
Starke Erkältung, hohes Fieber, Rückenschmerzen: bei Beschwerden gehen Frauen und Männer selbstverständlich zum Hausarzt. Hat dieser die Erstuntersuchung abgeschlossen, überweist er den Patienten beim Bedarf zum Facharzt. Fachärzte gibt es in verschiedenen Facharztrichtungen bzw. medizinischen Fachgebieten wie der Inneren Medizin, Chirurgie oder Allgemeinmedizin.
Recht auf freie Wahl des Facharztes
In Deutschland haben alle Bürger grundsätzlich nach dem Gesetz unabhängig vom Ort Anspruch auf eine schnelle und gleich gute medizinische Versorgung sowohl durch den Hausarzt als auch bei Bedarf durch den Facharzt. Daneben gilt das Recht der freien Arztwahl. Dies bedeutet, dass sich jeder Patient an einen frei gewählten Arzt seines Vertrauens zu einer Behandlung wenden kann. Dieses Recht gilt sowohl für die Auswahl vom Hausarzt als auch für die Wahl vom Facharzt.
Der Realität entspricht das leider nicht, denn abhängig vom Wohnort muss jeder Versicherte große Unterschiede in der Versorgung in Kauf nehmen. Über Ärztemangel haben wir schon des Öfteren berichtet. Wie kann aber das Recht der freien Arztwahl und der ortsnahen Versorgung in Anspruch genommen werden, wenn es vor Ort keinen Facharzt gibt?
Das Versorgungsstrukturgesetz
Eine neue Verteilung der Ärzte sollte dieses Problem eigentlich lösen. Fachärzte lassen sich mit Vorliebe in Ballungszentren nieder, auf das Land verschlägt es nur selten einen neuen Facharzt. Um dem Entgegenzuwirken wurde 2012 das Versorgungsstrukturgesetz beschlossen. Insgesamt soll das Gesetz die hochwertige, wohnortnahe Ambulante fachärztliche Versorgung der Menschen in Deutschland sicherstellen. „Die Veränderung, die wir bei der spezialfachärztlichen Versorgung machen, ist eine der grundlegendsten Strukturveränderungen, die in der Gesundheitspolitik in den letzten Jahren gemacht wurde“, war die Aussage von Jens Spahn, dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU Bundestagsfraktion.
Die gewünschten Resultate sind leider bisher nicht eingetroffen. Auch nach den neuen Plänen mangelt es in ländlichen Gegenden an Fachärzten und die Mediziner konzentrieren sich auf die Städte. Studien zeigen, dass beispielsweise etwa ein Drittel der Frauen-, Kinder- und Augenarztpraxen sich aktuell in Großstädten befinden. Hier lebt jedoch nur ein Viertel der Bevölkerung. Die Ärztedichte entspricht also nicht dem Bedarf. Den Facharzt zieht es in Großstädte, wo zahlungskräftige Patienten wohnen. So kommt es zu einem starken Gefälle zwischen ländlichen Gegenden und den Städten.
Betrachtet man einzelne Facharztrichtungen genauer, wird dieses Ergebnis eindeutig belegt. So muss ein Kinderarzt auf dem Land im Durchschnitt 3859 Kinder betreuen, während es in der Stadt nur 2405 Kinder sind. Das gleiche Bild zeigt sich bei den Augenärzten. Während es zum Beispiel in Sachsen vermehrt unbesetzte Augenarztsitze gibt, kommt es in Städten zu einer Überversorgung von 150 Prozent. Hinsichtlich Frauenärzten ist in Deutschland nur jeder Fünfte Landkreis angemessen und ausreichend versorgt.
Statistik der Bundesärztekammer
Die Bundesärztekammer hat eine Statistik zum Jahr 2013 veröffentlicht. In der geht hervor wie hoch die Arztdichte in den verschiedenen Bundesländern ist. Arztdichte bedeutet die Anzahl der Einwohner je berufstätigen Arzt. Zum 31.12.2013 hatten wir in Deutschland 357.252 berufstätige Ärzte und 82.020.578 Einwohner.
Im Schnitt beträgt die Arztdichte etwa 230 Einwohner je Arzt. Besonders veranschaulichende Beispiele sind jedoch Berlin mit einer Arztdichte von 187 und dem herumliegenden Brandenburg mit einer Arztdichte von 276. Ebenso Bremen mit 175 und Niedersachsen mit 261. Dies veranschaulicht die Kontrastwerte von Ballungsgebieten zu Bundesländern mit vermehrten ländlichen Gebieten.
Im Umkehrschluss heißt das zwar nicht gleich, dass es in den ländlichen Gebieten mehr freie Stellen gibt und geben wird. Es ist jedoch in der Tat so, dass durch die große Nachfrage in den Ballungsgebieten Stellen schneller besetzt werden und somit das Angebot wesentlich geringer ist als in anderen Gebieten. In Relation zu einer hohen Anzahl an Krankenhäusern in Baden-Württemberg, Bayern und Nordrhein-Westfalen waren und sind dort die meisten Stellenanzeigen verfügbar.
Stand 2016
Das Versorgungsstärkungsgesetz sollte mehr junge Ärzte aufs Land bringen. Praxen in überversorgten Gebieten sollten nicht neu besetzt werden. Welche Ergebnisse wurden bisher erzielt?
„Das erklärte Ziel der Bundesregierung, eine bedarfsgerechte, flächendeckende und gut erreichbare medizinische Versorgung der Patienten auf hohem Niveau sicherzustellen, wird durch die geplanten Maßnahmen leider nicht erreicht“, erklärte die Präsidentin des größten Deutschen Sozialverbandes VdK Ulrike Mascher.
Die Strukturreform hat alles in allem die Situation bisher nicht verbessert, die Bedarfsplanung konzentriert sich weiterhin auf die Großstädte und in ohnehin schwach versorgten ländlichen Regionen wurde keine Aufstockung erzielt. Die Konzepte der besseren Verteilung von Fachärzten greifen bisher noch nicht. Die Bundesregierung ist also weiterhin gefordert nachzubessern, um in diesem wichtigen Thema Fortschritte zu erzielen.
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