
Neuer hippokratischer Eid – das ethische Handeln der Ärzte
Er ist weltweites Symbol für das ethische Handeln von Ärzten und über zweitausend Jahre alt: Der Eid des Hippokrates. Nun hat der hippokratischer Eid ein Update erhalten. Was sich ändert, und wie die Ärzteschaft zur modernen Fassung steht.
Neuer Eid von Weltärztebund entwickelt
Vom hippokratischen Eid hat jeder Patient bereits gehört. Viele glauben sogar, Mediziner müssten den Schwur tatsächlich leisten. Das Genfer Gelöbnis, das der Ärzteschaft stattdessen seit 1948 als moralische Leitplanke dient, ist in der breiten Öffentlichkeit weitaus weniger bekannt. Jahrelang wurde die Überarbeitung des Genfer Gelöbnisses diskutiert, nun hat der Weltärztebund einen überarbeiteten Text der Genfer Deklaration auf seiner Generalversammlung in Chicago verabschiedet. Die Neufassung wurde zwei Jahre lang durch eine internationale Arbeitsgruppe unter der Leitung der Bundesärztekammer vorbereitet.
Betont werden vor allem drei Aspekte:
- die Autonomie des Patienten;
- das Teilen von medizinischem Wissen zum Wohl der Patienten sowie zur Förderung der Gesundheitsversorgung;
- die Gesundheit der Mediziner, um eine gesundheitliche Versorgung auf höchstem Niveau zu leisten.
Im englischen Original heißt es nun:
„I will respect the autonomy and dignity of my patient.“
„I will share my medical knowledge for the benefit of the patient and the advancement of healthcare.“
„I will attend to my own health, well-being, and abilities in order to provide care of the highest standard.“
Eine endgültige deutsche Fassung ist derzeit noch in Arbeit. Einen Veröffentlichungstermin für die deutsche Übersetzung konnte die Bundesärztekammer nicht nennen. Zuletzt wurde der Text im Jahr 2006 überarbeitet.
Hippokratischer Eid: Was die neue Version nicht leisten kann
In der Ärzteschaft gibt es Stimmen, die beklagen, dass auch die neue Fassung des Genfer Gelöbnisses für gewisse ethische Probleme keine verbindlichen Antworten gibt. Vor allem seien dies die Themen Sterbehilfe und Schwangerschaftsabbruch, die im historischen Text des um 460 vor Chr. geboren griechischen Arztes Hippokrates streng verboten sind.
Auch bezüglich der Problematik einer zunehmenden Ökonomisierung der Medizin liefert die moderne Version keine Anhaltspunkte. Geschuldet sei dies einem Wertepluralismus in der Ärzteschaft und auch in der Gesellschaft, meint Professor Jochen Vollmann von der Ruhr-Universität Bochum, der das dortige Institut für medizinische Ethik und Geschichte der Medizin leitet. Vollmann erkennt an, dass es ethische Probleme gibt, „die man nicht mit einer einheitlichen Antwort für alle verbindlich in einem kurzen Text zusammenfassen kann.“
Nicht nur auf symbolischer Ebene weiterhin relevant
Moralische Leitplanken wie das Genfer Gelöbnis und der hippokratische Eid sind weiterhin relevant. Auch wenn sie nicht zu allen ethischen Fragen Antworten liefern, hierzulande nicht verpflichtend nach der Approbation geleistet werden und auch keine rechtliche Bedeutung haben. Weltweit berufen sich Mediziner auf den Schwur. In vielen Ländern gehört er zur ärztlichen Berufsordnung, mancherorts hat das Gelöbnis sogar Gesetzescharakter. Und: In den letzten Jahren wurde die Gelöbnisformel verstärkt wieder bei deutschen Examensfeiern verlesen. Dieser Satz, dieser symbolische Akt, scheint auch nach über 2.000 Jahren wichtig: „Bei meiner Aufnahme in den ärztlichen Berufsstand gelobe ich feierlich, mein Leben in den Dienst der Menschlichkeit zu stellen.“ (Deutsche Fassung des Genfer Gelöbnisses von 1948)