
Das Humanmedizinstudium ist erfolgreich absolviert. Jetzt heißt es, sich im Klinikalltag zu bewähren. Worauf kommt es in der Weiterbildung zum/-r Facharzt/-ärztin an? Worauf achten Chefärzte/-innen bei einer Bewerbung wirklich? Was ist Chefärzten/-innen wichtig? Mehr dazu im folgenden Beitrag.
Erwartungen an die Weiterbildung aus Sicht der jungen Ärzte/-innen
Als Weiterbildungsassistent/in ist meist das Fach, in welchem man sich bewirbt, vordergründig. Die Entscheidung für ein Fachgebiet kann sich bereits während des Studiums – meist in den letzten zwei, drei Jahren des Studiums – entwickeln. Famulaturen, ehrenamtliche Arbeit und insbesondere das Praktische Jahr können dazu beitragen, die Begeisterung für eine bestimmte Fachrichtung zu entwickeln.
Bei einer Bewerbung achtet man bewusst darauf, wie die Weiterbildung an der Klinik strukturiert ist. Beispielsweise, wie man die Dienste organisiert und den Ablauf der Einarbeitung gestaltet hat. Entscheidend bei der Bewerbung sind zudem die Erreichbarkeit der Klinik und die Vereinbarung des Berufs mit dem Privatleben. Darüber hinaus wird auch die Stimmung innerhalb des Teams für als wichtig empfunden. Auch können weitere Faktoren genannt werden, die ausschlaggebend hierfür sind, ob sich jemand bewirbt oder nicht.
Erwartungen an den medizinischen Nachwuchs aus Sicht von Chefärzten/-innen
Chefärzte/-innen haben den Anspruch an ihre jungen Kollegen/-innen, dass sie wirklich für den Beruf brennen und sich engagiert und empathisch um die Patienten/-innen kümmern. Wünschenswert ist, dass bereits vor der Facharztweiterbildung erste Erfahrungen mit der ausgewählten Facharztrichtung gesammelt worden sind. Darüber hinaus sollte der/die Bewerber/in auch in das bestehende Team passen.
Chefärzte/-ärztinnen haben Interesse daran, fleißige Mitarbeiter/-innen zu rekrutieren, die auch gute Arbeit leisten und ab einem gewissen Zeitpunkt produktiv sind, um die klinischen Belange abdecken zu können. Hier sei zu erwähnen, dass es sich um eine Weiterbildung und keine Ausbildung handelt: das Interesse, den medizinischen Nachwuchs, weiterzubilden, besteht, das medizinische Know-how sollte der/die Bewerber/in als Eigenschaft allerdings mitbringen können und im Vorfeld die nötigen Grundlagen gelernt haben.
Ohne die Bereitschaft, sich einzubringen und ohne Begeisterungsfähigkeit für das Fach, könne man den heutigen Belastungen des Berufs nicht durchhalten. Im Hinblick auf eine gesunde Work-Life-Balance, die zunehmend insbesondere bei jungen Kollegen/-innen an Bedeutung gewinnt, kann Flexibilität bei der Arbeit (abhängig von Arbeitgeber/in und Fachrichtung) ermöglicht werden: eine Teilzeitbeschäftigung als Assistenzarzt/-ärztin oder die Arbeit nur halbtags oder alle zwei Wochen ist durchaus denkbar und auch im Dienstplan integrierbar. Chefärzte/-innen wünschen bei einem/-r Anfänger/-in außerdem meist zunächst, dass diese/r noch in Vollzeit arbeitet.
Was ist wichtig: Promotion, Auslandsaufenthalt, ehrenamtliche Tätigkeit?
Bei einer Bewerbung sei eine Promotion nicht entscheidend, um eine Weiterbildungsstelle zu erhalten, allerdings sei es aber auch nicht von Nachteil, bereits den Doktortitel zu tragen. Sofern man mit der Doktorarbeit bestimmte Fähigkeiten, im besten Fall in dem Fachgebiet, für welches man sich beworben hat, unter Beweis stellen konnte, wird dies von Chefärzte/-innen gern gesehen und kann ein Pluspunkt bei der Einstellung sein.
Auch Auslandserfahrung und ehrenamtliche Tätigkeiten können vorteilhaft sein, sind aber nicht zwingend erforderlich. Als Beispiel: Eine ehrenamtliche Tätigkeit kann Hinweis auf ein soziales Engagement geben. Aber auch ohne Nachweis einer ehrenamtlichen Tätigkeit kann ein/-e Bewerber/in über sogenannte „Social Skills“ verfügen, weshalb Chefärzte/-innen in dieser Hinsicht keine Erwartungen haben.
Angebote von Chefärzten/-innen
Damit eine Jobsituation attraktiv erscheint, sollten Chefärzte/-innen supportiv wirken. Insbesondere im Fachbereich der Allgemein- und Viszeralchirurgie, in der es verglichen mit den beliebten Bereichen wie der Pädiatrie, der Radiologie oder der Inneren Medizin, häufig offene Stellen gibt, könne auf die Bewerber/innen zugegangen und diese unterstützt werden.
Beispiele hierfür sind 60-Prozent-Stellen zu ermöglichen, vermehrt Frauen einzustellen, eine Kinderbetreuung zur Verfügung stehen, und an dem Acht-Stunden-Tag festzuhalten. Darüber hinaus kann auch das Angebot zur wissenschaftlichen Arbeit und Lehrtätigkeit sowie die Aufnahme in ein strukturiertes Promotions- und Habilitationsprogramm einen Job attraktiv machen.