
Gehaltsverhandlungen gehören zum Arbeitsleben. Als Oberarzt sind Gehaltsverhandlungen ebenso gerechtfertigt, wie die Gehaltsverhandlung als junger Assistenzarzt. Was ist bei einer Gehaltsverhandlung als Oberarzt zu beachten? Wissenswerte aufgelistete Tipps für eine maximale Gehaltserhöhung im folgenden Beitrag.
Inhaltsverzeichnis
Tipp 1: Das Wissen um Tarifverträge und außertarifliche Verträge
Oberärzte werden häufig nach Tarif entlohnt – hier gilt das Einkommen als festgelegt. In Deutschland existieren verschiedene Tarifverträge für Universitätskliniken, private Klinikkonzerne und kommunale Krankenhäuser (hier geht’s zur Übersicht).
Zu den gängigsten Verträgen zählt der Tarifvertrag für alle Universitätskliniken (TV-Ärzte TdL) sowie der „Tarifvertrag Ärzte für kommunale Krankenhäuser“ (TV-Ärzte/VKA), deren Bezüge sich ähneln. Die Unterteilung erfolgt in Stufen: Je mehr Arbeitserfahrung ein Oberarzt aufweist, desto höher die Stufe und demnach auch höher das Gehalt. Ein Oberarzt verdient in einer Uniklinik im ersten Jahr monatlich ungefähr 8.800 Euro brutto (Stufe 1), während der monatliche Bruttolohn ab dem siebten Jahr (Stufe 7) ca. 10.030 Euro beträgt.
In kommunalen Krankenhäusern ist das tarifliche Gehalt niedriger: das monatliche Einstiegsgehalt liegt hier bei ungefähr 8.750 Euro brutto. Mit der Anzahl der Berufsjahre erhöht sich auch das monatliche Gehalt. Zum monatlichen Bruttolohn kommen noch Zuschläge für Dienste und/oder Überstunden hinzu, sodass das Monatsgehalt in Abhängigkeit von der Arbeitsbelastung auch bis zu 2.000 Euro höher liegen kann. Auch die Anstellung als Oberarzt bei einem kirchlichen Träger wird nach Tarifvertrag entlohnt – hier verdient man, im Vergleich zu anderen Tarifverträgen, am wenigsten. Bei außertariflichen Verträgen (AT-Vertrag) ist das Gehalt Verhandlungssache.
Tipp 2: Qualifikationen: Kenne deinen Wert
Eine abgeschlossene Facharztausbildung bietet sowohl finanzielle als auch fachliche Vorteile und ebnet den Weg, um als Oberarzt tätig zu sein und die Chance auf eine Stelle mit außertariflichem Lohn zu erhöhen. Auch kann das Vorweisen einer Promotion verhelfen, ein höheres Verdienst als Oberarzt zu erhalten. So ist zum Beispiel der Doktortitel an Unikliniken ein Garant für ein höheres monatliches Einkommen.
Auch kann eine abgeschlossene Promotion – vor allem bei privaten Klinikkonzernen, wo Doktorgrade weniger verbreitet sind – ein schlagfertiges Argument darstellen und bei einer Gehaltsverhandlung punkten. Bei einer Gehaltsverhandlung kommt es stets darauf an, sich bewusst über Wert zu verkaufen und nicht unter Wert.
Tipp 3: Auf der Suche nach einer vakanten Oberarztstelle
In manchen Abteilungen sind fast so viele Oberärzte beschäftigt wie Assistenzärzte. Der sogenannte „Oberarztstau“ erschwert den eigenen Karriereaufstieg. Die Möglichkeit ist zwar gegeben, als Funktionsoberarzt – auch „Oberarzt light“ genannt – zu arbeiten. Allerdings fällt das Gehalt bei vergleichbaren Tätigkeitsbereichen schlechter aus als bei einem „richtigen“ Oberarzt. Daher wird empfohlen, sich anderweitig umzuschauen und nach einer vakanten Stelle in der Nachbarschaft, die eventuell schon seit mehreren Monaten ausgeschrieben und somit unbesetzt ist, Ausschau zu halten und sich zu bewerben. Möglicherweise lässt sich dann auch hier das Gehalt verhandeln und eine maximale Gehaltserhöhung nach den eigenen Vorstellungen erzielen.
Tipp 4: Die Macht der Psychologie einsetzen
Eine Gehaltserhöhung formulieren ist nicht immer einfach. Die richtige Wortwahl ist ebenso wichtig wie der Einsatz psychologischer Tricks, die nachfolgend näher erläutert werden. Sofern nach dem Betrag der Gehaltsvorstellung gefragt wird, sind „krumme“ Beträge zu nennen, die der Klinikleitung zeigen sollen, dass die aktuellen Durchschnittsgehältern eines Oberarztes bekannt sind. Sofern ein Gegenangebot auf den „krummen“ Betrag genannt wird, fällt dieser – sozialpsychologisch betrachtet – trotz allem höher aus, als wenn ein „rundes“ Gehalt verlangt wird.
Weitere psychologische und rhetorische Tricks und Tipps, die situationsabhängig und gekonnt eingesetzt werden können und Verhandlungsstärke beweisen, sind unter anderem:
- Kritische Rückfragen
- Angleichen der (Körper-)Sprache, auch Spiegeltechnik genannt
- Schmeicheln als Appel an das Ego
- Täuschungsmanöver, auch „Bluff“ genannt
- Aufbau von moralischem Druck
Im Rahmen des Gesprächs sollte die Wortwahl taktisch klug gewählt werden: Zu empfehlen ist auf die Bezeichnung „Gehaltserhöhung“ zu verzichten und anstelle dessen von einer „Gehaltsanpassung“ zu sprechen. Diese Bezeichnung impliziert das Streben nach Gerechtigkeit anstatt die Gier nach mehr Geld.
Tipp 5: Mit der Leistung als Oberarzt punkten
Während man durch die Tätigkeit als Assistenzarzt medizinisches Wissen anhäuft, den klinischen Berufsalltag kennen lernt und berufliche Erfahrung sammelt, besteht die Aufgabe eines Oberarztes darin, organisatorisches Geschick unter Beweis zu stellen. In einem Verhandlungsgespräch ist darzulegen, wie die Abteilung vorangebracht werden soll, welche Ziele und Bestrebungen verfolgt werden und wie sehr man von davon profitieren würde.
Sofern es zur Unterzeichnung des Arbeitsvertrags führt, sind die vereinbarten Ziele schriftlich zu dokumentieren. Die Formulierung der „SMART-Regel“ ist hierbei hilfreich; die Ziele sollten über folgende Eigenschaften verfügen:
- spezifisch
- messbar
- akzeptiert
- realistisch
- terminiert
Der Ablauf eines Gehaltsgesprächs
Die beste Voraussetzung für eine Gehaltsverhandlung mit einem positiven Ausgang ist eine gute Vorbereitung. Die oben genannten Tipps können dazu beitragen. Darüber hinaus ist auch eine angenehme Gesprächsatmosphäre entscheidend.
Es wird empfohlen, die Grundregeln der Kommunikation, zu berücksichtigen:
- ausreden lassen
- aufmerksam und aktiv zuhören
- Interesse signalisieren durch Nachfragen und kurzen Einwürfen
- in einer Zusammenfassung das Gehörte wiedergeben, um Missverständnisse zu vermeiden
Weiterhin ist ein selbstbewusstes und sympathisches Auftreten wünschenswert, auch wenn das Gehaltsgespräch einen schwierigen oder ergebnislosen Verlauf beinhaltet.