Bei Burnout handelt es sich um eine komplexe Erkrankung, welche sich in einem Zustand geistiger, körperlicher und auch emotionaler Erschöpfung äußert. Die Ursachen und Symptome können je nach individuellen Eigenschaften und dem Arbeitsumfeld vielfältig sein. Ein zentraler Auslöser der Krankheit ist ein kontinuierlich hohes Stressniveau am Arbeitsplatz.
Die Depression hingegen ist als eine psychische Erkrankung zu klassifizieren, deren Ursache nicht unmittelbar wie bei Burnout in beruflicher Überlastung liegt. Sie kann jedoch aus Burnout resultieren oder damit einhergehen. Depression äußert sich in zahlreichen Beschwerden wie Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit oder in negativen Gedankenschleifen. Ist die Krankheit besonders stark ausgeprägt, können auch Selbstmordgedanken und schlimmstenfalls Suizide eintreten.
Verbreitung von Burnout und Depression bei Ärzten
Gerade Ärzte sind von diesen Erkrankungen vermehrt betroffen. Schon junge Ärzte werden in den Kliniken fast schon militärisch gedrillt. Zudem lernen sie früh, dass unentwegt Leistung erbracht werden muss. Dies ist gekoppelt mit einem ständigen Zeit- und Konkurrenzdruck, langen Arbeitsstunden sowie einer hohen Verantwortung für die Patienten.
Der aktuelle Medscape National Physician Burnout, Depression & Suicide Report 2019 beleuchtet diese Krankheiten genauer. Mehr als 15.000 Ärzte in über 29 Fachbereichen wurden dabei hinsichtlich Burnout und Depression befragt. Sie berichteten Medscape außerdem über das Ausmaß von Burnout und Depression und den Umgang damit. Die Zahlen sind alarmierend.
Dieser Studie zufolge fühlen sich 44% der befragten Ärzte ausgebrannt (“burnt-out”). 11% gaben an, sich manchmal traurig oder deprimiert zu fühlen. 4% der teilnehmenden Ärzte leiden unter einer anhaltenden schweren Depression. Während 39% der befragten Männer von einem Burnout betroffen sind, sind es bei den Frauen ganze 50%.
Unterschiede: Ärzte vs. Ärztinnen
Weswegen scheinen Ärztinnen von Burnout verstärkt betroffen zu sein als Ärzte? Möglicherweise ist dem gar nicht so, da Männer häufig nicht eingestehen, sich ausgebrannt zu fühlen. Demnach geben laut einer Psychiaterin Frauen psychologische Probleme eher zu und sind bereit, Hilfe zu suchen. Das zeigt sich in der Studie darin, dass Ärztinnen mit 52% im Kontrast zu 37% der Ärzte eher mit Familienmitgliedern oder engen Freunden über ihre Krankheit sprechen.
Außerdem erkennen Frauen eher Herausforderungen im Hinblick auf die Work-Life-Balance an. Dies hänge auch mit den Kinderbetreuungs- und Familienpflichten zusammen, welche noch immer häufiger von den Frauen übernommen werden.
Der Umgang mit Burnout erfolgt bei Männern unterschiedlich wie bei Frauen. So setzen männliche Ärzte zunehmend auf Sport, um mit ihrem Burnout umzugehen. Ärztinnen neigen weiterhin dazu, mehr zu schlafen und Fastfood zu konsumieren als Männer. Beide Geschlechter isolieren sich von anderen gleichermaßen.
Fachbereiche und Situationen mit der höchsten Burnoutgefahr
Besonders beunruhigend ist der Fakt, dass 54% der Urologen mit Burnout zu kämpfen haben. Auf Platz 2 sind mit 53% die befragten Neurologen zu verorten. Auf Platz 3 mit 52% befinden sich Ärzte, die physikalische und rehabilitative Medizin ausüben. Mit 28% sind Ärzte im Fachbereich Öffentliche Gesundheit und Präventivmedizin am wenigsten von Burnout betroffen.
Erwähnenswert ist außerdem, dass bei Einzelpraxen die Burnout-Rate geringer ist als bei Gemeinschaftspraxen. Einzelpraxen erlauben mehr Autonomie als Gruppen oder Organisationen, weswegen das Stressniveau möglicherweise gesenkt werden kann.
Darüber hinaus gibt es viele Faktoren, die Burnout laut der Studie begünstigen und verursachen. So tragen mit knapp 60% bürokratische Aufgaben zu einem Burnout bei. Eine Erklärung liegt darin, dass solche Aufgaben den Genuss des Arztberufes behindern. Auch sei die administrative Unterstützung kaum vorhanden, was die Organisation und Planung erschwere.
Überraschenderweise sind Überstunden auf Platz 2 mit lediglich 34% für ein Burnout verantwortlich. Umso länger die Überstunden jedoch, desto eher wirkt sich zusätzliche Arbeitszeit positiv auf ein Burnout aus. 71 Wochenstunden korrelieren demnach zu 57% mit einem Burnout. Auf dem letzten Platz steuert das Fehlen von Respekt seitens der Patienten mit nur 16% zu einem Burnout bei.
Konsequenzen der Erkrankungen
Folgen von Depression bei der Patientenversorgung
Fast die Hälfte der Ärzte und Ärztinnen berichten, dass ihre Depression sich nicht auf ihre Patienten auswirke bzw. die Interaktion nicht beeinflusse.
Trotzdem geben 35% der unter einer Depression leidenden Ärzte zu, dass sie schnell entnervt gegenüber Patienten reagieren. Erschreckend ist, dass ein Viertel dieser Gruppe Ärzte ferner darauf verweist, dass ihnen Fehler unterlaufen, die sie gewöhnlich nicht machen würden.
Folgen von Depression beim Umgang mit Mitarbeitenden
Neben den Konsequenzen bei der Patientenversorgung sind knapp die Hälfte der mit einer Depression zu kämpfenden Ärzte entnervt von ihren Mitarbeitenden.
Überdies kann das Arbeitsklima darunter leiden – denn ganze 40% geben an, dass sie ihre Frustration bei anderen Kollegen oder Kolleginnen auslassen. Mehr als ein Viertel der erkrankten Ärzte oder Ärztinnen kommen zudem zu spät zur Arbeit.
Folgen von Burnout für das alltägliche Leben
Angesichts der Auswirkungen, welche Burnout auf das Leben der an der Studie teilnehmenden Ärzte hat, wurde nur eine offene Frage gestellt. Infolgedessen muss angemerkt werden, dass die Antworten nicht vergleichbar sind. Eine zentrale Aussage eines Neurologen bezieht sich auf die Furcht, zur Arbeit zu gehen. Damit verbunden fühle er sich klein, wenn er mit Mitarbeitenden und Patienten interagiere. Eine Hausärztin geht auf medizinische Problematiken ein, welche sich aus dem Burnout ergeben. Daraus resultierend leide sie unter wiederkehrenden Fehlgeburten.
Andere Ärzte sprechen bisweilen über Alkoholprobleme oder das Zurückgehen von Beziehungen und Aktivitäten mit Familie oder Freunden.
Hier zeigt sich mitunter, dass Burnout und Depressionen auf vielfältige Weise das Leben der Betroffenen erschweren und deswegen die Komplexität einer korrekten Diagnose besteht.
Es sollte mehr in den Fokus der Kliniken rücken, eine offene Kommunikation zu fördern, da die Krankheiten maßgeblich das Ausüben der Arbeit beschränken. Weitere Maßnahmen gegen Burnout findet sich hier.