
Die Bedeutung der internen Kommunikation im Krankenhaus kann nicht genug betont werden; schließlich spiegelt die Art und Weise, wie intern mit den Mitarbeitenden kommuniziert wird, immer auch das externe Image wider. Im Gesundheitswesen gibt es einige besondere Aspekte zu beachten. Gerade aufgrund der auffallend hohen Fluktuation im Pflegesektor ist es von großer Bedeutung, Pflegekräfte möglichst langfristig an das Krankenhaus zu binden.
Hier gibt es wichtige Tipps dazu, wie gute interne und externe Kommunikation im Krankenhaus gelingt und welche Faktoren dazu beitragen.
Digitale Kommunikation und Recruiting
Junge Bewerbende haben heutzutage primär digitale Erwartungen an den Bewerbungsprozess. Sie erwarten Videos, Links mit Informationen zur ausgeschriebenen Stelle, Online-Bewerbungsplattformen und reibungslose Kommunikation per E-Mail, bis es zum persönlichen Bewerbungsgespräch kommt. Krankenhäuser sollten diese Wünsche also berücksichtigen und entsprechende digitale Varianten anbieten.
Diese gewünschte Digitalisierung sollte aber nicht zu weit getrieben werden, da z.B. ältere Pflegekräfte über 60 Jahre andere Erwartungen haben. Sie möchten vielleicht nicht durch ein TikTok-Video angesprochen werden, sondern legen Wert auf die persönliche Ebene. Eine rein digitale Kommunikation im Krankenhaus wird damit also nicht allen Generationen gerecht.
Beim Recruiting sollte daher überlegt werden, wen man ansprechen möchte: Sucht man eine alteingesessene Professorin oder Professoren mit langjähriger Berufserfahrung oder junge Berufseinsteiger? Bewerben sich erfahrungsgemäß eher ältere Pflegekräfte auf eine speziell ausgeschriebene Stelle oder jüngere? Dementsprechend sollte mehr digitale oder mehr persönliche Kommunikation im Recruiting genutzt werden.
Offene Kommunikationsformen
Im Alltag sind Pflegekräfte und Ärzte selten am Computer anzutreffen, was dazu führt, dass sie ihre E-Mails unregelmäßiger lesen als Verwaltungsmitarbeitende. Für Führungskräfte im Bereich Pflege und Ärztlicher Dienst steigt jedoch der Verwaltungsaufwand erheblich. Das Versenden von Rundmails zu aktuellen Geschehnissen, Problemen oder Veranstaltungen kann für Mitarbeitende in unteren Hierarchieebenen weniger informativ sein. Insbesondere junge Nachwuchskräfte werden vermehrt über mobile Endgeräte und soziale Medien erreicht.
Dennoch kann ein digitaler Newsletter die wichtigsten Informationen des Krankenhauses kompakt zusammenfassen. Das zusätzliche Ausdrucken und Anpinnen an ein Schwarzes Brett kann den Informationsfluss verstärken. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Mitarbeitenden aufgrund von Zeitdruck möglicherweise keine Gelegenheit finden, die Informationen gründlich zu lesen. Zudem häufen sich oft zahlreiche Zettel und Mitteilungen am Schwarzen Brett der Station, wodurch wichtige Rundschreiben übersehen werden können.
Kommunikation in beide Richtungen
Informationen sollten nicht nur in einer hierarchischen Richtung von oben nach unten fließen, sondern auch Raum für Vorschläge und Fragen von Mitarbeitenden bieten. Besonders wichtige Punkte können so von Kollegen hervorgehoben und ergänzt werden, um ihre Relevanz zu betonen und Zusatzinformationen zu liefern. Dies stellt für die Klinikleitung einen wertvollen Hinweis darauf dar, wo Prioritäten gesetzt werden sollten. Als offene Kommunikationsformen eignen sich z.B. Umfragen, Vorschlagsboxen etc. Aber Achtung: Trotz dieser verschiedenen Kommunikationskanäle ist es von entscheidender Bedeutung, die Mitarbeitenden nicht mit einer Informationsflut zu überfordern.
Gute und schlechte Kommunikationswege
Es gibt kein Patentrezept für alle Krankenhäuser. Was in einem kleinen regionalen Kreiskrankenhaus funktioniert, hat vielleicht keine Erfolgsaussichten in einem großen Universitätsklinikum und umgekehrt. Die folgenden Tipps sollten also unter der Prämisse betrachtet werden, dass es kein „one size fits all“ in der erfolgreichen Kommunikation im Krankenhaus gibt. Eine gute Inspiration sind die folgenden Hinweise jedoch allemal.
Gute Kommunikation
Gute Kommunikation im Krankenhaus ist gekennzeichnet durch die folgenden Besonderheiten:
- Der Wunsch der Mitarbeitenden, in krankenhausbezogene Angelegenheiten einbezogen zu werden, sollte von der Krankenhausleitung anerkannt werden. Eine offene Unternehmensführung bzw. Unternehmenskultur mit Transparenz in den Entscheidungsprozessen und Planungszielen trägt zur Mitarbeiterbindung bei.
- Insbesondere die jüngere Generation schätzt den Dialog auf Augenhöhe. Kommunikationstrainings und Coachings sowohl für Stationsleitungen und Chefärzte als auch für Berufseinsteiger sind daher ratsam.
- Stationsleitungen, Chefärzte, Klinikchefs und andere Führungskräfte sollten die Fähigkeit besitzen, konstruktives Feedback zu geben und bereitwillig anzunehmen.
- Oftmals wissen Mitarbeitende nicht genau, welche finanziellen Vergünstigungen und Boni ihnen zur Verfügung stehen. Angebotene Vorteile sollten daher öfter intern kommuniziert werden, z.B. in Form von Rundmails.
- Freizeitangebote tragen wesentlich zum Arbeitsklima und dem Zusammengehörigkeitsgefühl in einem Krankenhaus bei. Sie fördern das emotionale Engagement, also die gefühlsmäßige Verbundenheit mit dem Krankenhaus.
- Auch positive Erfahrungen Mitarbeitender unterstützen diese Bindung erheblich und sollten daher intern kommuniziert werden, z.B. als „Mitarbeiter des Monats“ oder Zugehörigkeitsjubiläen.
- Vor allem in Krisenzeiten ist es wichtig, den Zusammenhalt in der Krankenhausbelegschaft zu stärken, sei es aufgrund von Unsicherheit in der Beschäftigung, Strukturreformen aufgrund der Gesundheitspolitik oder den Herausforderungen einer Pandemie wie Covid-19. Hier sollten v.a. Stationsleitungen und Chefärzte den direkten Draht zu Mitarbeitenden und das Gespräch mit denen suchen, die sie als besonders belastet erleben.
Schlechte Kommunikation
Schlechte Kommunikation im Krankenhaus ist gekennzeichnet durch die folgenden Besonderheiten:
- Offene und transparente Kommunikation von Krisen (z.B. finanzielle Engpässe, Umstrukturierungen etc.) ist wichtig, kann aber übertrieben werden. Krisenkommunikation sollte alle Mitarbeitenden im Krankenhaus erreichen, ohne Panik auszulösen oder sie zu verängstigen.
- Zu häufige Kommunikation interner Probleme trägt zu einem allgemeinen Unsicherheitsgefühl bei und sollte daher ebenfalls nicht übertrieben werden. Nicht jedes kleine Verwaltungsproblem gehört ans Schwarze Brett oder in eine Rundmail.
- Interne Kommunikation sollte klar und schnörkellos, aber auch präzise sein. Klinikleitungen sollten daher genauso wenig von nebulösen „finanziellen Planungsunsicherheiten im nächsten Quartal aufgrund gesundheitspolitischer Verwaltungsumstrukturierungen“ reden als von „knallharten Einsparungen“.
- Nur weil ein anderes Krankenhaus mit seiner internen Kommunikationsstrategie Erfolg hat, kann das noch lange nicht 1:1 übertragen werden. Für das Personalmanagement eines Krankenhauses ist es immer unerlässlich, die eigene Kommunikation mit den Mitarbeitenden zu personalisieren und an die örtlichen und personellen Gegebenheiten anzupassen.
Fazit
Eine kohärente und transparente Kommunikationsstrategie, die interne und externe Kommunikation miteinander verknüpft, ist von entscheidender Bedeutung, um das Ansehen eines Krankenhauses zu festigen und langfristigen Erfolg zu sichern. Das Image eines Krankenhauses beeinflusst nicht nur die Mitarbeiterbindung, sondern hat auch Einfluss auf das Recruiting. Hier sollten insbesondere digitale Medien genutzt werden, da diese es ermöglichen, Kandidaten und Mitarbeitende über verschiedene Kanäle anzusprechen. Gleichzeitig sollte das Employer Branding im Rahmen der internen Kommunikation genauso betont werden wie in der externen Kommunikation. Dies trägt dazu bei, die Mitarbeiterbindung zu stärken und dem Krankenhaus zu helfen, zukunftsfähig zu bleiben.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Personalkommunikation nicht allein in den Zuständigkeitsbereich des Human Resources fällt, sondern auch in die Public Relations eines Krankenhauses integriert werden sollte.