
Die Corona-Pandemie hat Anfang 2020 viele Menschen aus unterschiedlichen Berufen hart getroffen und auch für die ein oder andere berufliche Veränderung gesorgt. Einige Büro-Jobs ließen sich problemlos ins Homeoffice verlagern, bei anderen Berufen war das nicht so einfach möglich – im Gesundheitsbereich zum Beispiel. Den Gesundheitsbereich hat die Pandemie wohl mit am härtesten getroffen. Das zeigt sich auch in der Honorar-Entwicklung von Gesundheitsberufen. Im Folgenden gehen wir vor allem auf die Entwicklung der Honorare von Ärztinnen und Ärzten ein.
Bevor die Corona-Pandemie 2020 einsetzte, ließ sich bei den Ärztinnen- und Ärzte-Honoraren ein Trend erkennen: Es ging bergauf. Im dritten und vierten Quartal 2019 von rund 57.000 Euro pro Ärztin oder Arzt auf über 60.000 Euro pro Ärztin oder Arzt – und das bei fast gleichbleibender Anzahl an Behandlungsfällen.
So beeinflusste der Start der Pandemie die Honorare von Ärztinnen und Ärzten
Anfang 2020 war es dann so weit: Das Corona-Virus infizierte Personen auf der ganzen Welt – auch in Deutschland. Mit dem Einsetzen der Pandemie wurde das alltägliche Leben auf ein Minimum reduziert, um dem Virus möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Um das eigene Haus nicht zu oft verlassen zu müssen, wurde beim Wocheneinkauf möglichst viel auf Vorrat gekauft, Geburtstagsfeten wurden auf unbestimmte Zeit verschoben und bei der täglichen Runde Gassi mit dem Hund blieb man nicht mehr für einen Plausch beim Nachbarn stehen. Auch ein Besuch beim Arzt wurde von dort an sorgfältig abgewogen. Nur, wenn es absolut notwendig war, setzte man sich freiwillig in ein volles Wartezimmer mit potenziell an Corona-Erkrankten. Menschen gingen also seltener zum Arzt.
Das hat sich auch im Honorar von Ärztinnen und Ärzten abgezeichnet: Im ersten Quartal 2020 hat kam es zu einem starken Einbruch des Honorars von Ärztinnen und Ärzten. Aufgrund der niedrigeren Behandlungsfälle hatte sich ihr Honorar von über 60.000 Euro pro Arzt zu Beginn des ersten Quartals 2020 auf rund 55.000 Euro pro Arzt inmitten des zweiten Quartals 2020 reduziert. Damit ist es binnen weniger Monate um ca. 5.000 Euro geschrumpft.
Zurück zur Normalität: Das dritte Quartal 2020 schafft Erleichterung bei den Ärztinnen und Ärzten
Im dritten Quartal 2020 haben die Honorare von Ärztinnen und Ärzten dann wieder ordentlich zugelegt: Ihr Honorarumsatzvolumen ist binnen weniger Monate erneut um sechs Prozent gestiegen. Vor allem in Ballungsräumen wie Berlin, Hamburg, Nordrhein-Westfalen oder Hessen war ein besonders starker Anstieg des Honorarumsatzvolumens von Ärztinnen und Ärzten zu vernehmen. Hier stieg der Wert im dritten Quartal um rund zehn Prozent an. Dabei kam es regional zu unterschieden. Im Saarland stieg das Honorarumsatzvolumen im dritten Quartal 2020 nur um gut ein Prozent an, in Sachsen waren es sogar nur 0,3 Prozent.
Bei der Spezialisierung der Ärztinnen und Ärzte hingegen kommt es zu keinen großen Unterschiedenen bei den Honoraren. Der Honorarumsatz nach Behandlungsfall verläuft bei Hausärztinnen und Hausärzten und Fachärztinnen und Fachärzten sehr ähnlich. Anästhesiologinnen und Anästhesiologen liegen jedoch deutlich über der durchschnittlichen Honorarsteigerung von rund sechs Prozent: Sie verbuchen einen Anstieg von fast zwölf Prozent. Das ist auf die hohe Anzahl ambulanter Operationen zurückzuführen, die in den vorherigen Monaten aufgrund der Pandemie aufgeschoben worden waren. Man spricht hier auch von einem Nachholeffekt, der ebenfalls in fachspezifischen Bereichen der Medizin wie zum Beispiel der Augenheilkunde oder der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde zu bemerken war.
Augenärztinnen und Augenärzte konnten ihren Honorarumsatz im dritten Quartal 2020 um über elf Prozent steigern, bei HNO-Ärztinnen und Ärzten waren es sogar rund 14 Prozent Umsatzsteigerung. Den größten Anstieg des Honorarumsatzvolumens konnten jedoch Labormedizinerinnen und Labormediziner mit knapp15 Prozent verbuchen. Vor allem die Auswertung von auf Corona-Viren prüfende PCR-Tests war für diesen enormen Anstieg verantwortlich.
Wie haben sich die Honorare von Ärztinnen und Ärzten nach über zwei Jahren Pandemie entwickelt?
Den größten Anstieg des Honorarumsatzvolumens von Ärztinnen und Ärzten verbucht eindeutig das dritte Quartal 2020. Die Gründe dafür waren vor allem Operationen und anderen Behandlungen, die zu Beginn der Pandemie aufgeschoben und in den pandemisch entspannteren Sommermonaten dann nachgeholt wurden. 2021 und 2022 gab es jedoch weiterhin Veränderungen bei den Honoraren von Ärztinnen und Ärzten. Um Honorarverlusten im Gesundheitsbereich entgegenzuwirken, haben der Erweiterte Bewertungsausschuss (EBA) und der Bewertungsausschuss (BA) zum Beispiel Honoraranpassungen beschlossen. Für das Jahr 2022 wurde das Honorarumsatzvolumen für Ärztinnen und Ärzte um 1,275 Prozent angehoben. Damit konnten tatsächlich Honorarverluste im Gesundheitsbereich vermieden werden. Inwiefern die Anpassung der Honorare für Ärztinnen und Ärzte jedoch ausreichend ist, wurde und wird immer noch debattiert.
Fakt ist, dass nach zwei Jahren Pandemie wohl nicht erneut mit einem so starken Einbruch und anschließend erneutem Anstieg des Honorarvolumens von Ärztinnen und Ärzten in Deutschland zu rechnen ist. Das dritte Quartal 2020 war, ist und bleibt wohl eine Ausnahme was die Honorare im Gesundheitsbereich angeht.
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