Mit dem neuen Jahr müssen sich niedergelassene Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis auf steigende Kosten einstellen. Neben den Strom- und Gaspreisen steigen auch die Gehälter für medizinisch-technische Fachangestellte und der gesetzliche Mindestlohn wird angehoben. Was wird 2022 alles teurer? Dieser Artikel gibt Praxisbetreibern einen Überblick.
MFA-Gehälter und Mindestlohn steigen
Im Jahr 2022 kommen auf Ärztinnen und Ärzte mit eigener Praxis unter anderem steigende Personalkosten zu. Tarifgebundene Arztpraxen müssen MFAs seit Jahresbeginn drei Prozent mehr Lohn zahlen. Das monatliche Einstiegsgehalt für Vollzeitbeschäftigte nach abgeschlossener Ausbildung wurde auf 2.151,05 Euro angehoben. Der Stundenlohn gemäß Gehaltstarifvertrag bewegt sich je nach Berufserfahrung und erworbenen Qualifikationen durch Fort- und Weiterbildung zwischen 12,88 und 25,88 Euro.
Die Ausbildungsvergütung ist ebenfalls gestiegen. MFA in Ausbildung erhalten nun im ersten Jahr 900 Euro pro Monat, im zweiten Jahr 965 Euro und im dritten Jahr 1.035 Euro.
Auch für nicht nach Tarifvertrag bezahlte Praxiskräfte steigen die Löhne. Die Bundesregierung hebt den Mindestlohn in drei Schritten an: Seit dem 1. Januar 2022 liegt die Untergrenze bei 9,82 Euro pro Stunde. Ab dem 1. Juli müssen Arbeitgeber mindestens 10,45 Euro pro Stunde zahlen. Im weiteren Verlauf des Jahres möchte die Ampelkoalition den Mindestlohn dann auf 12 Euro pro Stunde erhöhen. Das gilt auch für Minijobs. Im Vergleich zu 2021, als der Mindestlohn noch 9,60 Euro pro Stunde betrug, entspricht dies einem Anstieg von insgesamt 8,85 Prozent.
Steigende Kosten für Informationstechnologie
Erweiterte elektronische Patientenakte, elektronische AU und E-Rezept – auch wenn die Einführung der E-Rezept-Pflicht auf unbestimmte Zeit verschoben wurde, schreitet die Digitalisierung des Gesundheitswesens voran. Für den dafür nötigen Anschluss an die Telematikinfrastruktur erhalten Arztpraxen Erstattungspauschalen von der Kassenärztlichen Vereinigungen. Diese Pauschalen reichen jedoch nicht in allen Fällen aus, um den Nachholbedarf einiger Praxen zu decken.
Das IT-Marktforschungsinstitut Gartner rechnet damit, dass Unternehmen im Wirtschaftsraum Europa, Naher Osten und Afrika über alle Branchen hinweg 1,3 Billionen US-Dollar mehr in Informationstechnologie investieren werden als 2021. Das entspricht einem Anstieg von 4,7 Prozent. Da die IT in Arztpraxen besonders hohe Anforderungen an die Datensicherheit stellt, können hier die Kosten auch höher ausfallen.
Steigende Kosten für Versicherungsbeiträge
Für einige notwendige Versicherungen werden Praxisbetreiber im Jahr 2022 ebenfalls mehr ausgeben müssen. Viele Anbieter von Praxisinhaltsversicherungen haben ihre Beiträge zu Jahresbeginn um 13 bis 14 Prozent angehoben. Durch die Beitragsanpassungen sollen die überproportional gestiegenen Preise für Rohstoffe, Waren und Einrichtungsgegenstände ausgeglichen werden. Im Schadensfall erhalten Versicherungsnehmer auch höhere Erstattungssummen zurück.
Teurer wird für viele Versicherte zudem die Berufshaftpflichtversicherung. Je nach Anbieter werden die Beiträge um bis zu 10 Prozent angehoben. Anders bei der Berufshaftpflicht der Deutschen Ärzteversicherung, hier bleiben die Beiträge 2022 stabil.
Überprüfen sollten niedergelassene Ärzte in diesem Jahr die Verträge für ihre private Krankenversicherung (PKV). Um gestiegene Ausgaben zu decken, erhöhen sich die Beiträge laut PKV-Verband in diesem Jahr bundesweit um 4,1 Prozent. Für Mediziner kann die Beitragsanpassung je nach Tarif noch deutlich höher ausfallen. Eventuell lohnt sich daher ein Wechsel.
Höhere Kosten für Energie und Verbrauchsausgaben
Weiterhin stehen Praxisbetreibern steigende Energiekosten ins Haus. Zwar sinkt die EEG-Umlage um rund drei Cent auf 3,72 Cent/kWh, dafür steigen der CO2-Preis und die Netzgebühren, während die Großhandelspreise auf einem historisch hohen Niveau liegen. Die meisten Versorger heben daher in diesem Jahr ihre Preise an. Strom wird für Haushalte und gewerbliche Kleinabnehmer im Schnitt um sieben Prozent teurer, die Gaspreise steigen um durchschnittlich 21 Prozent. Um Energiekosten zu sparen, können Praxisbetreiber die Preise für Strom und Gas zu vergleichen und gegebenenfalls zu einem günstigeren Anbieter wechseln.
Der Schriftverkehr per Post wird 2022 ebenfalls teurer. Nach drei Jahren Preisstabilität wurde der Deutschen Post eine Anhebung des Portos für regulierte Brief- und Sendungsarten genehmigt. Die Preise für Briefmarken sind damit um durchschnittlich 4,6 Prozent gestiegen. Für einen Standardbrief muss man nun statt 80 Cent 85 Cent zahlen, die Kosten für ein Standardeinschreiben sind von 2,50 Euro auf 2,65 Euro gestiegen.