Wenn ein/e Patient/in einen Arzttermin versäumt bzw. diesen nicht frühzeitig absagt, ...

Seit Anfang 2020 hält das Corona-Virus Klinikpersonal rund um den Globus in Atem. Mag bei uns die Infektionslage aktuell überschaubar sein und in vielen Krankenhäusern fast wieder Normalbetrieb herrschen, ist das in anderen Teilen der Welt nicht so. Und niemand weiß, ob nicht im Herbst eine neue Welle droht, in der sich die Intensivstationen wieder füllen. Dann könnten Pflegekräfte erneut gefordert sein – Zeit, schon jetzt an Stress- und Burnout-Prophylaxe zu denken.
Dass die Corona-Lage für Klinikpersonal belastend ist, ist unbestritten. Neben den schieren pflegerischen Anforderungen bei der Betreuung der oft schwerkranken Patienten kommen weitere Faktoren hinzu, die Ausnahmesituationen schaffen: der Zwang zu besonderen Schutzvorkehrungen und Hygienemaßnahmen, die Angst selbst angesteckt werden zu können, die Konfrontation mit Leid und Tod in Corona-spezifischer Ausprägung, oft genug Hilflosigkeit und vergebliches Bemühen. Dass das Spuren hinterlässt, ist nicht überraschend – vor allem wenn die Corona-Lage zum Dauerzustand wird, wie das über viele Monate der Fall war.
Cope Corona – wie Corona-Belastungen bewältigen?
Das Klinikum Nürnberg befasst sich schon länger in einer breit angelegten Studie mit der Frage, welche Belastungen für Beschäftigte in Krankenhäusern im Pandemie-Kontext entstehen, wie damit umgegangen wird und wie Krisenbewältigung aussehen kann. Eine persönliche Krise wäre alles andere als ungewöhnlich. Die Belastungen durch Corona sind kräftezehrend und können in den Burnout führen, sobald Kraftreserven aufgebraucht sind und „das Fass überläuft“. Umso wichtiger ist gute und frühzeitige Prophylaxe.
Beim Klinikum Nürnberg geht man dem Thema bereits seit anderthalb Jahren nach – seit der Zeit, als deutsche Krankenhäuser erstmals mit Corona-Patienten konfrontiert wurden. Die Studie unter dem passenden Namen „Cope Corona“ – Corona-Bewältigung – wurde von der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter Leitung von Prof. Dr. Christiane Waller aufgesetzt. Eine erste Befragung hat im Sommer 2020 stattgefunden, eine zweite im Frühjahr dieses Jahres. Deren Ergebnisse liegen jetzt vor. Untersucht wurden nicht nur Belastungen von Pflegekräften, sondern generell von Klinikpersonal – das heißt: auch von Beschäftigten in den Bereichen Service, Technik und Verwaltung.
Eine weitere Befragungsrunde ist im Winter geplant. Die Studie läuft im Übrigen nicht nur am Klinikum Nürnberg, sondern auch bei kooperierenden Kliniken auf der ganzen Welt – mit von der Partie: Krankenhäuser in Spanien Irland, Italien, Polen, Rumänien, Spanien, Iran und China. Die Inhalte sind in den ersten beiden Fragerunden gleichgeblieben. Es handelt sich um 62 Fragen, die anonym beantwortet werden und in 15 Minuten zu bearbeiten sind. Ziel, ist den Grad der Belastung zu ermitteln, Stressfaktoren zu benennen und Gefahrenpotentiale festzustellen. Besonders wichtig ist die Untersuchung, welche Faktoren die Abwehrkräfte stärken.
Was sich für Prophylaxe tun lässt
Diesmal gab es mehr als 4.200 Teilnehmer – mehr als doppelt so viele wie in der ersten Fragerunde. Ein Viertel davon waren Beschäftigte des Klinikums Nürnberg. Bezogen auf die Nürnberger Klinikmitarbeiter zeigt sich eine moderate Zunahme der Stressbelastung im Vergleich zur ersten Befragung. Dabei gab es kaum Unterschiede zwischen Beschäftigten mit häufigem oder weniger häufigem Kontakt zu Corona-Patienten. 84 Prozent der Befragten bejahten die Fragen nach ausreichendem Schutz-Equipment und nach adäquaten Informationen zum Arbeitsschutz. Impfungen bewertete man eher positiv. Gelobt wurde auch die Teamarbeit.
Wichtige Faktoren, um im Pandemie-Geschehen als Klinikmitarbeiter auch psychisch gesund zu bleiben, sind laut Teilnehmern:
- die Fähigkeit zum Selbstmitgefühl;
- Widerstandskraft gegenüber Krisen (Resilienz);
- das Erleben einer wichtigen und sinnerfüllten Tätigkeit (Kohärenzerleben);
- Wertschätzung und Unterstützung durch Vorgesetzte und Kollegen;
- Verantwortlichkeit, anstatt nur Ausführungsorgan zu sein.
Die ersten drei Punkte lassen sich im Sinne einer Prophylaxe selbst trainieren, bei den letzten beiden Punkten sind Vorgesetzte, Kollegen und der Arbeitgeber Klinik gefordert. Fazit: man selbst, aber auch das berufliche Umfeld kann etwas für psychische Gesundheit in Corona-Zeiten tun.