
Zuckerkonsum verkürzt das Leben. Auch, wenn die Süßkraft dieser Substanz bei Jung und Alt beliebt ist, birgt sie zahlreiche Nachteile. Dieser Beitrag zeigt, warum Zuckerkonsum das Leben um viele Jahre verkürzen kann.
Was ist Zucker überhaupt?
Zunächst ist Zucker ein Kohlenhydrat wie viele andere auch. Sie unterscheiden sich hinsichtlich ihrer chemischen Struktur und ihrer Wirkung auf den Körper allerdings beträchtlich voneinander. Hier ist dann die Rede von Einfach- oder Zweifachzucker, aber auch Mehrfach- oder Vielfachzucker. Je länger die Saccharidkette ist, aus der das Zuckermolekül besteht, desto länger benötigt der Körper, um die im Zucker liegende Energie nutzbar zu machen. Bei Polysacchariden, die in naturbelassenen Nahrungsmitteln, wie Kartoffeln, Gemüse, Obst, aber auch in Getreideerzeugnissen enthalten sind, dauert dieser Vorgang mehrere Stunden.
Mono- und Disaccharide verfügen hingegen über eine wesentlich kürzere Bauform. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise der hier beleuchtete Haushaltszucker, aber auch Honig, Fruchtsäfte, Marmelade, Süßwaren und auch Milch. Die kurze Struktur dieser Zucker macht es dem Körper besonders einfach, schnell an die Energie zu kommen. In körperlichen Belastungssituationen wie beispielsweise beim Sport, kann dies von großem Vorteil sein, um schnell an weitere Energie zu kommen. Wer Mono- und Disaccharide allerdings ohne entsprechende körperliche Betätigung zu sich nimmt, riskiert gravierende Nebeneffekte.
Was macht Zucker so problematisch?
Zwar ist Zucker die für den menschlichen Körper wohl bedeutendste Energiequelle, es kommt jedoch vor allem darauf an, möglichst langkettige Zucker auf den Speiseplan zu setzen.
Mono- und Disaccharide wie sie in Süßigkeiten vorhanden sind, machen die im Zucker enthaltene Energie zwar schnell verfügbar, dies aber auf Kosten der Gesundheit: Der schnelle Anstieg des Blutzuckers sorgt für eine ebenso rasche Insulinausschüttung durch die Bauchspeicheldrüse. Das Hormon Insulin wird dabei für die Aufnahme des Zuckers in die Muskelzellen benötigt. Komplexe, langkettige Kohlenhydrate werden langsam vom Körper aufgespalten und verursachen daher einen langsamen Blutzuckeranstieg und eine ebenso langsame Insulinausschüttung.
Auch das Sinken des Insulinspiegels steht im Verhältnis zur Geschwindigkeit und Stärke der Ausschüttung: Ein gemächlich über mehrere Stunden sinkender Insulinspiegel ist dabei wünschenswert, während ein schnell sinkender Insulin- und Blutzuckerspiegel bereits nach kurzer Zeit Heißhungerattacken hervorrufen kann. Steigen Insulingehalt und Blutzucker über längere Zeit regelmäßig rapide an, kann sich eine Insulinresistenz entwickeln. Der Blutzuckerspiegel bleibt dann dauerhaft erhöht, sorgt für Gefäßschäden und Stoffwechselprobleme. Problematisch an Zucker ist natürlich auch, dass er außer der Energie keine weiteren Nährstoffe, beispielsweise in Form von Mineralstoffen oder Vitaminen enthält.
Zucker ist wichtig, aber…
Als schneller Energielieferant für Ausdauersportler und alle, die harte körperliche Arbeit verrichten, ist Zucker ein schneller Helfer. Aber auch Diabetiker, die sich auf dem Weg in eine Unterzuckerung befinden, benötigen einen möglichst schnell wirksamen Zucker.
Abgesehen von diesen Fällen gilt es, den Zuckerkonsum möglichst gering zu halten. Maximal 10 Prozent der täglichen Energiezufuhr sollen über Mono- und Disaccharide gedeckt werden. Ein ständig überhöhter Blutzuckerspiegel, der durch übermäßigen Zuckerkonsum hervorgerufen wurde, kann langfristig zu Insulinresistenz führen und dadurch die Entstehung von Diabetes Typ 2 begünstigen. Aber auch Übergewicht und Fettstoffwechselstörungen ergeben sich aus zu hohem Zuckerkonsum. Sowohl Fettleibigkeit als auch Diabetes gehören zu denjenigen Gesundheitsproblemen, welche die Lebenserwartung des Menschen nachweislich senken.
Dass dieser Effekt unter anderem auf die dehydrierende Wirkung des Zuckers zurückzuführen ist, gehört dabei zu den neueren Forschungserkenntnissen. Hoher Zuckerkonsum erhöht die Bildung von Harnsäure im Körper, die üblicherweise über die Nieren ausgeschieden wird. Steht aber aufgrund des dehydrierenden Effekts des Zucker weniger Wasser zum ausschwemmen zur Verfügung, verbleibt Harnsäure im Körper und kann zur Entstehung von Nierensteinen führen. Eine Studie aus dem Jahr 2020, welche diesen Zusammenhang an Fruchtfliegen untersuchte, konnte zumindest einen Teil der schädlichen Nebenwirkungen des Zuckers durch zusätzliche Wassergabe vermindern. Dies bedeutet allerdings noch lange nicht den Freibrief für übermäßigen Zuckerkonsum. Denn auch wenn die Tiere dadurch zwar länger überlebten, blieben sie dennoch krank.
Überhöhter Harnsäurespiegel senkt gleichzeitig Lebenserwartung und Lebensqualität
Wird Zucker in so hohem Maß überkonsumiert, dass der Harnsäurespiegel dauerhaft erhöht ist, steigt nicht nur die Sterblichkeit. Auch die persönliche Lebensqualität wird durch die ursächlich bedingten Erkrankungen deutlich schlechter. Zu diesen harnsäurebedingten Leiden zählen unter anderem Gicht, entzündliche Arthritis und Nierensteine. Zu dem wird mit der Dauer des übermäßigen Zuckerkonsums das Auftreten von Diabetes Typ 2 immer wahrscheinlicher. Wer seinen persönlichen Zuckerkonsum einschränkt, wird nicht nur durch eine längere Lebenserwartung belohnt, sondern erfreut sich auch länger an einer hohen Lebensqualität.
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Van Dam et al: Sugar-Induced Obesity and Insulin Resistance Are Uncoupled from Shortened Survival in Drosophila, www.cell.com (Abrufdatum: 08.04.2020)