
Ein Auslandsaufenthalt an einer Universität während des Medizinstudiums? Das ERASMUS-Programm, ein Förderprogramm der Europäischen Union, macht den Weg ins Ausland möglich. Wissenswerte Informationen zum Thema „Erasmus und Medizinstudium“ im folgenden Artikel.
Was ist Erasmus?
Das Erasmus-Programm ist ein Förderprogramm der Europäischen Union und gilt als das weltweit größte Förderprogramm von Auslandsaufenthalten an Universitäten. Das Programm, das seit über 30 Jahren nun existiert, ermöglicht Studierenden aller Fachrichtungen ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren. Die Bezeichnung „Erasmus“ ist ein Akronym und steht für „EuRopean Community Action Scheme for the Mobility of University Students“, was übersetzt „Gemeinschaftliches Europäisches Aktionsprogramm zur Förderung der Mobilität von Hochschulstudenten“ bedeutet.
Benannt wurde das Förderprogramm auch nach Erasmus von Rotterdam (1467-1536), dessen Lebenswerk, als ein europäisch gebildeter Humanist der Renaissance, die Vermittlung von Bildung und Bildungschancen gewesen ist. Innerhalb des Programms können Studierende – sofern sie die Voraussetzungen bei einer Erasmus-Bewerbung erfüllen – einen Hochschulaustausch innerhalb Europas wahrnehmen und finanzielle Unterstützung erhalten. Das Erasmus-Programm, das seit 1987 existiert, bietet Studierenden die Möglichkeit im Ausland zu studieren und sich die im Ausland erworbenen Leistungen anerkennen zu lassen. Bis heute haben mehr als vier Millionen Studierende vom Erasmus-Förderprogramm profitieren dürfen, davon 650.000 Studierende aus Deutschland.
Die finanzielle Unterstützung im Rahmen des Erasmus-Förderprogramm ist für eine Aufenthaltsdauer von mindestens drei Monaten bis maximal zwölf Monate möglich und muss sich innerhalb der Laufzeit des akademischen Jahres erstrecken.
ERASMUS und Medizinstudium – Vorteile und Nachteile
Das Erasmus-Förderprogramm beinhaltet viele Vorteile für Studierende. Es können unter anderem folgende Vorteile genannt werden, wenn man zu Erasmus-Studierenden gehört:
- volle Anerkennung der Studienleistung im Ausland, wenn die Studienleistungen äquivalent zu den Scheinen sind, die man an der Universität im Inland erwerben würde (es gilt, sich diesbezüglich noch vor dem Auslandsaufenthalt in jedem Fall zu informieren)
- volle Anerkennung des Auslandsstudienaufenthaltes zu Hause
- keine Zahlung von Studiengebühren im Ausland an der Partner-Universität
- Studierende können ein Stipendium für den Auslandsaufenthalt erhalten
- an der Gastuniversität im Ausland kann das Angebot eines Intensivsprachkurses angenommen werden und Sprachkenntnisse verbessert werden
- Studierende erlernen interkulturelle Kompetenzen, die für die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt genutzt werden können
- persönliche Weiterentwicklung
- Knüpfen internationaler Kontakte, die sich sowohl persönlich als auch beruflich als vorteilhaft erweisen können
- Zugewinn an Selbstsicherheit und Selbstständigkeit
Das Erasmus-Förderprogramm kann unter Umständen aber auch Nachteile mit sich bringen. Einige Beispiele hierfür sind unter anderem:
- eine Unterkunft / Wohnungsfindung in einem fremden Land (dieses Problem lässt sich durch eine gute und frühzeitige Planung umgehen)
- die Regelstudienzeit kann eventuell nicht eingehalten werden, da sich viele Studierende nach der Zeit an der ausländischen Partner-Universität wieder in der Universität im Inland einfinden müssen und die Akklimatisation manchmal auch länger dauert. Wer unbedingt in Regelstudienzeit den Hochschulabschluss in Humanmedizin erlangen möchte, sollte sich daher überlegen, ob ein Auslandssemester infrage kommt
- die Belastung, das Medizinstudium, welches ohnehin schon sehr anspruchsvoll ist, in einer Fremdsprache zu absolvieren, kann für einige Studierende zu hoch sein (kommt aber eher selten vor, zumal gute Kenntnisse der Landessprache eine Bedingung für eine Erasmus-Fördergabe darstellen)
In der Gesamtheit beinhaltet ein Auslandsaufenthalt im Rahmen des Erasmus-Förderprogramms während der Studienzeit jedoch mehr Vorteile als Nachteile.
ERASMUS und Medizinstudium – Voraussetzungen
Folgende Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um in das Erasmus-Förderprogramm aufgenommen zu werden:
- die/der Studierende muss in einem Studiengang eingeschrieben sein, der einen Austausch anbietet
- das erste Studienjahr an der Heimathochschule muss abgeschlossen sein
- das Studium muss ein Vollzeitstudium sein, was im Falle des Humanmedizin-Studiums zutrifft
- die/der Studierende muss aus einem EU-Land stammen bzw. zu einem Staat gehören, der Vertragspartner im Wirtschaftsraum Europas, sprich zu den am Erasmus-Programm teilnehmenden Ländern gehört
- ausreichende Sprachkenntnisse für das jeweilige Land müssen vorliegen (schriftlicher Nachweis), damit an Vorlesungen teilgenommen und Prüfungen abgeleistet werden können
- eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung muss vorhanden sein
- die/der Studierende verpflichtet sich, eine Mindestanzahl an ECTS-Punkten an der Erasmus-Partneruniversität im Ausland zu erlangen
In Abhängigkeit von der medizinischen Fakultät, in welcher man als Studierende/r der Humanmedizin eingeschrieben ist, ist unter Umständen eine Bewerbung erst möglich, wenn man den ersten Abschnitt der ärztlichen Prüfung bestanden hat, sprich eine Bewerbung für Studierende, die sich noch im vorklinischen Studienabschnitt befinden, ist nicht möglich.
Neben den Sprachkenntnissen als Voraussetzung können auch die bisher erworbenen Noten im Medizinstudium als ein weiteres Auswahlkriterium betrachtet werden. Sofern die oben genannten Bedingungen erfüllt sind und man sich als „förderfähig“ erweist, kann eine schriftliche Erasmus-Bewerbung geschrieben werden.
Welche Länder kommen infrage?
An dem Erasmus-Förderprogramm nehmen derzeit alle 27 Mitgliedsstaaten der EU teil und zusätzlich fünf weitere europäischer Länder. Diese sind: Norwegen, Island, Liechtenstein, die Schweiz und die Türkei.
In der Schweiz, die weder zur EU noch zum europäischen Wirtschaftsraum gehört, die aber trotz allem teilnahmeberechtigt, allerdings etwas in den Hintergrund gerückt ist, existiert ein ähnliches Förderprogramm für Schweizer Studierende, deren Studienaufenthalt im Ausland finanziell gefördert werden kann.
ERASMUS und Medizinstudium – Bewerbung und Vorbereitung
Die Bewerbung und Vorbereitung für das Erasmus-Förderprogramm sollten nach Möglichkeit ein Jahr vor dem geplanten Auslandsaufenthalt stattfinden. Je nachdem an welcher Universität man als Studierende/r der Humanmedizin immatrikuliert ist, gelten andere Voraussetzungen bzw. Termine zum Einreichen der Bewerbung. Auch kann die Auswahl der Partner-Universitäten, für die man sich im Rahmen des Erasmus-Programms bewerben kann, variieren.
Auf den jeweiligen Homepages der Universitäten sind Informationen zum „Erasmus-Programm für Medizin“ zu entnehmen. Die jeweiligen Ansprechpartner im Erasmus-Team (Erasmus-Koordinatoren) stehen zur Verfügung und unterstützen Studierende bei offenen Fragen rund um das Erasmus-Programm und zum Auslandstudium.
Die Bewerbung um einen Erasmus-Studienplatz und gleichzeitig um das Erasmus-Stipendium erfolgt bei der Auslandskoordinationsstelle der Fakultät, in welcher man immatrikuliert ist. Bevor sich mit der Bewerbung auseinandergesetzt wird, sollten drei Wunschuniversitäten ausgewählt werden. An welcher ausländischen Universität bzw. an welchem Ort kann man sich vorstellen zu leben und zu studieren? Zudem ist es sinnvoll sich über die Universitäten zu informieren und zu recherchieren, worauf diese Universität Wert legt.
Die Bewerbung setzt sich aus den folgenden Teilen zusammen:
- Lebenslauf (ausführlich und lückenlos)
- Leistungsübersicht
- Motivationsschreiben (in der jeweiligen Unterrichtssprache bzw. in Englisch verfasst)
- Ausdruck der Online-Formulare (der jeweiligen Universität)
Sofern die Nachfrage das Kontingent übersteigt und nicht genügend Plätze für die Partner-Universität im Ausland vorhanden sind, entscheidet das Motivationsschreiben, die bisher erworbenen Leistungen/Noten im Medizinstudium sowie die vorhandenen Sprachkenntnisse über die Nominierung der Bewerberin/des Bewerbers. Aus diesem Grund empfiehlt es sich genau zu formulieren, warum man für das Studium an der Universität geeignet ist und worin man sich von anderen Bewerbern unterscheidet. Auch können Empfehlungsschreiben der Professorin/des Professors bei einer Bewerbung beigelegt werden, um die Qualifikationen zu unterstreichen und besser zu punkten.