
Diversity ist mehr als nur ein Trendwort. Die Vielfalt der Mitarbeiter bereichert den Klinikalltag und kann dazu beitragen, Innovationen voranzutreiben. Diversity ist ein Begriff, der eine Philosophie transportiert. Dabei geht es um die Wertschätzung der Unterschiedlichkeit von Menschen in Bezug auf Herkunft, Alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, Behinderung und vielen Aspekten der Gesellschaft und Tradition – das ist auch zunehmend in der Arbeitswelt von Bedeutung. Heute geht es immer noch um die Vermeidung von Diskriminierung am Arbeitsplatz, aber auch um das Erkennen und Fördern besonderer Fähigkeiten.
Wie gelingt die praktische Umsetzung im Klinikalltag? Und so gut das erstmal klingt, kann Diversity in der Zusammenarbeit auch Konflikte mit sich bringen – Gruppenbildung, Ausgrenzung oder das Aufeinanderprallen verschiedener Erwartungen und Herangehensweisen können das Arbeitsleben schon mal herausfordern. Wie schafft man den Umgang damit und sorgt dafür, dass sich jeder Mitarbeiter gesehen fühlt und auf individuelle Bedürfnisse eingegangen wird?
Diversity Management: Auf gesellschaftliche Veränderungen flexibel reagieren
Die Bedingungen, unter denen wir arbeiten, verändern sich ständig. Während sie in den letzten Jahrzehnten recht gleichförmig waren, sind und werden sie nun globaler – immer mehr Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln leben und arbeiten zusammen. Diversity und die positive Wahrnehmung von Vielfältigkeit gewinnen gesellschaftlich an Bedeutung. Die Generation der Millennials ist mit dieser Einstellung aufgewachsen und wird in den kommenden Jahren nahezu dreiviertel der Erwerbstätigen stellen. Für sie ist ein Arbeitgeber mit einer offenen Unternehmenskultur besonders attraktiv.

In Kliniken setzen sich immer mehr Teams aus Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Wurzeln zusammen.
Wie stärkt ein vielfältiges Team die Klinik?
Durch die unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründe sowie Lebenserfahrungen der Mitarbeiter entsteht ein Pool an Spezialwissen und Fähigkeiten. Das fördert Kreativität und schafft Platz für neue Ideen und Innovationen. Außerdem stärkt es die Loyalität der Mitarbeiter, sodass weniger Kollegen kündigen. Durch Diversity Management schaffen Kliniken eine produktive Arbeitsatmosphäre, gehen gegen Diskriminierung vor und sichern Chancengleichheit. All das stärkt die Leistung der Kliniken. Dabei ist es aber ganz wichtig, dass Diversity auch wirklich authentisch intern gelebt wird und nicht nur als Marketing-Konzept nach außen präsentiert wird.
Was ist Diversity Management?
Diversitiy ist mittlerweile auf allen Ebenen der Arbeitswelt erstrebenswert. Nicht nur wegen der Herstellung von Chancengleichheit, sondern auch aus wirtschaftlichen Gründen. Damit sich das Potenzial der Vielfalt optimal entfaltet, braucht es oftmals ein eigenes Management. Es ist der konstruktive und wertschätzende Umgang mit ihr, sodass Arbeitsbedingungen entstehen, in denen alle ihre Fähigkeiten entfalten können. Hierfür müssen Kliniken eigene Strategien entwickeln, weil die Anforderungen jeweils unterschiedlich sind. Es ist es wichtig, den Respekt füreinander zu stärken – besonders auch interkulturell, wenn man verstärkt global agiert.
Vorteile von Diversity Management
- sorgt für ein breiteres Spektrum an Verständnis untereinander, aber auch, was Patienten brauchen (sprachlich, kulturell oder religiös)
- schafft Vertrauen durch die Akzeptanz aller Unterschiede
- zieht Leute aus aller Welt an und eröffnet den Weg zu verschiedenen Perspektiven, Wissen, Erfahrungen und Möglichkeiten
Wie kann Diversität im Krankenhaus gefördert werden?
Doch wie lässt sich das Konzept nun praktisch in den Klinik-Alltag einbauen und leben? Neben der Umsetzung von flexiblen Arbeitsbedingungen und Barrierefreiheit spielt auch die Stärkung einer Feedbackkultur zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber eine wichtige Rolle. Durch sie schafft die Klinikleitung ein Bewusstsein für Vielfalt und erkennt eventuelle Baustellen im sozialen Miteinander frühzeitig.
Durch Projekte und Workshops zur Aufklärung und Umsetzung von Diversity-Maßnahmen, wie z.B. einem Berufseinstieg für Geflüchtete oder Mitarbeiter mit Behinderungen zu ermöglichen, können Kliniken so eine Vorbildfunktion übernehmen. Das kann andere Einrichtungen ebenfalls anspornen.

Es ist wichtig, dass Kliniken die Vielfalt managen und ihren Mitarbeitern Hilfestellung bei Problemen geben
Eine Möglichkeit der ersten Annäherung ist, dass man alle Mitarbeitenden, sofern das möglich ist, im Intranet mit kurzer Lebensgeschichte und Foto vorstellt. So stellt man klar, dass Unterschiede keine Rolle spielen und jeder gesehen wird.
Vielleicht können längere Urlaube in die Heimatregionen der ausländischen Mitarbeiter im Urlaubsplan berücksichtigt werden sowie religiöse Feiertage. Außerdem sollte es auch ein wichtiges Ziel sein, dass mehr Frauen in Führungspositionen vertreten sind. Dabei können gezielte Mentoring-Programme unterstützen.
Ein weiterer Punkt: Das Bewusstsein dahingehend zu verändern, dass Behinderungen keine Einschränkung für Willen und Leistungsbereitschaft sind.
Hilfestellung geben
Ebenso spielt der Workflow zwischen verschiedenen Generationen eine wichtige Rolle. Wie transportiert man am besten Wissen von älteren auf jüngere Mitarbeiter? Dort treffen jene, die mit digitalen Tools aufgewachsen sind auf jene, die der Digitalisierung vielleicht eher skeptisch gegenüberstehen. Wie kann man das für beide Seiten angenehm gestalten?
Außerdem sollte es ein internes Konfliktmanagement geben, an die sich die Mitarbeiter jederzeit wenden können. Es wird sicherlich immer mal wieder Belastungen und Herausforderungen geben, wenn viele verschiedene Werte und Erfahrungen aufeinandertreffen (unabhängig von Diversity, das kann überall passieren, wo Menschen zusammenarbeiten). Diese können dann von einem geschulten Personal aufgefangen und begleitet werden.
Auch sprachliche Probleme können durch interne Schulungen überwunden werden. Vielleicht stellen Kliniken dafür Lehrkräfte ein. Schließlich sind Medizin und pflegende Tätigkeiten immer Teamarbeit, daher ist es wichtig, dass man sich sprachlich versteht – auf welcher Sprache auch immer.
Weiter kann man interne Gremien in der Klinik aufbauen (Behinderten-Vertretung, Frauenvertretung, Azubi-Vertretung etc.), die sich gezielt für die Bedürfnisse einsetzen und Ansprechpartner sind.
Ebenso ist familienfreundliches Arbeiten und Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein wichtiger Punkt. Da geht es besonders auch darum, Vorurteile abzubauen, wenn beispielsweise Männer in Elternzeit gehen und Frauen weiterarbeiten wollen.
Fazit
Kliniken müssen sich auf die gesellschaftlichen Veränderungen einstellen. Denn, wenn nicht auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Potentiale der Mitarbeiter eingegangen wird, können sie heute kaum noch am Markt bestehen. Dafür braucht man Diversity Management. Es belebt den Alltag und steht für eine vertrauensvolle Unternehmenskultur, die einen wichtigen Beitrag für die positive Entwicklung der Gesellschaft leistet. Auch, wenn es herausfordernd erscheinen mag, immer wieder auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der Mitarbeiter einzugehen und sich diesen zu stellen, lohnt es sich nachhaltig und sorgt für ein wertfreies Begegnen – auch auf die Mitarbeitersuche wirkt es sich positiv aus, denn wer arbeitet nicht gerne in einem vorurteilsfreien Umfeld, in dem Gleichberechtigung und Wertschätzung an oberster Stelle stehen?! All die Erfahrungen der Interaktion mit Menschen nehmen Patienten und Beschäftigte dann auch mit in ihr Privatleben – man hilft sich und ist aufeinander angewiesen, das stärkt das friedliche Miteinander außerhalb der Klinik.