Ein höheres Gehalt ist der Hauptgrund, warum Ärzte und Ärztinnen eine Nebenjob suchen. In einer Umfrage von Medscape geben 40 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie durch ihre Nebentätigkeit (auch Nebenjob oder Nebenbeschäftigung) zusätzliches Geld verdienen wollen. Weitere Argumente sind das Ausbauen oder Ausleben einer Fähigkeit (19 Prozent) und Spaß an der Nebentätigkeit (15%). Welche Nebenverdienstmöglichkeit sich für Ärzte besonders lohnen und was es bei einem Nebenjob zu beachten gilt, fassen wir hier zusammen.
Inhaltsverzeichnis
Wann spricht man von Nebenjob und Nebenverdienst?
Bei einem Nebenjob handelt es sich um eine Arbeit, die neben der hauptberuflichen Tätigkeit ausgeübt wird. Ein Nebenjob kann zwar unentgeltlich und/oder ehrenamtlich sein, ist aber in der Regel immer mit einer entsprechenden Vergütung verbunden. Diese wird im Zuge einer derartigen Tätigkeit als Zu- oder Nebenverdienst bezeichnet.
Eine Nebenbeschäftigung kann bei einem anderen Arbeitgeber oder als Zweitjob bei dem Hauptarbeitgeber aufgenommen werden. Ein Nebenjob erfolgt meist auf Minijob-Basis oder wird in Form einer selbstständigen Nebentätigkeit betrieben.
Dürfen Ärztinnen und Ärzte überhaupt Nebenjobs nachgehen? – Voraussetzungen
In Deutschland gilt grundsätzlich Berufsfreiheit. Ärztinnen und Ärzte dürfen daher auch einen Nebenjob ausüben. Ist man im Angestelltenverhältnis in einer Klinik oder Praxis tätig, gibt es jedoch Einschränkungen. So darf der zeitliche Umfang der Nebentätigkeit nicht mehr als ein Drittel der Vollzeitstelle in Anspruch nehmen. Arbeits- und Tarifverträge können weitere Einschränkungen vorgeben. Vor der Aufnahme einer Nebentätigkeit ist zudem die Genehmigung des Hauptarbeitgebers einzuholen.
Welche Besonderheiten für Chefärztinnen und Chefärzte gelten, lesen Sie hier: Nebentätigkeiten als Chefärztin/Chefarzt: Das ist zu beachten
Lohnenswerte Nebenjobs
Die Auswahl an Nebenverdienstmöglichkeiten, die Ärztinnen und Ärzten zu Verfügung steht ist sehr groß. Sowohl im medizinischen als auch im nicht-medizinischen Bereich gibt es zahlreiche interessante Nebenjobmöglichkeiten. Dies sind die lohnenswertesten Varianten:
Übernahme von ärztlichen Bereitschaftsdiensten
Ärzte und Ärztinnen mit einer eigenen Praxis haben die Möglichkeit, Bereitschaftsdienste zu übernehmen. Während des Bereitschaftsdienstes behandeln Sie Patienten eines bestimmten Gebiets, wenn alle anderen Arztpraxen geschlossen sind –auch nachts oder am Wochenende. Die Vergütung hierfür ist oft großzügig und kann in einigen Fachbereichen wie Augenheilkunde besonders hoch ausfallen. Die Organisation des ärztlichen Bereitschaftsdienstes erfolgt auf Kreisebene, wobei grundsätzlich alle niedergelassenen Ärzte des Gebiets herangezogen werden. In vielen Regionen besteht auch für Privatärzte eine Verpflichtung zur Teilnahme an diesem Dienst.
Durchschnittliches Honorar: 90 Euro pro Stunde (abhängig von der Fachrichtung).
Arbeit im Notdienst
Voraussetzung für die Arbeit im Notdienst ist die Zusatzweiterbildung in der Notfallmedizin. Mit dieser besteht die Option, freiberuflich als Notarzt oder Notärztin zu arbeiten. Zusätzlich zu der Weiterbildung erfordert diese Nebentätigkeit auch eine hohe psychische und emotionale Belastbarkeit.
Stundenlohn: bis zu 100 Euro (je nach Anrechnungsverfahren des Bundeslandes)
Arbeit als Honorararzt
Ein sehr beliebter Nebenjob ist die Tätigkeit als Honorar- oder Vertretungsarzt. Der große Vorteil liegt darin, dass bei gleichen Berufsaufgaben mehr Geld verdient werden kann. Als Vertretungsarzt springt man in einem Krankenhaus ein, so dort Personalmangel besteht. Die Arbeitszeiten können individuell festgelegt werden.
Stundenlohn: zwischen 50 und 100 Euro
Dozententätigkeit
Wer großes Fachwissen in einem bestimmten Fachgebiet angesammelt hat, kann dieses Wissen über Vorträge auf Konferenzen, in Hochschulen oder Seminaren an Kollegen, Studierende oder Laien weitergeben. Eine feste Tätigkeit als Lehrarzt lässt sich auf Nebenjobbasis gut ausführen, wenn die Unterrichtseinheiten in Blöcken organisiert sind und nicht mit dem normalen Arbeitsalltag kollidieren.
Dozenten werden in der Regel als Spezialisten gebucht, weshalb eine klare fachliche Ausrichtung und entsprechende Nachweise Ihrer Expertise von Vorteil sind. Zusatzbezeichnungen, langjährige Berufserfahrung oder spezielle Forschungsschwerpunkte können dabei hilfreich sein, um Ihre Glaubwürdigkeit als Dozent zu stärken und attraktiv für potenzielle Auftraggeber zu werden.
Stundenlohn: ca. 80 Euro
Schreiben von Fachartikeln
Als Arzt verfügen Sie über ein umfangreiches Fachwissen, das auch außerhalb Ihrer klinischen Tätigkeit gefragt ist. Eine Möglichkeit, dieses Wissen zu nutzen und gleichzeitig zusätzliches Einkommen zu generieren, ist das Schreiben von Fachtexten. Medizinische Verlage, Online-Plattformen und Fachzeitschriften sind stets auf der Suche nach fundierten Beiträgen von Experten. Durch das Verfassen von Fachtexten können Sie nicht nur Ihr Fachwissen weiter vertiefen, sondern auch Ihr Einkommen steigern und gleichzeitig einen Beitrag zur medizinischen Bildung leisten. Mehr zur Arbeit als Arzt im Medizinjournalismus in unserem Bereich “Alternative Berufsfelder“. Die Verdienstmöglichkeiten sind variabel, manche Verlage bezahlen pro Wort, andere pro Artikel. In jedem Fall ist hier eine freie Zeiteinteilung möglich.
Stundenlohn: bis zu 70 Euro (abhängig von Schreibgeschwindigkeit und Wortpreis)
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Medizinische Übersetzungen
Eine andere Möglichkeit, wenn Sie gerne mit Texten arbeiten, ist das Übersetzen von Fachtexten. Beherrschen Sie mehrere Sprachen oder sind Sie gar zweisprachig aufgewachsen? Dann könnte eine Tätigkeit als Übersetzer für Sie von Interesse sein. Als medizinischer Übersetzer könnten Sie nebenbei beispielsweise Fachartikel aus fremden Sprachen ins Deutsche übersetzen oder ausländischen Kollegen bei ihrer beruflichen Integration in Deutschland behilflich sein. Aufgrund der Beliebtheit Deutschlands ist die korrekte Übersetzung ärztlicher Unterlagen, beispielsweise aus Syrien, Russland oder Griechenland, unerlässlich für die Beantragung der Approbation von ausländischen Ärzten.
Arbeit als Schiffsärztin /Schiffsarzt
Wer im Urlaub etwas Geld dazuverdienen möchte, kann sich als Schiffsarzt an Bord eines Kreuzfahrtschiffes anheuern lassen. In der Regel ist eine abgeschlossene Facharztausbildung die Voraussetzung. Kenntnisse in der Notfallmedizin sind ebenfalls wünschenswert. Die großen deutschen Kreuzfahrtreedereien zahlen eine monatliche Heuer zwischen 7.500 Euro für Juniorärzte und 8.500 Euro für Seniorärzte.
Interessante Nebenjobs für Mütter und Väter
Je nach Interesse, Fertigkeiten und Zeitbudget gibt es viele Möglichkeiten. Gerade durch die zunehmende Digitalisierung bieten sich neue Möglichkeiten. Für Ärztinnen und Ärzte mit Kindern, die Familie und Karriere unter einen Hut bringen, eignen sich besonders gut zeitlich und örtlich flexible Nebenjobs. Online-Tätigkeiten sind eine gute Möglichkeit. Dazu gehören neben dem Erstellen von Gutachten und dem Schreiben von Fachartikeln auch die folgenden Möglichkeiten.
Beratung und Support
Eine hervorragende Möglichkeit, Ihr ärztliches Know-how gewinnbringend einzusetzen, ist die Bereitstellung von Kundensupport und Beratungsdiensten. Dies kann sowohl in Form von telefonischer oder Online-Beratung für Patienten als auch als fachlicher Ansprechpartner für Kollegen erfolgen. Eine Möglichkeit in der sogenannten Telemedizin ist beispielsweise die Online-Beratung von Privatpatienten und Selbstzahlern zur Cannabis-Therapie, für die keine Kassenzulassung oder Facharztanerkennung erforderlich ist. Indem Sie Ihre Erfahrung und Ihr Fachwissen zur Verfügung stellen, können Sie nicht nur zusätzliches Einkommen generieren, sondern auch einen direkten Beitrag zur Gesundheitsversorgung leisten und das Vertrauen Ihrer Patienten stärken.
Social Media und Content Creation
In der heutigen digitalen Welt spielen Social-Media-Plattformen eine immer größere Rolle, auch im Gesundheitswesen. Als Arzt können Sie Ihre Präsenz auf Plattformen wie Instagram, Facebook oder YouTube nutzen, um mit Ihrer Expertise und Ihrem Wissen eine größere Zielgruppe zu erreichen. Durch Kooperationen mit Unternehmen, Krankenkassen oder anderen Ärzten können Sie nicht nur Ihre Reichweite erhöhen, sondern auch mehr Geld verdienen. Sei es durch gesponserte Beiträge, Produktplatzierungen oder die Erstellung von medizinischem Content – Social Media bietet vielfältige Wege, um Ihr Gehalt als Arzt zu steigern und gleichzeitig einen Mehrwert für Ihre Follower zu bieten. Viele Krankenkassen bieten mittlerweile ihren Kunden Inhalte auf Social Media an, die durch Ärzte oder auch Medizinstudenten erstellt werden. In jedem Fall ist dies ein hervorragendes Tool im Rahmen des Praxismarketings.
Weitere Nebenverdienstmöglichkeiten als Arzt
Weitere Nebenverdienstmöglichkeiten und alternative Tätigkeitsbereiche finden sich in unserem Infocenter unter „Alternative Berufsfelder“.
Mehr Möglichkeiten, mit denen man als Arzt das Gehalt steigern kann: Wie kann ich mein Gehalt als Arzt steigern?
Wann darf ein Nebenjob untersagt werden?
Bevor eine Nebentätigkeit begonnen wird, ist es wichtig, dies vorher mit dem Arbeitgeber abzusprechen und sich eine Genehmigung einzuholen. In bestimmten Fällen kann der Arbeitgeber den Antrag ablehnen. Dazu gehören:
- Verstoß gegen Wettbewerbsverbot
- Verstoß gegen Arbeitszeitgesetz
- Beeinträchtigung durch Nebentätigkeit
- Sozialversicherungsrechtliche Überschneidungen
- Arbeit für Tendenzbetriebe
- Einschränkung durch tarifvertragliche Regelungen
- Verstoß gegen Urlaubsgesetz
Welche Strafen drohen bei einer unautorisierten Nebentätigkeit?
Bei einer unerlaubten Nebentätigkeit muss mit einer Abmahnung oder einer verhaltensbedingten Kündigung gerechnet werden. Wenn mit dem Nebenjob gegen das Wettbewerbsverbot verstoßen wird, kann es neben einer fristlosen Kündigung auch zu strafrechtlichen Konsequenzen kommen.