
Eine gesunde Ernährungsweise wirkt sich auch positiv auf das globale Klima aus. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle “Lancet Countdown für Gesundheit und Klimawandel”. Eine gesunde Ernährung beugt dem Bericht zufolge nicht nur Übergewicht und damit verbundenen Folgeerkrankungen vor, sondern ist auch klimafreundlicher. Als Beispiele nennen die Autoren etwa den häufigen Verzehr von rotem Fleisch und von verarbeiteten Lebensmitteln. Beides sei aus gesundheitlicher Sicht bedenklich und führe zudem zu einem hohen CO2-Ausstoß.
Weniger Fleisch ist gut für die Gesundheit und das Klima
Für den Lancet Countdown analysieren 35 internationale Institutionen Daten über den Zusammenhang zwischen Gesundheit und Klimawandel. Insgesamt werden 43 Indikatoren erfasst, darunter Ernteverluste und Hitzetote ebenso wie Maßnahmen, welche die Gesundheit fördern und zu einem nachhaltigen Konsum führen sollen. Für den aktuellen Bericht berücksichtigten die Autoren auch die Frage, wie sich die Corona-Krise auf die Klimapolitik auswirkt.
Allein in Deutschland lassen sich dem Report zufolge elf Prozent der vermeidbaren Krankheitslast auf ernährungsbezogene Risikofaktoren zurückführen. Sieben Prozent der direkten Gesundheitskosten stehen mit ungesunder Ernährung im Zusammenhang, konkret mit dem übermäßigen Konsum von Zucker, Salz und gesättigtem Fett. In Folge sind etwa ein Viertel der Erwachsenen und sechs Prozent der Kinder in Deutschland von Adipositas betroffen. Zehn Prozent aller Erwachsenen haben Diabetes mellitus Typ 2.
Problematisch für die Gesundheit und das globale Klima sei zum Beispiel der übermäßige Verzehr von rotem Fleisch. Wie Autoren des Reports berechnet haben, ließen sich im Jahr 2017 weltweit rund 990.000 Todesfälle auf einen häufigen Verzehr von rotem Fleisch zurückführen. Intensivtierhaltung geht zudem mit einem hohen CO2-Ausstoß einher und benötigt einen großen Teil der landwirtschaftlichen Fläche, was zu einem Verlust von Biodiversität führt. Dabei liefert sie aber nur 18 Prozent der weltweiten Nahrungsenergie. Den Fleischverzehr zu reduzieren, fördert den Autoren zufolge nicht nur die Gesundheit, sondern bringt auch positive Effekte für das Klima mit sich.
Verarbeitete Lebensmittel haben hohen CO2-Austoß zur Folge
Ähnlich sieht es bei verarbeiteten Lebensmitteln aus. Convenience Food macht das Leben zwar leichter und ist für die Hersteller äußerst profitabel. Die Lancet Autoren kritisieren allerdings, dass es weltweit traditionelle Ernährungsweisen verdrängt. Das sei nicht das einzige Problem: Stark verarbeitete Lebensmittel stehen unter dem Verdacht, Übergewicht und Adipositas zu befördern. Das legt eine kontrollierte Studie des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases in Bethesda nahe. Wer häufig Fertiggerichte verzehrt, isst demnach oft mehr als jemand, der sich hauptsächlich von frischen Lebensmitteln ernährt.
Fertiglebensmittel enthalten häufig Zucker und weitere leicht verdauliche Kohlenhydrate, die nicht über längere Zeit sättigen, aber nur selten Ballaststoffe oder sekundäre Pflanzenstoffe. Auch der hohe Gehalt an gesättigten Fettsäuren kann sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken. Die recht aufwendige Produktion benötigt zudem vergleichsweise viel Energie und führt zu hohen CO2-Emissionen.
Ernährungslehre soll für Zusammenhänge sensibilisieren
In einem Policy Brief führen die Lancet Autoren aus, mit welchen Maßnahmen sowohl auf eine gesündere Ernährung als auch auf mehr Nachhaltigkeit hingearbeitet werden kann. Unter anderem soll eine bessere Ernährungslehre dabei helfen, Verbraucher für die Zusammenhänge zwischen gesunder Ernährung und Klimawandel zu sensibilisieren. Die Verantwortung für eine ebenso gesunde wie nachhaltige Ernährung solle aber nicht auf den Einzelnen abgewälzt werden. Auch Kantinen, Mensen und Krankenhausküchen müssten sich bemühen, Ernährungsempfehlungen besser umzusetzen. Die Autoren fordern daher offizielle Qualitätsstandards und Ernährungsempfehlungen für die Gemeinschaftsverpflegung. Außerdem sollten verbindliche Regeln für die Lebensmittelvermarktung getroffen werden, die vor allem Kinder vor Werbung für gesundheitsschädliche Produkte schützen.
Welchen Einfluss hat COVID-19 auf die Ernährung?
Der Lancet Countdown Report geht auch auf die Frage ein, wie sich die Corona-Krise auf die Ernährung ausgewirkt hat. Wie die Autoren beobachten, hat die Pandemie einige Veränderungen angestoßen. So würden zum Beispiel wieder mehr Menschen in Deutschland selbst kochen und zudem verstärkt regionale Produkte nachfragen. Das gehäufte Auftreten von Corona-Infektionen in Fleischverarbeitungsbetrieben habe derweil dazu geführt, die Schattenseiten der Lebensmittelindustrie zu beleuchten.