Hört man Erfahrungsberichte so mancher Angestellter, so könnte man meinen, es sei ein ...

Niederländische Wissenschaftler sollen mit Kollegen des Kölner Max-Planck-Instituts für die Biologie des Alterns einen preiswerten Bluttest für ältere und schwer kranke Menschen entwickelt haben. Dieser könne die Lebenserwartung für die kommenden fünf bis zehn Jahre aufzeigen, also die Morbiditäts-Wahrscheinlichkeit.
Wie ist die bisherige Lage bei Bluttests?
Um die Lebenserwartung einschätzen zu können, kommen bis dato Blutdruck- und Cholesterinwerte sowie der Body-Mass Index zum Tragen. Darüber hinaus gibt das Faktum Raucher oder Nichtraucher Aufschluss über die Lebensdauer.
Eine Schwierigkeit liegt in der Komplexität fachlicher und ethischer Aufgaben, mit welchen sich Ärzte heutzutage konfrontiert sehen. Dazu gehört die bewusste Entscheidung für oder gegen eine Therapie unter Einbezug des allgemeinen Gesundheitszustands des Patienten zusammen mit der wahrscheinlichen Lebenserwartung. Bestimmte Gesundheitssysteme bieten Vorgaben an, welche die Durchführung spezifischer Maßnahmen oberhalb einer festgelegten Altersgrenze verbieten bzw. die Kosten nicht von den Kassen erstatten lassen.
Ablauf und Design der Untersuchung
Im Zuge der Analyse bestimmten die Forscher bei einer Gruppe von 44.168 Teilnehmenden die Konzentration von 14 Biomarkern im Blut. Daraus leiteten sie ein „gut standardisiertes“ metabolisches Profil der Personen ab. Im Laufe des Untersuchungszeitraums starben 5512 der teilnehmenden Personen. Die 14 Biomarker waren vorrangig Aminosäuren, Entzündungsparameter sowie Lipide.
Mittels dieser Daten behaupteten die Wissenschaftler, bessere Prognosen über die Morbiditäts-Wahrscheinlichkeit folgern zu können. Die Vorhersagen seien besser als bei bisherig eingesetzten Methoden.
Einsetzung des Bluttests
Die Wissenschaftler regen an, dass ihr entwickelter Bluttest mit 14 Biomarkern demnächst in der klinischen Routine genutzt werden könnte. Ein Beispiel hierfür ist der Entschluss, eine spezielle aggressive Therapie gegen einen Tumor anzuwenden oder nicht.
Indem ein Score-Wert aus einem Bluttest automatisch aufgedeckt wird, kann ein Übergang von kurativer zu palliativer Versorgung aufgezeigt werden. Forscher lenken ein, dass eine Entscheidung über die richtige Therapie, basierend auf einem Algorithmus, Angst schüren könne. Jedoch treffe man heute schon in der Medizin Entschlüsse, welche auf wenigen Daten beruhen. Zukünftig sei die Prognose wohl aufgrund reicher Daten präziser. Dies sei allerdings keine Garantie für eine hundertprozentige Treffsicherheit.
Kritik am Bluttest für die Vorhersage der Lebenserwartung
Einerseits gibt es Kritik, dass die Metaboliten-Marker in der Klinik noch nicht eingesetzt werden können. Dies geben ebenfalls die Autoren der Studie zu bedenken. Es fehle die ausreichende Validierung in weiteren Analysen. Außerdem sei die biologische Funktion der 14 Marker nicht ausgiebig aufgeklärt worden. Die wissenschaftlichen Fragen lassen sich klären. Doch wie sieht es mit ethischen Bedenken aus? Und könnten manche Gruppen diskriminiert werden?
Ethische Bedenken
Die Vorsitzende und Geschäftsführerin des Klinischen Ethik-Komitees am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel ist der Auffassung, solch ein Bluttest sei aus dem jetzigen Stand ethisch nicht vertretbar. Letztendlich handelt es sich um eine Todesrisikovorhersage. Demzufolge besteht das Risiko der starken emotionalen Belastung der Patienten. Daraus können Angst- oder Panikreaktionen bis hin zu Depressionen entstehen. Schlimmstenfalls möchte der Patient keine Therapie mehr anstreben.
Damit verbunden ist die korrekte Einschätzung des Befundes vom Arzt. Das Ergebnis des Bluttests sollte ein Mediziner nicht als exakten Todeszeitpunkt oder Sterbedatum sehen. Ferner stelle der Test allein keine Antwort für eine individuelle Therapie dar. Infolgedessen ist es die Aufgabe des Arztes und eine große Herausforderung, dem Bluttest die richtige Bedeutung zuzumessen.
Ist dies geschehen, bleibt nach wie vor die Risikoaufklärung, damit es nicht zu Angstreaktionen der Betroffenen kommt. Die Aufklärung erfordert Feingefühl, Empathie und ein geeigneter Umgang mit dem Patienten. Zudem sollte man als behandelnder Arzt den Patient weiter begleiten.
Diskriminierung von Hochrisikogruppen
Gerade die Personen, die schwer erkrankt sind, könnten diskriminiert werden. Denn die Befürchtung besteht, dass manche Leistungen oder Therapien für Personen in einer Hochrisikogruppe vorenthalten werden könnten. Dies ist beispielsweise der Fall, falls der Bluttest eine kurze Lebensspanne voraussagt.
Die Konsequenz daraus könnte eine Kosteneinsparung für statistisch analysierte Hochrisikogruppen von Biomarkern sein, da die Annahme besteht, dass es sich nicht lohnen könnte. Dies resultiert zum Beispiel darin, dass Krankenkassen eine Therapie nicht mehr bezahlen.