Der Frauenanteil im Medizinstudium liegt bei nahezu 70%. In leitenden Funktionen jedoch finden sich nur noch 10% Frauen wieder. Woran liegt das?
praktischArzt wollte diesen Umständen auf den Grund gehen und hat hierfür Frau Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. (DÄB) in einem Interview befragt.
Die Frauenquote in der Medizin
Generell ist festzustellen, dass der Frauenanteil im Medizinstudium bei nahezu 70 Prozent liegt, bei den Assistenzärztinnen sind die Ärztinnen oft in der Überzahl, in leitenden Funktionen geht man jedoch nur noch von etwa zehn Prozent aus und in den Uni-Kliniken sind es sogar weniger als zehn Prozent.
Es gibt zwar Schritte um die Frauenquote zu steigern, wie beispielsweise die Quote in den Aufsichtsräten, dies sei jedoch aber erst ein Anfang.
Die pro Quote Medizin
Aus diesem Grund hat sich die Initiative “pro Quote Medizin” positioniert. Die Forderung und das Ziel von pro Quote: Führungspositionen sollen in Universitätskliniken und Krankenhäuser und in allen Gremien der Universitäten und der ärztlichen Selbstverwaltung im Laufe der nächsten fünf Jahre zu 40 %, bis 2023 zu 50 % mit Frauen besetzt werden – und zwar auf allen Hierarchiestufen.
Beteiligen kann sich jeder unter www.pro-quote-medizin.de.
Interview mit Frau Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmaraczyk
Bezüglich dieser Forderung haben wir den Dialog gesucht und nachgehakt wie es zur aktuellen Frauenquote kommen kann und was für eine gleichmäßigere Verschiebung der Geschlechter getan werden kann und muss.
Sehr geehrte Frau Prof. Dr. Kaczmarzcyk, neben dem Amt als Vizepräsidentin des Deutschen Ärztinnenbundes e.V. sind Sie Initiatorin der Aktion „pro Quote Medizin“. Was kann man darunter verstehen?
Die Initiative pro Quote Medizin entstand zusammen mit Dr. Ulrike Ley. Sie setzt sich für eine paritätische Veränderung in Medizin und Gesundheitswesen ein. Das Gesundheitswesen und noch stärker der Medizinbereich sind traditionell und patriarchal geprägt und gegen Veränderungen aufgrund von hierarchischen Strukturen besonders resistent. Mit unserer Initiative wollen wir Vorbilder schaffen, die greifbare Visionen entwickeln.
Wie viele Menschen partizipieren bereits bei der Aktion und was sind Ihre Ziele an Unterzeichnern bis Ende 2016?
pro quote Medizin hat bisher ca. 1.000 Unterstützerinnen und Unterstützer, davon fast 100 Professorinnen und Professoren. Unser Etappenziel sind noch mehr Menschen, die einsehen, dass es ohne Diversity und damit auch eine Quote auch in Gesundheitsunternehmen wie Kliniken nicht geht.
Können Sie in wenigen Sätzen wiedergeben was die hauptsächlichen Hindernisse einer so geringen Frauenquote in leitenden Positionen – mit teilweise unter 10% – sind?
Eines von vielen Hindernissen, das ich oben schon beschrieben habe ist, dass bei den Frauen der Karriereknick oft pünktlich mit dem ersten Kind einsetzt. Wenn der Vater nicht in Elternzeit geht, bleiben auch viele Ärztinnen ganz traditionell zu Hause und finden günstigstenfalls viel später wieder in den Beruf zurück. Da ist der Knick aber schon vorhanden und eine Karriere viel schwerer zu bewerkstelligen….
Finden Sie, dass deutsche Kliniken auf dem richtigen Weg sind und das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ bereits ausreichend im Auge haben?
Einige haben dies nicht nur im Auge, sondern setzen dies zum Beispiel mit Klinik-Betriebskindergärten und Gleichstellungsprogrammen auch um. Ärztinnen und Ärzte werden gesucht, das heißt, die Kliniken müssen gute Arbeitsbedingungen bieten, um sie zu gewinnen.
Nicht nur die Strukturen und Arbeitsbedingungen spielen eine Rolle, sondern auch die Psyche. Viele Frauen sehen sich häufig nicht in Führungspositionen. Worauf begründet sich dies?
Das hat in der Tat vielfältige Gründe. Mit etwas Rückenwind gelingt es jedoch immer häufiger, hochqualifizierte Frauen für Führungsposition zu begeistern, das sehen wir auch in anderen Berufsbereichen.
Wie kann ein „Umdenken“ angestoßen werden?
Durch Best Practice und faszinierende Beispiele…
Beispiel sein
Wenn unter unseren Lesern genau solch ein Beispiel besteht, freuen wir uns auf die Möglichkeit eines gemeinsamen Austauschs um die eigene Geschichte in einem Folgeartikel für die gesamte Leserschaft darzustellen.
Wie Frau Prof. Dr. Kaczmarzcyk angeführt hat leben ein Umdenken und solche Bewegungen von faszinierenden Beispielen, die geteilt werden müssen.
Wie seht Ihr die Frauenquote?
Ist eine gleichmäßigere Aufteilung der Geschlechter möglich? Welche Vor- und Nachteile können entstehen, die im Artikel nicht beleuchtet wurden?
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