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Obwohl Cannabis seit Langem weltweit als Medizinpflanze genutzt wird, ist der Einsatz in der modernen Medizin nicht unumstritten. In Österreich wurde die Hanfpflanze Cannabis sativa L. nun zur Arzneipflanze des Jahres gewählt. Und auch in Deutschland wird die cannabisbasierte Therapie von den Krankenkassen häufiger bewilligt als erwartet.
Ehe die Hanfpflanze im 19. Jahrhundert Einzug in die westliche Medizin hielt, wurde sie bereits lange Zeit von zahlreichen Kulturen verwendet, darunter auch in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Das Wissenschaftsnetzwerk HMPPA hat Cannabis sativa L. nun zur österreichischen Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt. Das 2006 gegründete Netzwerk stellt damit jährlich eine andere Arzneipflanze in den Fokus.
Neben dem wohl bekanntesten Wirkstoff THC (Delta-9-Tetrahydrocannabinol) besitzt die Hanfpflanze rund 400 andere Inhaltsstoffe, wie Cannabinoide, Flavonoide und diverse Terpene. Zu den enthaltenen 113 Cannabinoiden zählt auch Cannabidiol (CBD), das keine berauschende Wirkung hat und medizinisch relevant ist. CBD und THC besitzen ein unterschiedliches Wirkspektrum. Delta-9-Tetrahydrocannabinol wird vor allem in der Schmerzbehandlung sowie gegen Appetitlosigkeit und Übelkeit bei der Strahlentherapie eingesetzt. Cannabidiol soll bald bei Epilepsie und Schizophrenie zum Einsatz kommen. In Österreich wird Cannabis für Arzneimittel ausschließlich in Form von synthetischen Derivaten oder Reinsubstanzen aus eigenem Anbau verwendet. Angebaut wird der Medizinhanf von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit unter kontrollierten Bedingungen im Gewächshaus.
Akzeptanz cannabisbasierter Therapien in Deutschland steigt
Bis März 2017 war in Deutschland eine Ausnahmegenehmigung für medizinisches Cannabis notwendig, die nur rund 1000 Kranke besaßen. Dann wurde die Regelung durch die Bundesregierung angepasst und Cannabis auf Rezept legalisiert. Dadurch wurde zahlreichen chronisch Kranken der Zugang zur Cannabis-Therapie erleichtert. Vor allem bei AIDS, Krebs, Multipler Sklerose und beim Tourettesyndrom, aber auch bei ADHS, grünem Star und Rheuma kommt Cannabis zum Einsatz. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten, allerdings nur unter der Voraussetzung, dass andere Therapien nicht gewirkt haben oder nicht infrage kommen. Durchschnittlich kostet die Cannabis-Therapie hierzulande 540 Euro monatlich. Eingangs ging man davon aus, dass die Zahl der Bewilligungen überschaubar bleiben würde. Doch inzwischen verschreiben Ärzte immer häufiger Cannabis, und die Krankenkassen übernehmen die Behandlung auch viel häufiger als gedacht.
Rund zwei Drittel der Anträge sind im Jahr 2017 bewilligt worden. Beim abgelehnten Drittel fehlten Nachweise, dass Behandlungsalternativen nicht eingesetzt werden konnten oder erfolglos geblieben sind. Die steigende Nachfrage merkt auch der bayerische Arzneihersteller Bionorica, der das THC-basierte Arzneimittel Dronabinol herstellt. Bereits 2017 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Für 2018 wird eine weitere Steigerung erwartet. Dronabinol ist seit 1998 in Deutschland und seit 2004 in Österreich verschreibungsfähig. Das zur Herstellung verwendete Cannabis wird aus dem Ausland importiert. Ab 2019 könnte sich das ändern, denn auch die deutsche Regierung plant den Anbau von medizinischem Cannabis unter staatlicher Aufsicht.