellen Krankheitsverläufen informiert sind. Jeder hat bei uns darüber hinaus sein fachliches Steckenpferd, wie z.B. die Lipidsprechstunde oder die Shuntsonographie.
Und wie arbeiten Sie mit Ihrem Standortteam zusammen?
Im Ärzteteam ist es uns wichtig, uns mindestens einmal am Tag auszutauschen. Zudem achten wir darauf, bei den Übergaben mit den Pflegekräften anwesend zu sein, damit wir mitbekommen, was unserem Team auf dem Herzen liegt. Besonderheiten bei den Patienten fallen unseren Pflegekräften oft zuerst auf, und so können wir bei Auffälligkeiten bei den Patienten als Team schnell reagieren.
Was zeichnet das Zentrum in Papenburg aus?
Wir bieten alle Leistungen eines modernen nephrologischen Vorsorgungszentrums an. Ein wenig stolz sind wir auf unsere Nacht-Dialyse. Neben Hämodialyse- betreuen wir auch Peritonealdialysepatienten. Die Lipidapherese ist im Aufbau. Mit unserem Gefäßchirurgen treffen wir uns monatlich und tauschen uns über die Probleme beim Dialysezugang aus. In der Ambulanz verfügen wir neben der üblichen nephrologischen Diagnostik auch diagnostische Mittel für die „kleine Kardiologie“.
Was bedeutet es für Ihre Arbeit bei NephroCare in einem Unternehmensverbund zu sein?
Ich schätze es, dass wir Ansprechpartner zu vielen organisatorischen und verwaltenden Tätigkeiten haben, z.B. rund um die Themen der Abrechnung. Auch unsere medizinische Direktion unterstützt uns mit wertvollen Informationen für den medizinischen Arbeitsalltag. So sind wir auf dem neusten Wissenstand zu Fachthemen und haben uns zum Beispiel während der turbulenten Corona Zeit auf der sicheren Seite gefühlt.
Wen suchen Sie für Ihr Ärzteteam?
Wir suchen eine motivierte Nephrologin bzw. Nephrologen, die mit uns zusammen die nephrologische Versorgung vor Ort gestalten und ausbauen möchte. Wir haben zudem die nephrologische Weiterbildungsberechtigung für 18 Monate, sodass auch eine Kollegin oder Kollege in fortgeschrittener Weiterbildung bei uns seine Ausbildung komplettieren kann.
Papenburg bietet ein familienfreundliches Umfeld. Familien wohnen hier meist in typischen Einfamilienhäusern mit kleinem Garten, die das Stadtbild prägen. Alle weiterführenden Schulen sind vorhanden, was gerade für junge Familien ein Vorteil ist. Die Niederlande mit der Universitätsstadt Groningen, die Nordseeküste und die größeren Städte Oldenburg, Münster und Bremen sind gut zu erreichen. Die Stadt hat ein charmantes kleinstädtisches Ambiente, die Wege sind kurz. Für eine Kleinstadt gibt es ein beachtliches kulturelles Angebot. Ich empfinde es als sehr angenehm, dass ich das Zentrum mit dem Fahrrad erreichen kann und nicht auf den Pkw angewiesen bin.
Zur Person:
Dr. med. Winfried Reinhard ist Facharzt für Innere Medizin, Hypertensiologe DHL sowie Ärztlicher Leiter im Medizinischen Versorgungszentrum Papenburg.