Wenn es um wirtschaftliche Folgen der Corona-Pandemie geht, stehen Arztpraxen und Apotheken nicht unbedingt im Fokus. Sind sie doch nicht von Lockdowns betroffen gewesen und eher dürfte die Ansicht verbreitet sein, Heilberufler gehörten zu den Pandemie-Profiteuren. Ein Irrtum – das zeigen erste Zwischenergebnisse einer aktuellen Umfrage der Apotheker- und Ärztebank (kurz: apoBank) unter dem Titel „Heilberufler in Zeiten von Corona“.
Bereits vor einem Jahr wurde eine ähnliche Befragung von der apoBank durchgeführt. Damals war Corona noch ein neues Phänomen. Der erste Lockdown des März/April 2020 neigte sich gerade dem Ende entgegen. Inzwischen sind wir zwölf Monate weiter und noch immer hält die Pandemie uns fest im Griff. Zwar machen Impfstoffe Hoffnung, aber die Impfkampagne kommt erst allmählich in Schwung.
Zunächst das Hauptproblem – fehlende Masken und Desinfektionsmittel
Vor einem Jahr standen Probleme der Material- und Warenbeschaffung bei den Antworten im Mittelpunkt. Masken, Desinfektionsmittel und Schutzkleidung waren zeitweise Mangelware. Apotheker sorgten sich um mögliche Personalengpässe durch erkrankte Mitarbeiter und die Integration von Hygienekonzepten in ihren Betriebsalltag. Die wirtschaftlichen Folgen konnte man nicht absehen, die Situation war zu frisch und es gab keine Erfahrungswerte. Heute sieht das anders aus.
Bei Ärzten und Zahnärzten kam es vielfach zu einem spürbaren Rückgang der Patiententermine. Geplante Vorsorgeuntersuchungen und Eingriffe wurden verschoben oder abgesagt. In mancher Praxis herrschte plötzlich Leere, wo vorher volle Wartezimmer gang und gäbe waren. Oft musste die Behandlungstaktung den verschärften Hygieneanforderungen angepasst werden.
Umsatzeinbrüche bei Ärzten mit vielen Privatpatienten
Das machte sich auch in der Abrechnung bemerkbar. Bei Ärzten wurden die wirtschaftlichen Negativfolgen durch finanzielle Förderung und Unterstützung zu einem guten Teil abgefedert. Für pandemiebedingte Zusatzkosten gab es Erstattungen. Trotz weniger erbrachter Leistungen zahlten die Krankenkassen die Budgets in gewohntem Umfang aus. Für Verluste bei extrabudgetären Leistungen durch weniger Vorsorgeuntersuchungen und ambulante Operationen gab es bis Ende 2020 Ausgleichszahlungen.
Sofort bemerkbar machte sich die Corona-Pandemie bei den Umsätzen mit Privatpatienten und Selbstzahler-Leistungen. Hier gab es bereits im April einen scharfen Umsatzeinbruch von durchschnittlich 30 Prozent. Bei einigen Ärzten lag das Minus sogar deutlich höher. Besonders betroffen von den Umsatzeinbrüchen waren Fachärzte in technik-intensiven Disziplinen wie Radiologen und Augenärzte. Aber auch andere Fachärzte – Hautärzte, HNO-Ärzte, Orthopäden und Urologen – sind auf Privatpatienten und Selbstzahler-Leistungen angewiesen und erlebten schmerzhafte Einbußen. Die Umsatzverluste wurden danach nur zum Teil wieder aufgeholt und Ausgleichszahlungen sind nicht erfolgt.
Corona-Pandemie: Zahnärzte spüren die Folgen erst 2022/23
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Zahnärzten. Bei den kassenzahnärztlichen Leistungen wirken sich weniger Behandlungen im Jahr 2020 bisher finanziell kaum aus, da die Kassenzahnärztlichen Vereinigungen zunächst 90 Prozent der Gesamtvergütung 2019 für die Praxisausschüttung erhielten. Hier ist es vermutlich häufiger zu Überzahlungen gekommen, die aber erst in den nächsten beiden Jahren ausgeglichen werden müssen. Die privatärztlichen Umsätze brachen im April 2020 um rund 50 Prozent ein. Dieses Minus konnte man auch im weiteren Jahresverlauf nur zum Teil aufholen. Die Bundesregierung hat zwar Liquiditätshilfen für Zahnärzte beschlossen, es handelt sich aber ausschließlich um rückzahlbare Darlehen, nicht um einen Ausgleich für Umsatzverluste.
Corona-Pandemie: Gemischtes Bild bei Apotheken
Bei den Apotheken halten sich positive und negative Effekte die Waage. Im März und April 2020 kam es zunächst zu spürbaren Umsatzsteigerungen, weile viele Bürger sich mit Medikamenten eindeckten. Dem standen dann im Mai und auch in den folgenden Monaten geringere Umsätze gegenüber. Besonders betroffen waren Apotheken in zentralen städtischen Lagen, weil diese Orte insgesamt weniger aufgesucht wurden. Profitiert haben Apotheken von der Schutzmaskenverteilung und der Schnelltest-Durchführung.
Das Jahr 2020 ermöglicht nur eine vorläufige Bilanz der wirtschaftlichen Corona-Folgen. Das Jahr 2021 muss sicher auch noch berücksichtigt werden. Frühestens im nächsten Jahr wird das Bild vollständig sein.