Nur ein falsches Wort und kurze Zeit später wird die Facebook-Seite von einem Shitstorm überrollt. Bewertungen und Kommentare im Internet sind allgegenwärtig. Aber was machen Ärztinnen und Ärzte, wenn die Kritik überhandnimmt? Verbale Gewalt, Hass und Drohungen sind leider keine Seltenheit mehr. So reagieren betroffene Praxen am besten, denn gefallen lassen muss man sich nicht alles.
Was ist ein Shitstorm?
Die Mitarbeiter waren unfreundlich, die Behandlung zu unpersönlich und die Wartezeiten viel zu lang. Bewertungen von Praxen und Ärzten auf Social Media, Suchmaschinen und Bewertungsportalen sind heutzutage ganz normal. Leider nehmen dabei besonders häufig die negativen Kommentare immer mehr zu, wie wir bereits in unserem Artikel Im Internet: Verbale Gewalt gegen Ärzte nimmt zu berichtet haben. Was aber, wenn sich aufgrund einer Aussage ein Shitstorm im Netz entwickelt?
Sobald sich negative Kommentare zu einem Thema häufen und gegen eine bestimmte Person oder ein Unternehmen richten, spricht man von einem Shitstorm. Auslöser dafür ist in der Regel eine bestimmte Äußerung zu einem besonders emotional aufgeladenen Thema wie Impfen oder Abtreibung. Meist bringt eine Aussage in einem Artikel oder einem Fernsehinterview den Shitstorm ins Rollen. Es kann aber auch genauso gut ein Kommentar oder eine Bewertung eines anderen Nutzers der Grund dafür sein. Daraufhin entbrennt eine erregte Diskussion unterhalb des Online-Artikels oder in den sozialen Netzwerken wie Facebook oder Twitter.
Welche Folgen kann ein Shitstorm für einen Arzt haben?
Die Internetnutzer legen immer mehr Wert auf Transparenz – und dazu gehören auch die Meinungen anderer. Bewertungen spielen bei der Praxiswahl demnach eine immer größere Rolle. Ein Shitstorm hat in diesem Fall natürlich sehr großen Einfluss auf die Reputation einer Praxis und damit auch betriebswirtschaftliche Auswirkungen.
Meist sind Unternehmen die Zielscheibe von Shitstorms, allerdings sind auch Privatpersonen nicht sicher davor. So kann ein privater Post eines Arztes, ein falsches Urlaubsfoto oder ein aus dem Zusammenhang gerissener Kommentar bereits Anlass genug sein, dass die „Hater“ einen Shitstorm lostreten. Schaukelt sich das ganze immer weiter hoch, sind Beleidigungen, Gewalt- und sogar Morddrohungen möglich.
Wie reagiert man am besten auf einen Shitstorm?
Meist bricht ein Shitstorm los, wenn es um Themen geht, die für große Spaltung innerhalb der Bevölkerung sorgen: Impfungen, die richtige Ernährung, Corona-Maßnahmen oder auch Abtreibungen zählen zu solchen Themen, die sehr schnell zu überbrodelnden Emotionen führen können. Mit wissenschaftlichen Erkenntnissen lassen sich in diesen Fällen Beschimpfungen leider nur selten beruhigen. Was also tun?
Abwarten und Tee trinken
Wer Zielscheibe eines Shitstorms ist, sollte zunächst unbedingt die Ruhe bewahren. Im Affekt kochen die Gemüter sehr schnell über. Eine falsche Reaktion in Form eines unüberlegten Kommentars könnte hier alles noch schlimmer machen. Oftmals verzieht sich der Sturm bereits nach kurzer Zeit von alleine wieder.
Ist dies nicht der Fall, gibt es nach dem ersten Durchatmen immer noch die Möglichkeit, das Gespräch zu suchen. Sachliche Argumente, Entschuldigungen, ausgleichende Eingeständnisse sind alles Möglichkeiten zur Besänftigung. Allerdings haben diese erfahrungsgemäß nur selten eine Wirkung. Hater lieben den Streit und tun alles für die Aufmerksamkeit. Dazu gesellen sich Internetrolle, die Spaß daran haben, die hitzige Diskussion noch weiter anzufeuern. Das Thema spielt dabei oftmals keine Rolle.
Kommentare oder Post löschen
Insbesondere bei privaten Social-Media-Kanälen gibt es die Möglichkeit, den auslösenden Post einfach zu löschen. Aber Vorsicht: Viele Hater speichern prophylaktisch Screenshots des ursprünglichen Pots, um ihn in diesem Fall woanders zugänglich zu machen.
Zudem gibt es die Möglichkeit, unangemessene Kommentare zu blockieren und sogar Nutzer zu sperren. Das bietet sich vor allem bei Trollen an, denen es weniger um das eigentliche Thema geht, als vielmehr darum, die Diskussion aufrechtzuerhalten.
Straftaten melden
Grundsätzlich muss man manchmal natürlich einfach akzeptieren, dass es andere Meinungen gibt und man dagegen nichts tun kann. Genauso wie man sich der eigenen Kritik immer wieder stellen sollte.
Was man hingegen niemals ignorieren sollte, sind strafrechtlich relevante Aussagen. Dazu zählen verbale Beleidigungen, rufschädigende Falschaussagen, Morddrohungen sowie rassistische oder extremistische Kommentare. Treten solche Fälle auf, sollten diese ausnahmslos bei der Polizei zur Anzeige gebracht werden. Zudem kann man solche Kommentare oder dahinterstehende Profile bei den entsprechenden Plattformen melden.
Das Bundeskriminalamt hat eine eigene Meldestelle für Hetze im Internet ins Leben gerufen. Dort kann man Vorfälle direkt online melden. Eine andere Möglichkeit ist das Projekt Hassmelden der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und dem Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz. Dort werden Meldungen auf strafrechtliche Relevanz geprüft und anschließend Anzeige erstattet.