
Studierenden stehen nach ihrem Abschluss zahlreiche Möglichkeiten für ihre Arbeitgeberwahl offen. Der starke Geburtenrückgang der letzten Jahre führte zu einem Engpass auf dem Arbeitsmarkt, der sich als Kampf der Arbeitgeber um die Fachkräfte bemerkbar macht. Durch den anhaltenden demographischen Wandel wird sich der „War for Talents“ auch zukünftig weiter zuspitzen. Das Gesundheitswesen bekommt den Engpass besonders deutlich zu spüren. Demnach stehen insbesondere Kliniken und Krankenhäuser vor der Herausforderung, junge Talente vor konkurrierenden Arbeitgebern anzusprechen und für sich zu gewinnen. Ziel des Hochschulmarketings ist es, die Studierenden von einer Bewerbung im eigenen Unternehmen zu überzeugen, bevor sie auf dem Arbeitsmarkt von zahlreichen beruflichen Möglichkeiten nahezu überflutet werden. So werden sie bereits während des Studiums angesprochen und über die Klinik als Arbeitgeber und die Chancen für Berufseinsteiger/-innen informiert.
Inhaltsverzeichnis
Der Vorteil des Hochschulmarketings
Im Rahmen des Hochschulmarketings wird jungen Menschen eine Orientierungshilfe im Hinblick auf ihre Arbeitgeberentscheidung nach dem Universitätsabschluss geboten. Gleichzeitig haben Arbeitgeber die Chance, sich entsprechend sichtbar zu positionieren und das Interesse für eine Karriere im eigenen Unternehmen zu wecken. Durch die bewusste Auswahl von Maßnahmen und Angeboten des Hochschulmarketings können Studierende in den relevanten Studienfächern und Semestern gezielt angesprochen werden.
Insbesondere bei der Ansprache junger Talente spielt die Kommunikation der eigenen Unternehmenswerte eine entscheidende Rolle. Die jüngere Generation stellt hohe Anforderungen an einen Arbeitgeber und legt Wert auf Nicht-monetäre-Benefits, wie beispielsweise eine angenehme Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeiten oder unternehmerische Nachhaltigkeit.
Das Hochschulmarketing bietet in diesem Zusammenhang die Möglichkeit, die eigenen Arbeitgeberwerte frühzeitig zu kommunizieren und der jungen Zielgruppe somit eine Identifikationsbasis mit dem eigenen Unternehmen als Arbeitgeber zu bieten. Im Ergebnis wirkt sich das Hochschulmarketing positiv auf Attraktivität und Wiedererkennungswert der eigenen Arbeitgebermarke aus.
Hochschulmarketing für Arztberufe
Die Gesundheitsbranche ist eine der am stärksten betroffenen Branchen im Hinblick auf den globalen Fachkräfteengpass. Viele Kliniken und Krankenhäuser suchen eindringlich nach Personal und müssen aufgrund von Unterbesetzung ganze Stationen schließen. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Hochschulmarketing für Kliniken und Krankenhäuser besonders stark an Relevanz.
Die Ausarbeitung und Umsetzung einer individuellen Strategie zur systematischen Ansprache der jungen Zielgruppe kann Kliniken und Krankenhäusern dabei helfen, PJ- und Assistenzarztstellen schneller zu besetzen. Die genaue Analyse der eigenen Zielgruppe gibt Aufschluss über die individuellen Wünsche und Ansprüche.
Insbesondere das Praktische Jahr im Medizinstudium ist häufig durch eine schlechte Bezahlung und Überstunden geprägt. Folglich reichen kleine, mitarbeiterorientierte Zusatzleistungen aus, um sich von konkurrierenden Arbeitgebern abzuheben. Je nach Budget und Größe des eigenen Hauses kann man über einen zusätzlichen Urlaubstag, eine mögliche Gewährung von Wunschdiensten und die Aufbesserung des Gehalts diskutieren.
Idealerweise lohnt es sich hier zu investieren: Benefits stärken die Mitarbeiterbindung und tragen in der Konsequenz dazu bei, Ärzte/-innen langfristig an die eigene Klinik zu binden und weniger Stellen neu besetzen zu müssen. Wer die eigene Zielgruppe versteht, die Anforderungen intern umsetzt und mittels des Hochschulmarketings frühzeitig an Medizinstudenten/-innen heranträgt, verschafft sich einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil.
Praktische Umsetzung in Kliniken und Krankenhäusern
Das Hochschulmarketing bietet Kliniken und Krankenhäusern die Möglichkeit, mit Studenten/-innen und Absolventen/-innen von Gesundheitsberufen in Kontakt zu treten. Die erste Schnittstelle sind meist Merchandise- oder Print-Artikel, die an prägnanten Standorten auf dem Campus wie beispielsweise dem schwarzen Brett, der Mensa oder Veranstaltungsräumen ausliegen. Eine Verlängerung auf die Online-Kanäle ermöglicht einen regelmäßigen und langfristigen Kontakt mit den Studenten/-innen. Die wichtigsten Kanäle sind die, auf denen die eigene Zielgruppe aktiv ist. Das sind vor allem Studierenden-Netzwerke oder medizinische Fachforen.
Soziale Medien
Für den regelmäßigen Austausch mit der jungen Zielgruppe spielen überdies die sozialen Medien wie Instagram, Facebook oder TikTok eine wichtige Rolle. Die reine Präsenz reicht hier jedoch nicht aus. Um als Klinik erfolgreich auf sich aufmerksam zu machen, muss man regelmäßig für die Zielgruppe relevante Inhalte veröffentlichen. Die Kliniken Köln nutzen ihren Instagram Kanal, um potenziellen Bewerber/innen und Patienten/-innen einen Einblick in den Klinikalltag zu gewähren. Durch unterhaltsame Kurzvideos wird das Bild eines interessanten Arbeitgebers mit vielseitigen Möglichkeiten und einer lockeren und sympathischen Arbeitsatmosphäre erschaffen.
Job- und Karrieremessen
Im nächsten Schritt muss der bisher nur mediale Kontakt zum/zur Kandidaten/-in persönlich aufgenommen werden. Angesichts des Wettbewerbs um junge Talente ist es besonders wichtig, den Studierenden niedrigschwellige Angebote mit einem persönlichen oder akademischen Mehrwert zu bieten. Eine Möglichkeit ist die Teilnahme an medizinischen Jobmessen. Dort muss man jedoch mit vielen anderen Arbeitgebern konkurrieren und der Erfolg ist abhängig von den Besucherzahlen der Messe.
Vor Ort in der Uni
Weiterhin gibt es die Möglichkeit, dass Ärzte/-innen der Klinik Gastvorträge in den Gebäuden der Universität halten oder leistungs- oder projektbezogenen Wettbewerben ausgeschrieben werden. Auf diese Weise erreicht man einen Großteil aller Studierenden und motiviert zur aktiven Teilnahme. Das Sponsoring stellt ein weiteres relevantes Instrument des Hochschulmarketings dar. Je nach Budget können Ausschreibungen oder Veranstaltungen organisiert werden, die dem/der Kandidaten/-in positiv im Gedächtnis bleibt und in der Erinnerung mit der Klinik verknüpft werden.
Praktika und Nebenjobs
Wenn der erste Kontakt hergestellt ist, bewährt sich grundsätzlich der langfristige Kontakt mit den Studierenden beispielsweise im Rahmen von Praktika oder Werkstudentenstellen. Um Kandidaten/-innen auch für feste Stellen nach ihrem Abschluss zu begeistern, muss bereits zu Beginn aktiv auf die Bedürfnisse der Zielgruppe eingegangen werden. Besonders Medizinstudenten/-innen haben während der Vorlesungszeit nur wenig Zeit für einen Nebenjob.
Wer hier ein Angebot für Studierende schafft, den Umfang der Arbeitsstunden vierteljährig oder sogar monatlich flexibel zu planen und in den Semesterferien mehr zu arbeiten, wird in der Konsequenz mehr Studenten/-innen für Blockpraktika oder Aushilfstätigkeiten für sich gewinnen. Die Berücksichtigung der Ansprüche vermittelt eine Wertschätzung, die gerade junge Menschen von ihrem Arbeitgeber fordern. Diese positive Erfahrung wird im Ergebnis mehr Bewerber/innen auf feste Stellen nach dem Hochschulabschluss mit sich bringen.
Erfolgsfaktor Storytelling
Die authentische Darstellung der eigenen Unternehmenswerte stellt die Grundvoraussetzung für erfolgreiches Hochschulmarketing dar. Wer es darüber hinaus schafft, durch kommunikative, lustige oder spannende Elemente eine Geschichte zu erzählen, fesselt die Aufmerksamkeit des/der Kandidaten/-in. Grade im Hinblick auf die Ansprache junger Menschen, die sich in einer Orientierungsphase befinden, kann die Geschichte eines attraktiven Werdegangs inspirieren und Interesse wecken. Werden beispielsweise Assistenzärzte/-innen für die Chirurgie gesucht, kann die Biografie des amtierenden Chefarztes dazu animieren, die Chirurgie als Fachrichtung zu wählen und die eigene Klinik als Lehrkrankenhaus zu wählen.
Fazit
Zukünftig werden immer weniger mögliche Kandidaten/-innen auf dem Gesundheitsmarkt verfügbar sein. Umso wichtiger ist es für Kliniken und Krankenhäuser, die wenigen Fachkräfte frühzeitig anzusprechen und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Eine konsequente und zielgruppenorientierte Kommunikation verschafft einen bedeutenden Wettbewerbsvorteil im Hinblick auf die Strahlkraft und den Wiedererkennungswert der eigenen Arbeitgebermarke. Dabei stehen Kliniken und Krankenhäuser vor der Herausforderung, die Zielgruppe genau zu analysieren und ihre Wünsche und Anforderungen zusammen mit der Belegschaft intern umzusetzen, um dies glaubwürdig an die Studenten/-innen heranzutragen.
So ermöglicht das Hochschulmarketing, Studierende vor konkurrierenden Arbeitgebern zu erreichen und sie mittels entsprechender Instrumente an die eigene Klinik zu binden. Hochschulmarketing stellt demnach einen unerlässlichen Teil des Recruitings dar, wenn es darum geht, junge Menschen anzusprechen und für eine Stelle im eigenen Haus zu begeistern.