Wie eine US-amerikanische Studie zeigt verdienen Dialektsprecher 20 % weniger als ihre Kollegen, die hochdeutsch sprechen. Doch es gibt Kritik an der Studie, ob der höhere Verdienst wirklich nur auf den Dialekt zurückzuführen ist.
12 % haben mittleren bis starken Akzent
Die Studie mit dem Namen “The Wage Penalty of Regional Accents” nahm den deutschen Arbeitsmarkt einmal genauer unter die Lupe. Dabei untersuchten die Wissenschaftler vom National Bureau of Economic Research, ob es einen direkten Zusammenhang zwischen Dialekt und Verdienst gibt. Hierfür werteten sie die Daten einer Befragung von 2016 aus. Unter anderem wurden die Studienteilnehmer nach einem Akzent und dessen Ausprägung befragt. Folgendes Ergebnis kam zustande:
- 12 Prozent haben einen mittleren bis starken Akzent
- 45 Prozent haben einen leichten
- 42 Prozent gar keinen Akzent
Für die Auswertung wurde die Gruppe mit einem mittleren bis starken Akzent als Dialektsprecher definiert und bei der Studie berücksichtigt. Dann wurden deren Einkommen mit den restlichen Personen verglichen. Um ein genaues Ergebnis zu erhalten, mussten die Wissenschaftler andere Faktoren herausrechnen. Denn eine geringere Bildung oder mangelnde geistige Fähigkeiten beeinflussen ebenfalls das Einkommen.
Mit Hilfe von statistischen Modellen rechneten sie diese Einflussfaktoren heraus. Schließlich ergab sich ein niedrigeres Einkommen von 20 Prozent bei Menschen, die Dialekt in einer deutlichen Ausprägung sprechen. Auch in anderen Ländern verdienen Dialektsprecher weniger, wobei allerdings die Abweichung nicht immer so hoch ist. In den Niederlanden macht der Unterschied zum Beispiel lediglich sechs Prozent aus.
Kann Dialekt der Karriere schaden?
Es gibt viele Berufe, bei denen es nachteilig ist, Mundart zu sprechen. Ein Arzt kommt mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Demnach könnte ein starker Akzent dazu führen, dass ihn Patienten nur schwer verstehen. Damit sich der Dialekt nicht auf die Karriere negativ auswirkt, bemühen sich viele Arbeitnehmer schon von vornherein, um eine korrekte Aussprache. Nicht selten spricht sie sogar ein Vorgesetzter gezielt darauf an.
Dabei verlernen Menschen oft im Studium schon ihren Dialekt. An Universitäten und in Großstädten spielt der Dialekt keine besondere Rolle. Wer hingegen in seinem Dorf bleibt, macht sich kaum die Mühe, auf seinen Dialekt zu verzichten. Denn er kommt nur mit Menschen aus seiner Umgebung in Berührung und wird von allen verstanden.
Wer Karriere machen will, sollte hochdeutsch sprechen
Wer gerne Dialekt spricht und von allen Mitarbeitern in der Firma gut verstanden wird, sollte das auch beibehalten. Viele Menschen empfinden einen solchen Mitarbeiter als sympathisch. Kunden und Patienten bauen schnell ein Vertrauensverhältnis auf, wenn Arzt und Patient die gleichen Wörter benutzen.
Allerdings neigen Menschen dazu, andere Mitbürger nach ihrem regionalen Akzent einzuordnen. Sie halten Sprecher mit Dialekt für weniger gebildet und nicht so kompetent. Unter Umständen kann das sogar der Karriere schaden. Wer auf der Karriereleiter ganz nach oben will, sollte auf ein akzentfreies Hochdeutsch achten. Menschen, die sich in ihrer Haut wohl fühlen wollen und denen ihre Karriere nicht so wichtig ist, können ruhig beim bayrischen Akzent bleiben.
Es ist aber fragwürdig, ob Dialekt tatsächlich 20 % des Gehalts ausmachen. Denn die Studie schloss insgesamt nur 950 Personen ein, was für eine wissenschaftliche Arbeit eine geringe Aussagekraft hat.