
Nach kurzer Zeit auf einer Facharztstelle rücken viele junge Ärzte bereits auf eine Oberarzt-Position vor. Doch auf die neuen Herausforderungen, die diese Rolle mitbringt, sind sie oft nur unzureichend vorbereitet. Ein spezielles Förderprogramm zum Oberarzt soll neben fachlichen Kompetenzen auch Fähigkeiten zur Mitarbeiterführung vermitteln. Kliniken wiederum helfen mit derartigen Karriereprogrammen, um so auch ärztliches Personal ans eigene Haus zu binden.
Arztkarrieren verlaufen heute anders als noch vor einigen Jahren
Wer heute als Arzt in einer Klinik Karriere machen möchte, sieht sich einem anderen Berufsweg gegenüber als noch vor einigen Jahren. Denn früher durchliefen Ärzte in der Regel mehrere Stationen der beruflichen Entwicklung, bis sie schließlich eine Position als Oberarzt einnahmen. Dieser Weg gab ihnen die Möglichkeit, Berufserfahrung zu sammeln und sich auch fachübergreifende Kompetenzen anzueignen.
Heute sieht die Situation oft anders aus. Fachärzte wechseln häufig bereits nach wenigen Monaten auf eine Oberarztstelle. Dort stehen sie plötzlich vor vollkommen neuen Herausforderungen. Neben medizinischen Fachkenntnissen müssen Oberärzte auch Führungskompetenzen mitbringen. Sie übernehmen Verantwortung für ihre ärztlichen Mitarbeiter und müssen sich mit Fragen der Personalführung auseinandersetzen. Sie kümmern sich aber auch um die Aus- und Weiterbildung des Personals im ärztlichen Dienst, planen Arbeitszeiten und müssen dabei auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Generationen eingehen. Viele junge Oberärzte sind auf diese Rolle nur unzureichend vorbereitet.
Förderprogramme statten angehende Oberärzte mit dem nötigen Rüstzeug aus
Karin Burtscher, Personaldirektorin am Schwarzwald-Baar Klinikum und Mitglied des Initiativkreises neue Personalarbeit in Krankenhäusern (InPaK), plädiert aus diesen Gründen für ein Förderprogramm zum Oberarzt. Ein spezielles Curriculum soll Fachärzte auf ihre neuen, fachübergreifenden Aufgaben vorbereiten und ihnen das nötige Rüstzeug für ein dynamisches medizinisches Arbeitsumfeld mit auf den Weg geben. Angehende Oberärzte lernen, Führungskonzepte zu entwickeln und mit der zunehmenden Digitalisierung und Diversität im Klinikum umzugehen. Neben fachlichen Kompetenzen schult ein derartiges Karriereprogramm auch die zwischenmenschlichen Fähigkeiten. Das stärkt eine respektvolle Kommunikation in den Ärzteteams.
Vorteile bringt ein derartiges Förderprogramm nicht nur für die Oberärzte selbst, sondern auch für das Klinikum. Oberärzte, die sich auch auf Mitarbeiterführung verstehen, tragen wesentlich dazu bei, medizinisches Fachpersonal an die Klinik zu binden. Studien zeigen, dass es für Kliniken wirtschaftliche Vorteile hat, gut ausgebildete und motivierte Mitarbeiter zu halten. Weitere Untersuchungen belegen, dass junge Ärzte am liebsten dort arbeiten, wo ein gutes Teamklima und eine angenehme Unternehmenskultur vorherrschen.
Förderprogramm zum Oberarzt als Strategie der Personalbindung
Kliniken sind daher gut beraten, ein Förderprogramm für Oberärzte als Strategie der Personalbindung zu verstehen. Derartige Karriereprogramme geben den teilnehmenden Ärzten die Möglichkeit, Netzwerke zu bilden. Durch die fachliche und interdisziplinäre Diskussion in diesen Netzwerken gewinnt auch die Klinik selbst an Expertise. Für Oberärzte stellt das Förderprogramm wiederum einen attraktiven Pluspunkt dar, der sie an die Klinik bindet. Burtscher zufolge können Kliniken, die ihre Oberärzte bereits aktiv auf ihre neue Rolle vorbereiten, positive Auswirkungen auf die Mitarbeiterbindung und das Arbeitsklima nachweisen.
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