Wie gestaltet sich der Arbeitsalltag in einem Reha-Zentrum und wo liegen die Besonderheiten in der pneumologischen Reha-Medizin? Das verrät Dr. med. Wolfgang Scherer, Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Angiologie sowie Ärztlicher Direktor des Reha-Zentrum Utersum auf Föhr, im Interview mit praktischArzt.
Herr Dr. Scherer, wie sind Sie an das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr gekommen und was waren Ihre Bewegründe, die Einrichtung als Ärztlicher Direktor zu leiten?
Ich begann meine Laufbahn als junger Stationsarzt in der Akutmedizin im Krankenhaus und hatte ursprünglich das Vorhaben, zu Habilitieren. Doch dann veränderte sich meine familiäre Situation: Meine Frau und ich bekamen ein Kind. Also suchte ich nach einer Möglichkeit, mich beruflich umzuorientieren. Ich wollte eine Anstellung finden, in der ich nicht dauerhaft Überstunden zu leisten hatte und eine sichere, unbefristete Stelle garantiert wurde. So bin ich auf das Stellenangebot des Reha-Zentrums Utersum auf Föhr gestoßen.
Ich entschied mich dafür, diese Stelle anzunehmen und habe mir selbst drei Jahre gegeben, diese für mich in neuer Arbeitsumgebung auszuprobieren. Schnell habe ich gemerkt, dass die pneumologische Reha-Medizin mein Ding ist. Es handelt sich dabei um so viel mehr als Kurmedizin. Ich kann Arzt sein, wie ich mir das vorstelle: Es ist ausreichend Zeit vorhanden, sich umfassend um die Patienten/-innen zu kümmern. Die Tätigkeit auf Föhr war so befriedigend für mich, dass ich bleiben wollte und so bin ich über die Jahre vom Oberarzt zum ärztlichen Direktor aufgestiegen.
Welche Fachbereiche deckt das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr ab?
In meiner Rolle als Ärztlicher Direktor bin ich zum einen für die gesamte Klinik leitend zuständig. Zum anderen leite ich als Chefarzt den Fachbereich der Pneumologie in unserem Reha-Zentrum. Wir kümmern uns um alle denkbaren pneumologischen Erkrankungen – mit zwei Ausnahmen. Einmal behandeln wir hier auf Föhr keine Patienten/-innen nach einer Lungentransplantation. Außerdem nehmen wir keine Patienten/-innen mit Mukoviszidose auf. Für beide Krankheitsbilder ist unser Setting nicht ideal. Abgesehen davon haben wir es in unserem Hause mit einem breiten Spektrum pneumologischer Krankheiten zu tun.
Den zweiten Fachbereich, den das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr abdeckt, ist die gynäkologische Onkologie. Unter der Leitung meiner Kollegin, Chefärztin Michaele Hirsch, werden dort alle typischen Krebserkrankungen der Frauenheilkunde behandelt.
Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag und welches Leistungsspektrum bieten Sie an?
Der Arbeitsalltag im Reha-Zentrum zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass ein Großteil der Tätigkeiten planbar ist. Natürlich haben auch wir es ab und zu mit Notfällen zu tun, aber im Regelfall können wir unseren Arbeitstag gut vorab planen.
Den Vormittag nutze ich meist für Diagnostik. Während meiner Visite zwischen 11 und 15 Uhr habe ich dann die Möglichkeit, alle Patienten/-innen zu sehen. Nachmittags führe ich im Regelfall Fragestunden für Patienten/-innen durch. Dazu kommen zusätzliche konzeptionelle und verwaltungstechnische Aufgaben, die mit meiner Position als leitender Direktor einhergehen.
Der Arbeitsalltag unserer Stationsärzte/-innen dreht sich vor allem um die Aufnahme- und Abschlussuntersuchungen unserer Patienten/-innen und die zwischenzeitliche Betreuung.
Welche Eigenschaften muss ein/e Mediziner/in mitbringen, wenn er/sie für das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr arbeiten will?
Wer in unserem Hause arbeiten will, muss Spaß an der Medizin und Freude an der Kommunikation mit Menschen mitbringen. Kommunikation ist für uns das Wichtigste. Darüber hinaus muss man sich dafür begeistern können, chronisch kranke Menschen in der interdisziplinären Abstimmung mit den anderen Abteilungen zu behandeln.
Und über welche fachliche Eignung sollten die Mediziner/innen verfügen?
Das ist abhängig von der Art der Stelle, die wir besetzen möchten. Für den Stationsdienst suchen wir Allgemeinmediziner/innen oder Fachärzte/innen für physikalische und rehabilitative Medizin, die bereits etwas Erfahrung gesammelt haben. Da unsere beiden Fachbereiche sehr eng zusammenarbeiten, macht es Sinn, dass ein/e Stationsarzt/-ärztin sowohl in der Gynäkologie als auch in der Pneumologie einsetzbar ist.
Aktuell suchen wir eine/n Oberarzt/-ärztin für den Fachbereich der Pneumologie. Da ist es mir wichtig, dass der/die neue Kollege/-in die komplette Funktionsdiagnostik beherrscht. Perspektivisch wünsche ich mir, dass diese Person meine Nachfolge als Ärztliche/r Direktor/in antritt, wenn ich in Rente gehe.
Warum sollte sich ein/e Mediziner/in für Ihre Einrichtung entscheiden? Was zeichnet Sie als Arbeitgeber im Vergleich zu anderen aus?
Das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr zeichnet dadurch aus, dass wir hier eine große Gemeinschaft sind. Wir arbeiten alle recht harmonisch zusammen. Wir legen großen Wert auf Kommunikation und es herrscht bei uns kein Streit zwischen den Medizinern/-innen und der Verwaltung, wie das häufig in anderen Einrichtungen der Fall ist.
Es ist uns sehr wichtig, unseren Ärzten/-innen die nötige Zeit zu geben, wirklich für die Patienten/-innen da sein zu können, um Gespräche zu führen oder Fragen zu beantworten. Das ist vorbildlich in der Reha-Medizin. Man sollte auch nicht den Fehler machen und Reha-Medizin mit Kurmedizin zu verwechseln. Seit ich hier auf Föhr mit meiner Arbeit begonnen habe, konnte ich erleben, wie der Stellenwert der Reha-Medizin stetig gestiegen ist – zuletzt durch die Behandlung von Post-Covid-Patienten/-innen.
Darüber hinaus werte ich es als absoluten Vorteil, dass wir als Ärzte/-innen hier frei und ohne wirtschaftliche Zwänge arbeiten können. Denn die Zugehörigkeit zur Deutschen Rentenversicherung Bund macht unser Reha-Zentrum zu einem „Non Profit“-Unternehmen. Zudem ist eine Anstellung im öffentlich-rechtlichen Raum sehr sicher. Das kann ein weiterer Faktor sein – gerade, wenn man eine Familie zu versorgen hat.
Welche Arbeitszeitmodelle und Weiterbildungsmöglichkeiten bieten Sie an?
Die Arbeitszeiten sind grundsätzlich individuell einteilbar, müssen sich jedoch prinzipiell an den Bedürfnissen unserer Patienten/-innen ausrichten. Abgesehen davon sind auch flexible Arbeitszeitmodelle, wie beispielsweise eine Anstellung in Teilzeit denkbar.
Nach der aktuellen Weiterbildungsordnung ist es möglich, bei uns Weiterbildungen in den Fachbereichen der Pneumologie (1,5 Jahre) und der Sozialmedizin (1 Jahr) zu absolvieren.
Welche Ziele haben Sie für das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr in den kommenden Monaten und Jahren?
Ich bin der Überzeugung, dass wir hier auf Föhr eine ausgezeichnete Behandlungsqualität anbieten. Es war und ist unser Anspruch, zu den besten pneumologischen und gynäkologisch onkologischen Reha-Kliniken in Deutschland zu gehören.
Zuletzt haben wir uns auf die Behandlung der Post-Covid-Erkrankung spezialisiert. Da wäre in Zukunft noch mehr wissenschaftliche Arbeit möglich. Am wichtigsten ist mir persönlich jedoch, dass wir im Reha-Zentrum Utersum auf Föhr unseren Patienten/-innen auch weiterhin die bestmögliche Reha-medizinische Behandlung zukommen lassen.
Zur Person:
Dr. med. Wolfgang Scherer ist Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Angiologie und leitet das Reha-Zentrum Utersum auf Föhr zudem als Ärztlicher Direktor.