Schon lange wurde sie befürchtet und nun ist die Inflation da und sie sorgt in Arztpraxen für Kostensteigerungen. Laut dem ZI (Zentralinstitut für kassenärztliche Versorgung) sind die Kosten für den Betrieb einer Praxis zwischen 2017 und 2020, also nur innerhalb von drei Jahren, im Durchschnitt mehr als 13 Prozent gestiegen. Dabei ist die Inflation „nur“ um 3,7 Prozent gestiegen. Dieser Vergleich zeigt die möglichen Ausmaße. Ein weiterer Faktor ist der Fachkräftemangel. Die Zahl der Medizinischen Fachangestellte stagniert seit langem, während die Anforderungen und zugleich der Bedarf an Fachpersonal steigen. Doch warum ist das so und wie kann man gegensteuern?
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Fachkräftemangel und Inflation: Kostensteigerungen in Arztpraxen im zweistelligen Bereich
Die Teuerungsrate, das heißt, die Preisentwicklung wichtiger Güter, ist anhaltend hoch. Erstmals lag sie im September 2022 mit zehn Prozent in der Eurozone im zweistelligen Bereich, wie das europäische Statistikamt bestätigt hat. Dies stellt einen neuen Rekordwert dar. Ein weiteres Problem: Seit Jahren wird von einem Fachkräftemangel gesprochen. Die gestiegenen Kosten sind in den Arztpraxen große wirtschaftliche Herausforderungen. Zunehmend bieten Kliniken zum Ausgleich von Personalengpässen bereits höhere Gehälter. Fachleute fordern eine rasche Eindämmung von Kostenexplosionen in der Form einer Gegenfinanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen.
So kommen die Kostensteigerungen zustande
Die Aufwendungen für das Praxispersonal sind erhebliche Kostentreiber. In den drei Jahren sind diese Ausgaben um fast 19 Prozent gestiegen. Beim Personal liegt der Anteil an den gesamten Kosten des Praxisbetriebs bei etwa 55 Prozent. Im Jahr 2017 äußerte sich dies in einer Geldsumme von mehr als 140.000 Euro pro Praxisinhaber. Hinzu kommt als weiterer großer Risikofaktor die Inflation, die laut dem Statistischen Bundesamt im Juli des Jahres 2022 mehr als sieben Prozent beträgt. In der kommenden Zeit rechnen Experten mit weiter steigenden Teuerungsraten, zum Beispiel durch hohe Energiepreise, die in den Praxen zu deutlich steigenden Kosten führen werden. Dies bekommen vor allem Fachärzte/-innen zu spüren, die viele medizinische Geräte besitzen.
So wirkt sich das auf Arztpraxen aus
Mit diesem Wert als Orientierung müssen Praxisinhaber/-innen allein im Jahr 2022 mit höheren Kosten von fast 13.000 Euro rechnen. Verglichen mit dem Jahr 2017 wären sie für das Personal um rund 30 Prozent höher und die Gesamtkosten um etwa 27 Prozent. Bei einer Umfrage der Ärzteschaft gaben sechs von zehn an, dass sie die Verteuerung deutlich spüren. Viele bewegt die Situation nicht nur, auch von Existenzängsten ist die Rede.
Das ist problematisch an den Kostensteigerungen
Viele Befragte gaben an, dass sie eine verschlechterte Versorgung der Patientenschaft befürchten. Als Grund nennen sie erforderliche Einsparungen, zum Beispiel beim Personal. Doch ist dies zu befürworten? Wohl eher nicht, sodass Lösungen gefunden werden müssen. Medizinische Fachangestellte übernehmen immer komplexere Versorgungsaufgaben, entlasten die Ärzte/-innen in der Praxis und sind unverzichtbar. Ansehen, Wertschätzung und Bezahlung müssen daher stimmen.
Andere Befragte sagten, dass sie im Winter Heizkosten sparen möchten. Der immer größer werdende Druck, zu sparen, fördert vermehrte Einschränkungen des Versorgungsangebots. Schlimmstenfalls befürchten Ärzte/-innen, ihren Kassensitz aufgeben zu müssen. Dies wiederum wirkt sich negativ auf die wohnortnahe Versorgung aus. So weit darf es nicht kommen. Bleibt zu hoffen, dass sich die finanzielle Lage nicht weiter zuspitzt und die ambulante Versorgung zukünftig ebenso sichergestellt werden kann.
Fazit
Der Fachkräftemangel und die zunehmende Inflation sorgen für Kostensteigerungen in Arztpraxen. Es ist wichtig, dass die Kostenexplosion durch die gesetzlichen Krankenkassen gegenfinanziert werden, denn die Teuerungsrate wird in diesem Jahr nicht abnehmen. Damit die Engpässe nicht größer werden, müssen die Arztpraxen in der Lage sein, die steigenden Personalkosten und Inflation bewältigen zu können. Dies sollte ebenso im Interesse der Kassen sein. Auch dem Mangel an Fachkräften muss entgegengewirkt werden. Die Corona-Krise hat ihn aufgrund des sehr hektischen Arbeitsalltags verschärft, aber er ist nicht neu.