Ärztinnen und Ärzte, die nach einer neuen Herausforderung suchen und Veränderung im Job anstreben, sich aber an ihrem Arbeitsplatz wohlfühlen und im Haus bleiben möchten, können auch intern fündig werden und sich auf eine andere Position bewerben. Dafür muss manchmal gar nicht das gewohnte Umfeld verlassen werden. Jede Einrichtung handhabt den internen Bewerbungsprozess anders. Er ist abhängig davon, wie groß ein Haus ist und welche Ablaufstrukturen festgelegt wurden. Warum man dabei sein Schicksal nicht nur der Personalabteilung überlassen sollte, was es bei einer internen Bewerbung allgemein zu beachten gibt und wie man seine Aussichten verbessert, um in den Pool der schon vorgesehenen Nachrücker für eine freiwerdende Stelle zu kommen – hier lesen Sie ein paar Tipps und Gedankenanstöße.
Warum interne Bewerbungen von Vorteil sind
Der Unterschied zu einer externen Bewerbung ist der, dass man als Ärztin oder Arzt im Haus schon bekannt ist. Interne Bewerbungen bieten den Vorteil, dass man die vorhandenen Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördert. Daher besteht generell auch die Motivation seitens der Personalabteilung, den internen Talenten die Chance zu geben, andere Positionen zu erlangen, um stetig Weiterentwicklung zu ermöglichen. Denn oft ist ein schneller und reibungsloser Quereinstieg in vielen medizinischen Bereichen nicht möglich und es braucht gewisse Erfahrungswerte und Einarbeitungszeiten. Da sind Mitarbeiter optimal, die das Haus und Team kennen und mit den Strukturen vertraut sind.
Aber: Auch wenn man einen gewissen Heimvorteil mitbringt, sollte man trotzdem die gleichen Bewerbungsunterlagen bereithalten, mit denen man sich auch extern bewerben würde. Nur, weil man der neuen Abteilung vielleicht schon bekannt ist, werden sich die Ansprechpartner trotzdem den Lebenslauf, Zeugnisse und Anschreiben samt Begründung und Einstellungsargumente ansehen wollen.
Vorab Gespräch mit der bzw. dem aktuellen Vorgesetzten führen
Der erste Schritt sollte immer sein, dass man vorab mit seiner aktuellen direkten Führungskraft spricht. Diese sollte man darüber informieren, dass man sich für eine andere Position interessiert. Unabhängig davon, ob man sich innerhalb der Abteilung auf eine Stelle bewirbt oder in einen anderen Fachbereich wechseln will. Besonders bei internen Bewerbungen kommt es auf eine gute und offene Kommunikation an. Bewirbt man sich einfach direkt, ohne das vorher bei seiner derzeitigen Leitung angekündigt zu haben, und die beiden Abteilungsleiter treffen sich zufällig und das Thema kommt auf, kann das für beide Seiten unangenehm werden.
Wenn man als Ärztin oder Arzt schon länger mit dem Gedanken spielt, auf eine andere Position wechseln zu wollen, kann man auch das Jahresgespräch dafür nutzen, um die Leitung darüber zu informieren. Auf diese Weise holt man sich auch direkt Feedback ab, wie die Chancen für den Wechsel stehen. In einem Gespräch kann die Leitung dann auch die Motive erfragen, die Ärzte dazu bewegen, auf einer anderen Stelle tätig sein zu wollen. Im Bestfall kann sogar schon die aktuelle Abteilung, die nun die Motive kennt, Veränderungen realisieren, die den Ansprüchen und Wünschen entspricht.
Aktuelle Leitung kann den Wechsel unterstützen
Keine Abteilungs- oder Stationsleitung lässt gute Mitarbeiter gerne gehen, aber ihnen ist auch klar, dass Ärzte das Haus vielleicht ganz verlassen könnten, wenn sie die Bewerbung und den Wechsel boykottieren. Optimalerweise unterstützen sie den Wunsch der Ärztin oder des Arztes, setzen sich mit dem anderen Fachbereich in Verbindung und legen ein gutes Wort für den oder die Mitarbeiterin ein.
Auf jede Bewerbung kann auch eine Absage folgen. Ärzte müssen sich darüber im Klaren sein, ob sie den aktuellen Job auch danach noch weiterhin ausüben wollen. Besonders dann, wenn die aktuelle Leitung der eigentliche Grund ist, warum man einen Wechsel anstrebt. Dann kann man wahrscheinlich, im Falle einer Absage, nicht langfristig auf dieser Position weiterarbeiten.
Möchte man auf eine freie Position in der gleichen Abteilung wechseln, können die üblichen Bewerbungsunterlagen sogar auch mal ganz wegfallen. Dann ist ein Lebenslauf nicht nötig, weil man den Verantwortlichen ja schon bekannt ist. Aber auch das hängt von der internen Struktur ab.
Nicht nur allein auf die Personalabteilung hoffen
Personaler lieben Prozesse, doch manchmal können auch die besten und effektivsten Abläufe nicht individuell genug sein, Bewerbungen können untergehen oder alles ist so automatisiert eingestellt, dass man nur einer von vielen ist. Besonders in großen Häusern muss die Personalabteilung oftmals viele Stellen gleichzeitig besetzen. Der Fachbereich hingegen, in den man gern wechseln möchte, hat aber vielleicht nur diese eine Ausschreibung oder ein paar wenige. Somit hat die Besetzung dieser Position dort die höchste Priorität.
Besteht also im Haus ein interner, standardisierter Bewerbungsprozess über die Personalabteilung, sollten Ärzte zusätzlich auch über den Fachbereich gehen und eine eigene Bewerbung verschicken. Man darf nicht immer voraussetzen, dass die Personalabteilung über Prozesse verfügt und weiß, wie sie mit individuellen Bewerbungen umgehen soll. Es gibt aber natürlich auch viele Personaler, die motiviert sind, gute Mitarbeiter nach den Möglichkeiten im Haus so auf Positionen zu schieben und individuelle Bewerbungen unterstützen und willkommen heißen. Aber eben nicht alle. Daher liegt die Verantwortung auch bei den Ärzten.
Besonders in einer zusätzlich individuellen Bewerbung kann nochmal auf die momentane Tätigkeit Bezug genommen werden. Nicht alle Profile, die bei der Personalabteilung abgespeichert liegen, sind immer auf dem aktuellen Stand. Man führt möglicherweise schon Aufgaben aus, die für die neue Stelle relevant sind.
Eigenständig Kontakt zum Fachbereich aufnehmen, in dem die Stelle frei wird
Oftmals wird man über eine Rundmail oder einen Aushang informiert, dass eine Stelle zu besetzen ist. Häufig läuft die gesamte Kommunikation dann über die Personalabteilung. Es lohnt sich, den Ansprechpartner der Stellenausschreibung herauszubekommen und sich zusätzlich auch an diesen zu wenden. Vielleicht kennt man auch schon Kollegen aus der Abteilung. Dann kann man Kontakt zu ihnen aufnehmen und herausfinden, wie die aktuelle Situation dort ist und warum diese Stelle überhaupt frei wird. Oder aber man ruft direkt dort an. Dann kann man erfragen, ob man ihnen seine Bewerbungsunterlagen zukommen lassen kann, weil man glaubt, die Stelle könnte gut passen. So macht man auf sich aufmerksam und steht in direktem Kontakt zu den Verantwortlichen. Schließlich wollen auch sie die Stelle so schnell wie möglich besetzen. Wenn Ärzte also zusätzlich auch diesen Weg gehen, können sie ihre Chancen auf den Job verbessern.
Es kommt auch auf das Netzwerk an
Vitamin B ist bei internen Bewerbungen nicht zu unterschätzen. Manchmal passiert es, dass eine Stelle ausgeschrieben ist und im gefühlt gleichen Moment ist sie auch schon wieder vergeben. Erkundigt man sich danach oder hört sich im Haus um, heißt es, dass die Stelle eigentlich schon längst für jemand anderen vorgesehen war, aber sie nochmal öffentlich ausgeschrieben werden musste, damit der Betriebsrat nichts sagt. Ärztinnen und Ärzte werden für gewisse Positionen vorgeschlagen und gemerkt. Oftmals stehen die Nachrücker und Kandidaten also schon fest, auch wenn es den Anschein hat, dass sie jemand Neuen suchen.
Bei internen Umbesetzungen kommt es daher auch auf Beziehungen und Kontakte, aber auch auf die bisherige sogenannte Performance im Haus an, wie man arbeitet und ob man für die richtigen Gründe bekannt und aufgefallen ist. Dann kommen Vorgesetzte möglicherweise auch von sich aus auf Ärztinnen und Ärzte zu und informieren über die freie Stelle, ohne dass man sich bewerben muss.
Tipp: Die aktuelle Position nicht schlecht reden, sondern Fokus auf den neuen Job legen
Im Bewerbungsprozess und auch im Bewerbungsschreiben sollte man so agieren, dass man seinen Fokus auf die neue Stelle legt. Weniger darauf, warum man seinen alten Job unbedingt verlassen will. Also: Nicht zu sehr in das Negative rutschen oder schlecht über die aktuelle Führungskraft reden. Stattdessen sollte man in den Vordergrund stellen, was man in der neuen Position anstrebt und erwartet.
Fazit
Interne Bewerbungen unterscheiden sich kaum von anderen Bewerbungen. Nur kommt es hier auf die richtigen Kommunikationswege an. Ärztinnen und Ärzte, die ihre Position wechseln wollen, sollten wissen, mit wem sie wann sprechen und ihre aktuelle Leitung vorab über die Bewerbung in Kenntnis setzen, bevor sie weitere Schritte gehen. Wer zusätzlich zum internen Bewerbungsprozess über die Personalabteilung auch eigenständig über die Ansprechpartner der neuen Abteilung geht, baut direkten Kontakt auf und kann selbst Einfluss auf seine Sichtbarkeit und Präsenz für den weiteren Bewerbungsablauf nehmen.
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