Die digitale Kommunikation nimmt sowohl in den Praxen von Vertragsärzten/-innen als auch bei den niedergelassenen Psychotherapeuten/-innen stetig zu. Das geht aus dem aktuellen PraxisBarometer Digitalisierung hervor, einer Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), veröffentlicht am 2. Februar 2023. Insbesondere der Anteil der Praxen, die Befunddaten und Arztbriefe digital verschicken, ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen.
Patientendokumentation ist nahezu vollständig digitalisiert
Das PraxisBarometer Digitalisierung ist eine bundesweite Befragung unter niedergelassenen Ärzten/-innen und Psychotherapeuten/-innen, die den Stand der Digitalisierung beleuchten will. Für die aktuelle Ausgabe das das IGES Institut im Auftrag der KBV im Herbst 2022 Daten von rund 2.500 Vertragspraxen erhoben. Im Mittelpunkt der Online-Befragung standen die digitalen Kommunikationswege für den Kontakt mit Patienten/-innen, anderen Ärzten/-innen und weiteren Einrichtungen des Gesundheitswesens.
Im Ergebnis zeigt sich, dass die Digitalisierung der Praxen weiter voranschreitet. Die Patientendokumentation haben bereits 80 Prozent aller Vertragspraxen vollständig oder mehrheitlich digitalisiert. In den Vorjahren lag dieser Wert bei durchschnittlich 73 Prozent. Besonders weit fortgeschritten ist die digitale Kommunikation in Praxen, die aufgrund ihrer Größe oder ihrer Lage ein hohes Patientenaufkommen zu bewältigen haben.
Bei der digitalen Kommunikation mit Patienten/-innen außerhalb der Praxis können die niedergelassenen Vertragsärzte/-innen und Psychotherapeuten/-innen noch nicht ganz mithalten. Unter den Vertragsärzten/-innen geben elf Prozent an, ihre Praxis in diesem Bereich bereits vollständig digitalisiert zu haben, vier Prozent mehr als im Jahr 2021. 25 Prozent haben ihre Praxis mehrheitlich für die digitale Patientenkommunikation ausgerüstet. 2021 waren es 23 Prozent.
Unter den Psychotherapeuten/-innen ist der Anteil höher: 20 Prozent haben die Patientenkommunikation bereits vollständig digitalisiert, im Vergleich zu 13 Prozent im Jahr 2021. 36 Prozent geben an, die Patientenkommunikation mehrheitlich digitalisiert zu haben (2021: 32 Prozent).
eArztbriefe erfreuen sich wachsender Beliebtheit
Zugenommen hat auch der Anteil an Vertragspraxen, die auf digitalem Wege Befunddaten und Arztbriefe austauschen. 35 Prozent der Praxen verschicken Arztbriefe digital, bei den hausärztlichen Praxen ist es sogar knapp die Hälfte. Im Jahr 2021 lag der Anteil unter allen ärztlichen Praxen noch bei unter 20 Prozent. 70 Prozent der Befragten erkennen in dieser Anwendung einen großen Nutzen. Allerdings beklagen die Anwender/innen auch technische Hürden beim Empfang und Versand von eArztbriefen. So würde es zum Beispiel teils sehr lange dauern, in der Telematikinfrastruktur (TI) alle Adressaten auszuwählen. Insgesamt schätzen die Befragten den zeitlichen Aufwand noch als zu hoch ein.
Labordaten empfängt fast jede zweite Praxis auf digitalem Wege, der Austausch von Befunddaten zwischen Praxen findet bei fast 20 Prozent der Befragten digital statt. 58 Prozent der Praxen sehen in dieser Anwendung einen großen Nutzen. Der digitale Informationsaustausch mit Krankenhäusern gehört dagegen noch zur Ausnahme. Arztpraxen setzen ihre Hoffnungen auf den elektronischen Entlassbrief und wünschen sich vor allem den digitalen Austausch von Behandlungsverläufen und Therapieempfehlungen.
Anteil an Videosprechstunden bleibt stabil
Rund zwei Drittel der Praxen machen ihre Patienten/-innen digitale Angebote. Dazu gehören unter anderem Videosprechstunden. Die Konsultation per Video erlebte während der Corona-Pandemie ihren Boom, der Anteil der anbietenden Praxen ist 2022 mit 37 Prozent aber nahezu gleichgeblieben. Überdurchschnittlich hoch ist dieser Anteil unter den Psychotherapeuten/-innen, von denen drei Viertel ihre Patienten/-innen auch per Video behandeln. Bei den ärztlichen Praxen sind es dagegen nur 19 Prozent. Vorteile werden vor allem in der schnelleren Möglichkeit der Kontaktaufnahme und für die Besprechung von Untersuchungsergebnissen gesehen, insbesondere bei der Behandlung von langfristigen und chronischen Krankheiten. Für Erstgespräche mit Neupatienten/-innen halten rund 70 Prozent der Befragten Videosprechstunden allerdings für nicht ausreichend.
Knapp ein Viertel der Praxen bietet ihren Patienten/-innen zudem die Möglichkeit, Termine online zu vereinbaren. Am häufigsten findet sich dieses Angebot bei den allgemein fachärztlichen und interdisziplinären Praxen mit einem Anteil von jeweils rund 30 Prozent. Unter den Großpraxen stellen 43 Prozent diese Option zur Verfügung. Genutzt wird sie aber nur von einer Minderheit der Patienten: 43 Prozent der Befragten geben an, dass weniger als jede/r zehnte Patienten/in Termine online bucht.
Herausforderungen: Fehleranfälligkeit und fehlende Nutzerfreundlichkeit
Die überwiegende Mehrheit der niedergelassenen Vertragsärzte/-innen und Psychotherapeuten/-innen steht der Digitalisierung offen gegenüber. Etwa die Hälfte der Befragten bezeichnet sich aufgeschlossen für digitale Innovativen, ein weiteres Drittel sieht sich als zumindest teilweise aufgeschlossen an.
Allerdings gibt es auch Kritikpunkte. Als größte Herausforderung für die digitale Kommunikation sehen die Befragten das ungünstige Kosten-Nutzen-Verhältnis (64 Prozent), gefolgt von einer hohen Fehleranfälligkeit der EDV-Systeme (63 Prozent). 62 Prozent bemängeln den recht hohen Umstellungsaufwand, 54 Prozent die fehlende Nutzerfreundlichkeit der digitalen Anwendungen. Als weitere Hemmnisse nennen Praxen Sicherheitslücken der EDV-Systeme (46 Prozent) und fehlende oder nicht funktionierende Geräteanbindungen zum Praxisverwaltungssystem (29 Prozent).