Die Digitalisierung der Krankenhäuser und Arztpraxen schreitet zwar stetig voran, vielen Ärzten/-innen geht es aber nicht schnell genug. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom und des Ärzteverbands Hartmannbund unter mehr als 500 Medizinern/-innen. Digitale Angebote wie Tablet-gestützte Patientenaufnahmen, Virtuelle Realität und digitale Aufklärungsbögen stehen dabei auf der Wunschliste ganz oben.
Ärzte/-innen: Deutschland hinkt bei der Digitalisierung hinterher
Grundsätzlich steht die Mehrheit der befragten Ärzte/-innen digitalen Angeboten im Gesundheitswesen positiv gegenüber. 76 Prozent sehen sie als Chance für die Medizin, 64 Prozent glauben, dass digitale Technologien die medizinische Versorgung verbessern und 50 Prozent denken, dass sie auch die Kosten im Gesundheitssystem senken können.
Rund zwei Dritteln (67 Prozent) der Befragten geht es mit dem Angebot digitaler Technologien nicht schnell genug voran. Bei der letzten Umfrage im Jahr 2020 sagten dies 57 Prozent. 78 Prozent sagen aus, dass Deutschland bei den digitalen Angeboten im Gesundheitswesen anderen Ländern hinterherhinkt. Vor zwei Jahren lag dieser Anteil bei 60 Prozent.
Digitale Angebote in Kliniken
Die Umfrage zeigt weiter, welche digitalen Technologien in den Kliniken und Praxen bereits zum Einsatz kommen und welche Angebote von Ärzten/-innen gewünscht werden. So sagen 71 Prozent der Befragten, in den Krankenhäusern bereits WLAN für Patienten/-innen zur Verfügung zu stellen. 32 Prozent geben an, Kollegen/-innen mit Hilfe von Telemedizin zu konsultieren. Digitale Aufklärungsbögen nutzen 20 Prozent der Befragten im Krankenhaus.
Tablet-gestützte Patientenaufnahmen bringen 18 Prozent der Befragten zum Einsatz. 66 Prozent würden sich dieses Angebot wünschen. Auf der Wunschliste ebenfalls ganz oben: Virtual Reality-Angebote mit 65 Prozent (im Einsatz bei acht Prozent der Befragten) und digitale Aufklärungsbögen mit 63 Prozent (genutzt von 20 Prozent der Befragten). 59 Prozent halten Video-Konsultationen und die telemedizinische Überwachung von Patienten/-innen für sinnvoll, bislang können aber nur 14 Prozent der Befragten derartige Angebote nutzen. 54 Prozent wünschen sich den Einsatz Künstlicher Intelligenz, nur neun Prozent der Befragten können bereits auf KI zurückgreifen.
Digitale Technologie in der Arztpraxis
In den Arztpraxen werden digitale Technologien bislang nur zurückhaltend genutzt. 21 Prozent der Befragten bieten in ihrer Praxis WLAN für Patienten/-innen an, weitere elf Prozent halten dies für sinnvoll. 18 Prozent führen Videosprechstunden durch oder überwachen den Gesundheitszustand von Patienten/-innen über Telemedizin, 30 Prozent würden sich solche Angebote wünschen. 15 Prozent setzen digitale Aufklärungsbögen ein, 42 Prozent der restlichen Befragten halten dieses Angebot für sinnvoll.
Telekonsultationen mit Kollegen/-innen führen elf Prozent der Befragten durch, 57 Prozent halten dies für sinnvoll. Zehn Prozent analysieren Vitaldaten von Fitnesstrackern und Apps, 30 Prozent könnten sich vorstellen, solche Angebote zu nutzen. Neun Prozent setzen Tablet-gestützte Patientenaufnahmen ein, weitere 37 Prozent würden sich dies wünschen. Nur drei Prozent der Befragten lassen sich bei Untersuchungen und OPs per Video von Fachleuchten unterstützen, für sinnvoll halten dies aber 44 Prozent.
Kommunikation verläuft noch weitgehend analog
Auch die Kommunikation verläuft in den Praxen noch überwiegend analog. Zum Austausch mit Patienten/-innen nutzen 86 Prozent das Telefon, für den Austausch mit anderen Praxen sind es 83 Prozent, für die Kommunikation mit Kliniken 80 Prozent. 63 Prozent der Befragten setzten für die Kommunikation mit anderen Praxen noch auf das Faxgerät. Für den Austausch mit Kliniken sind es 57 Prozent, für die Patientenkommunikation 16 Prozent. 30 Prozent kommunizieren hauptsächlich per E-Mail mit anderen Praxen, 24 Prozent nutzen diesen Weg für den Austausch mit Kliniken, 39 Prozent für die Kommunikation mit Patienten/-innen.
Nur eine/r von 100 Ärzten/-innen stellt regelmäßig elektronische Rezepte aus, vier Prozent tun dies gelegentlich. 57 Prozent könnten sich vorstellen, in Zukunft aufs E-Rezept umzusteigen. Knapp ein Fünftel der Befragten (18 Prozent) schließt das kategorisch aus. Zögerlich zeigen sich die Ärzte/-innen auch bei der elektronischen Patientenakte (ePA). Nur sechs Prozent haben sie schon einmal genutzt. 14 Prozent weisen ihre Patienten/-innen aktiv auf diese Möglichkeit hin. 29 Prozent geben an, dass ihnen die technische Ausstattung zur Nutzung der ePA fehlt, bei 13 Prozent der Befragten lehnen die Patienten die ePA ab. Für 18 Prozent kommt die Nutzung der ePA grundsätzlich nicht in Frage.
Was steht der Digitalisierung des Gesundheitssystems entgegen?
Danach befragt, warum ihrer Ansicht nach digitale Angebote noch nicht weiterverbreitet sind, hält die überwiegende Mehrheit (91 Prozent) die Komplexität des deutschen Gesundheitssystems für verantwortlich. 80 Prozent kritisieren die häufig langwierigen Zertifizierungs- und Genehmigungsverfahren, 76 Prozent eine zu starke Regulierung des Gesundheitssektors. Drei Viertel (75 Prozent) glauben, dass auch der hohe Aufwand für IT-Sicherheit die Digitalisierung behindert, 69 Prozent sehen eine zu strenge Auslegung des Datenschutzes als ursächlich an. Mangelnde Digitalkompetenz von Patienten/-innen halten nur 58 Prozent der Befragten für einen Grund, die Digitalkompetenz von Medizinern/-innen schätzen 46 Prozent als zu gering ein.