Die Krankenhäuser stehen vor großen Herausforderungen, wie sich seit langem im ...

Der Corona-Virus schreibt seine eigenen Gesetze – auch für Kliniken oder Arzt-Praxen. Auf der einen Seite steht der akute Bedarf, um Corona-bedingt Engpässe zu beheben, andererseits gibt es aber auch die langfristige Perspektive, den normalen Bedarf an Pflegepersonal, Ärztinnen und Ärzten. Wie sollen Kliniken mit der Situation umgehen? Der folgende Artikel beschäftigt sich mit den Herausforderungen in Zeiten des Virus und zeigt Lösungsansätze auf.
„Kliniken können es sich nicht leisten, dass Recruiting zurückzufahren“
Schockierend. So bezeichnet Wolfgang Brickwedde, Geschäftsführer des Institute for Competitive Recruiting (ICR) das Ergebnis einer Blitzumfrage zum Thema Recruiting in Zeiten von Corona. Fast die Hälfte der teilnehmende Arbeitgeber (46 Prozent) verzeichnet in der Corona-Krise weniger oder sogar deutlich weniger Bewerbungseingang. 56 Prozent gehen davon aus, dass infolge dessen das Recruiting zurückgefahren wird, externe Personalmarketing-Aktivitäten sind nahezu heruntergefahren.
Das können sich Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen nicht leisten, zumindest nicht mit Blick auf Recruiting-Maßnahmen. Dazu sei der laufende Bedarf zu hoch, sagt Martin Camphausen, Leiter Marketing und Employer Branding beim Klinikverbund Südwest. Schon vorher sei der Markt leergefegt gewesen, der akute Bedarf sei enorm. Hinzu kommt, dass manche Kliniken und Einrichtungen im Zuge der Corona-Krise spezielle Arbeitskräfte benötigen: Etwa Pflegerinnen und Pflegern, die mit Beatmung-Maschinen umgehen können, Fachärzten und Fachpflegern für den Bereich Virologie oder solche, die für die Behandlung von Lungenkrankheiten geschult sind. Da drückt der Schuh kurzfristig.
Kostenlose Anzeigen-Angebote sind nicht unbedingt eine Hilfe
Eine Erleichterung: Bei Stellenbörsen und Fachportalen gibt es derzeit im Zuge der Corona-Krise kostenfreie Angebote. Das kann – laut Personalmarketing-Experten – eine Chance sein und ist deswegen attraktiv, weil die Stellenanzeige eben keine Kosten verursacht.
Doch natürlich gibt es ein Aber: Ob eine Anzeige am Ende den passenden Bewerber oder die passende Bewerberin trifft, hängt davon ab, die richtigen Kanäle zu bedienen – unabhängig von der Frage, wie viel sie kosten. Auch sollte man das Unternehmen dahinter und „das Kleingedruckte“ ins Auge nehmen, ob mehr PR als Mehrwert hinter einer solchen Aktion steckt. Am Ende entscheidet der richtige Mediamix.
Ein Tipp der Experten: Ergänzend weitere Kanäle zu den klassischen Portalen in die Strategie einbeziehen. Welche Medien nutzen die Zielgruppen derzeit besonders? Jeder ist aktuell viel zu Hause, also die Kanäle, die man täglich von zu Hause nutzt. In diesem Fall ist die erweiterte Ansprache im digitalen Umfeld sinnvoll: Kanäle wie Smart Home, Adressable TV, Social Media oder YouTube und Twitch werden besonders interessant, wenn die Menschen die meiste Zeit zuhause bleiben müssen.
Den Recruiting-Prozess so schlank wie möglich gestalten
Wichtig für den Recruiting-Prozess: vereinfachen, vereinfachen, vereinfachen. Hürden wie umständliche Bewerbungs-Formulare oder das Bestehen auf einer schriftlichen Bewerbung abbauen und Prozesse so schmal wie möglich halten. Für Kliniken und Einrichtungen, die bereits viele Prozesse im Verwaltungsbereich digitalisiert haben, ist die Kommunikation mit interessanten Kandidaten einfacher. Eine Möglichkeit zur unkomplizierten und schnellen Rekrutierung besteht zum Beispiel darin, eine Landingpage einzurichten, auf der ein Bewerber seine wichtigsten Daten eingeben kann. Für eine erste grobe Einschätzung der Qualifikation kann er dort zum Beispiel drei fachlich relevante Fragen und drei Fragen zu Einstellung und Wertebewusstsein beantworten. Diese Antworten bieten die Basis für eine erste Beurteilung ohne großen Aufwand.
Besonders in der Krise: Fürsorge und ehrliche Kommunikation
Einen wichtigen Hinweis in Corona-Zeiten gibt Marc Raschke, Leiter der Unternehmenskommunikation beim Klinikum Dortmund: In der Krise komme das Personal in Krankhäusern an Kapazitäts-Grenzen. Einerseits fehlt es an dringend benötigtem Material wie Schutzkleidung, andererseits ist der Arbeitsalltag schwer zu organisieren, wenn öffentliche Verkehrsmittel ausfallen oder eine Kantine geschlossen ist. In der Situation sollten die Arbeitgeber darauf achten, alles zu besorgen, was der Pflegekraft und ihrem Arbeitsalltag zugutekomme. Das fange bei der benötigten Ausstattung für den Klinik-Alltag wie eben Schutzmaterial an und reiche bis hin zu speziellem Catering-Service für Pausen oder Mobilitäts-Angeboten wie Mietwagen. „Und nicht zuletzt offen und ehrlich kommunizieren – nach innen und nach außen“, rät Raschke.
Nächste Folge: Wenn Mitarbeiterinnen in der Krise wiederkommen – und warum sich Employer Branding auszahlt.
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