Eine Podiumsdiskussion über die Zukunft der Medizin führt zu einem überraschenden Ergebnis: Deutschland ist noch lange nicht auf die Fortschritte vorbereitet, die auf das Gesundheitssystem zukommen. Vor allem ging es in der Diskussion um Designerbabys und Organdrucker.
Hinkt Deutschland hinterher?
Bis zur Bundestagswahl im Jahr 2021 sollen Bürger, Politiker, Mediziner und Kassenvertreter die Chance bekommen neue Anreize für eine verbesserte Gesundheitsversorgung zu schaffen – so die Idee hinter der Einladung zu einer Debatte der Robert-Bosch-Stiftung.
In einer vorherigen Podiumsdiskussion wurde deutlich: Deutschlands Medizin- und Gesundheitssystem gilt zwar als fortschrittlich. Dennoch fehlt es – im Vergleich zum Silicon Valley – an innovativen Ideen und Forschungsgeldern, die eigens für die Wissenschaft in der Medizin eingesetzt werden.
Vor allem aber sei die Entwicklung nicht einzuschätzen, die beispielsweise im fortschrittlichen Silicon Valley stattfindet. Zu schnell schreitet der Prozess voran und es sei nicht klar, ob das deutsche Gesundheitssystem Schritt halten könne.
Zukunftsmedizin im Silicon Valley
Aktuelle Projekte: Lebergewebe wird künstlich hergestellt, bald sollen vollständige Organe sogar gedruckt nachgedruckt werden können – so der Plan. Auch die Krebsforschung schreitet in den USA voran. Mittels Bluttest soll es künftig möglich sein, dass Krebs früh genug erkannt wird. Bakterielle Infektionen sind ebenfalls ein wichtiges Thema und werden in der Forschung berücksichtigt.
Humangenetiker tüfteln außerdem an Maßnahmen, um das menschliche Leben zu verlängern und Babys “nach Wunsch” kreieren zu können. Ist die Rede von Designerbabys, handelt es sich um eine neuartige Methode, die es ermöglicht, dass Genetiker in das Erbgut eingreifen können. Auf diese Weise sollen zum Beispiel Gene entfernt werden, die Krankheiten verursachen oder so verändert werden, dass bestimmte Eigenschaften eines “Wunschbabys” berücksichtigt werden können.
Schneller Prozess erschwert Vorbereitung auf Innovationen der Medizinforschung
Dass Designerbabys und Organdrucker in absehbarer Zukunft zum medizinischen Alltag gehören könnten – das ist nicht unwahrscheinlich. Generell sei es jedoch problematisch, dass Deutschland sich nicht auf die Entwicklungen vorbereiten könne, wie ein USA-Korrespondent einer deutschen Zeitschrift berichtet.
In der Podiumsdiskussion wurde auf Schwachstellen des Gesundheitssystems hingewiesen: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) sei zu langsam, in der Versorgung finde eine Ökonomisierung statt und die unterschiedlichen Sektoren, die Einfluss auf Medizin und Gesellschaft haben, seien sich in vielen Punkten uneinig.
Neue Strukturen müssen her
Neue Impulse liefert die Podiumsdiskussion zum Thema “Designerbabys und Organdrucker” beispielsweise für Fragen, die aus rechtlicher Sicht geklärt werden müssen, wenn der medizinische Fortschritt anhält. Zu diesen gehört beispielsweise die Frage, inwiefern genetische Erkrankungen – die selten sind – vorhergesagt werden. Es sei außerdem von Bedeutung, dass alle Beteiligten Sektoren zusammenrücken, wenn der Druck steigt. Es soll Raum geschaffen werden für Innovationen, unabhängig von Unternehmen wie Google, wie es etwa im Silicon Valley der Fall ist.
Ärzte, Politiker und Vertreter der Kassen möchten mit Optimismus in die immer schneller voranschreitende Zukunft der Medizin schauen, wie es in der Diskussion betont wird. Obwohl die Herausforderungen größer werden, sei es jetzt wichtig, dass man trotz bestehender Problematiken zusammenrücke – auch wenn es sich um einen langen Prozess handelt.