Immer mehr Flüchtlinge kommen in Deutschland an, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Bei deren medizinischer Versorgung ist besondere Aufmerksamkeit geboten.
Versorgung für Flüchtlingskinder
Entsprechend den Kinderrechtskonventionen der Vereinten Nationen haben Kinder das Recht auf eine bestmögliche medizinische Versorgung. Bei Flüchtlingskindern, die in Deutschland ankommen, ist häufig der Impfstatus unklar. Impfpässe existieren entweder gar nicht, wurden zurückgelassen oder sind verloren gegangen.
Impfstatus wichtig
In den Heimatländern vieler Flüchtlinge existieren Krankheiten wie Polio, die in Deutschland längst als bekämpft gelten. Da in der Bundesrepublik jedoch seit Jahren eine beklagenswerte Impfmüdigkeit herrscht, und viele Kinder nicht mehr vollständig nach Stiko-Empfehlungen geimpft sind, ist es nun zum Schutz aller wichtig, dass der Impfstatus der asylsuchenden Kinder und Jugendlichen so schnell wie möglich aktualisiert wird.
Bezüglich der saisonalen Grippeschutzimpfung arbeitet das Paul-Ehrlich-Institut an einer auf die aktuelle Flüchtlingslage zugeschnittenen Empfehlung. Da sich Keime in den Flüchtlingsunterkünften schnell ausbreiten und es bereits kleinere Grippeausbrüche gegeben hat, erscheint eine Grippeschutzimpfung der Flüchtlinge, und insbesondere der Flüchlingskinder, prinzipiell sinnvoll.
Multiresistente Keime
Multiresistente Keime sind ebenfalls ein wichtiges Thema: Auf dem Weg nach Europa leben asylsuchende Kinder und Erwachsene häufig auf engem Raum zusammen, und durchreisen Länder, in denen resistente Erreger häufiger vorkommen als in Deutschland. Patientinnen und Patienten jeden Alters, die sich in einer Asylbewerberunterkunft aufhalten oder aufgehalten waren, gelten somit – ähnlich wie Patienten aus einem Altenheim – prinzipiell als Risikopatienten für multiresistente Keime. Das bedeutet, dass bei elektiven Eingriffen unbedingt die geforderte Anzahl an Abstrichen abgewartet und gegebenenfalls eine Sanierung gestartet werden sollte. Ist ein Krankenhausaufenthalt unvermeidlich, muss eine Isolierung mit allen Schutzmaßnahmen erfolgen.
Fehlende Traumaverarbeitung
Auch wichtig ist: Eine Erhebung in den Aufnahmezentren hat ergeben, dass jedes fünfte Flüchtlingskind an Posttraumatischen Belastungsstörungen leidet. Die Kinder haben keine Möglichkeit, die belastenden und traumatisierenden Erlebnisse der Flucht zu verarbeiten. Bei der ärztlichen Behandlung von Flüchlingskindern muss also unbedingt Sensibilität, Einfühlungsvermögen und auch Verständnis für die kulturellen Unterschiede und den wahrscheinlich geringen Erfahrungsschatz der Kinder mit Ärzten an den Tag gelegt werden. Auffälligen Kindern und Jugendlichen soll unbedingt Zugang zu einer psychologischen Betreuung ermöglicht werden.
Die Bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer BAfF hat sich auf genau diese Problematik spezialisiert und bietet einen Überblick über alle Zentren Deutschlands. Den Link zur BAfF findet ihr HIER.
Mediziner helfen Asylsuchenden
Weitere wertvolle Hinweise zur ärztlichen Behandlung von Flüchtlingen findet ihr auch in unserem Blog „Mediziner helfen Asylsuchenden“ (LINK).
Bildnachweis: Mediziner helfen Asylsuchenden via Mediziner helfen Asylsuchenden Mediziner helfen Asylsuchenden