Der erste Schock im Recruiting scheint überwunden zu sein. Es gibt wieder mehr Bewerbungen. Und auch die Gesamtsituation scheint sich verbessert zu haben. Die Digitalisierung setzt sich durch und im Bereich IT werden die meisten Fachkräfte gesucht. Das haben die aktuellen Arbeitgeber-Befragungen des Institute for Competitive Recruiting, ICR, ergeben.
Ende März zeigte die Blitzumfrage „Recruiting in Zeiten von Corona“ unter rund 10.000 Unternehmen, an der mehr als 500 Arbeitgeber teilgenommen hatten, dass es zu Beginn der Krise 17 Prozent weniger Bewerber gab, beim aktuellen PulsCheck Ende April waren es nur noch 4 Prozent. „Es treffen wieder mehr Bewerber auf mehr Anzeigen“, so ICR-Direktor Wolfgang Brickwedde.
Mehr Bewerbungen
Der erste Schock scheint überwunden zu sein: Unternehmen erhalten wieder mehr Bewerbungen als noch im Rahmen der Blitzumfrage Ende März. Allerdings verzeichnet gut ein Drittel immer noch weniger Bewerbungen als vor der Krise. Gesucht werden vor allem Menschen in Funktionen im Bereich IT (54 Prozent), in Vertrieb und Verkauf (39 Prozent) und Führungskräfte (36 Prozent). Am wenigsten im Bereich Finanzen (24 Prozent) und Dienstleistung (19 Prozent).
Wie entwickelt sich das Recruiting?
Auch in Sachen Gesamtentwicklung im Recruiting gehen die negativen Einschätzungen zurück, die positiven steigen: Nachdem im März noch 56 Prozent der Befragten das Recruiting zurückfahren wollten, waren es im April nur noch 44 Prozent. Inzwischen zeigt der Daumen vorsichtig nach oben. Die Anzahl an Unternehmen, die das Recruiting zurückfahren wollen, sinkt auf unter 50 Prozent. Allerdings haben auch 14 Prozent noch keine Meinung zu dem Thema.
Die Krise scheint außerdem ein Katalysator für die Digitalisierung des Recruitings zu sein. Zwei Drittel der Unternehmen fast aller Größenklassen wollen die Personalbeschaffung stärker digitalisieren, und tun es bereits: Laut der Blitzumfrage sind Videointerviews per Skype, Zoom oder ähnlichem bei 56 Prozent der Unternehmen das Mittel der Wahl für Bewerbungsgespräche.
Am stärksten setzt die IT-Branche auf Ausweitung: 35 Prozent wollen ihr Recruiting in der Krise ausbauen, Beratungsunternehmen um 17, die Medizin-Branche nur um sechs Prozent.
Wie wird das Recruiting nach der Corona-Krise aussehen?
Die Corona-Krise wird das Recruiting verändern. Dabei wird Remote Working einen deutlich höheren Stellenwert haben, schätzen 75 Prozent der Befragten. 57 Prozent erwarten eine Art hybrides Recruiting, bei dem auf der einen Seite mehr Mitarbeiter entlassen, auf der anderen Seite stark gesucht werden. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) sind sich sicher, dass sich die Digitalisierung im Recruiting durchgesetzt haben wird und verankert bleibt. Nur vier Prozent glauben, dass wieder verstärkt zu analogen Prozessen bei der Personalbeschaffung zurückgekehrt wird. Und sonst? 32 Prozent denken, dass New Work die neue Normalität in der Arbeitswelt werden wird, 26 Prozent glauben, dass das Thema Werte wichtiger wird. Dass sich aber Bewerber in Zukunft ihren Arbeitgeber „aussuchen“ können, daran glauben nur neun Prozent der Teilnehmer.
ICR-PulsCheck
Das ICR misst der Recruiting-Szene regelmäßig den Puls. Welchen Einfluss hat die Corona-Krise auf das Recruiting? Was machen die anderen Recruiter während der Corona Krise? Und wie geht es nach den ersten Lockerungen weiter?
Ein PulsCheck (Dauer fünf Minuten) soll Licht ins Dunkel bringen und als Navigationshilfe für Arbeitgeber dienen. Machen auch Sie mit und erfahren Sie, was sich in Ihrer Branche während der Krise tut. Hier geht’s direkt zur Umfrage.
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