Bluthochdruck und Übergewicht sind die bedeutsamsten Risikofaktoren für Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Erwachsenenalter. Stress ist vielfach der Auslöser. Doch was macht Stress mit der Gesundheit im Kinder- und Jugendalter, wenn der Nachwuchs noch in der körperlichen und geistigen Entwicklung steckt? Dem sind US-amerikanische Forscher der Universität Südkalifornien in Los Angeles näher auf den Grund gegangen. Im Januar 2024 veröffentlichten sie im „Journal of the American Heart Association“ die Ergebnisse einer Studie mit Kindern und Jugendlichen – und entdeckten Besorgniserregendes.
Stress-Studie mit Kindern bis zum jungen Erwachsenenalter
Dr. Fangqi Guo und sein Team von der Universität Südkalifornien in Los Angeles starteten die Southern California Children’s Health Study mit insgesamt 276 Kindern im Alter von sechs Jahren. Folgeuntersuchungen der Probanden erfolgten erneut mit 13 Jahren und abschließend mit durchschnittlich 24 Jahren.
Die Studie verlief nach einer Vier-Punkte-Skala zur Messung des wahrgenommenen Stresses und Untersuchungen von Gefühlen sowie Gedanken der Probanden im vorangegangenen Monat. Daraus erfolgte eine Kategorisierung der Studienteilnehmer in:
- konstant hohes Stressniveau
- abnehmendes Stressniveau
- zunehmendes Stressniveau
- konstant niedriges Stressniveau
Parallel zur Stressanalyse wurden zur Bewertung von kardiometabolischen Risiken die Halsarteriendicke, die systolischen sowie diastolischen Blutdruckwerte, der Blutzuckerspiegel sowie das Körpergewicht inklusive Körperfettanteil und Fettverteilung kontrolliert und dokumentiert.
Vor allem durch die Stärke der inneren Halsarterienschichten lässt sich ein gegebenenfalls eingeschränkter Blutfluss erkennen, woraus Bluthochdruck entsteht und sich mehr Fette im Bauchbereich sammeln können, was zu einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes mellitus Typ-2 führt.
Studienergebnisse
In der Alterszeitspanne von sechs bis 24 Jahren konnte bei den Probanden mit konstant hohem Stressempfinden im Vergleich zu weniger gestressten Probanden, eine Risikoerhöhung von krankhaftem Bluthochdruck festgestellt werden. Daraus ergibt sich eine größere Wahrscheinlichkeit von schlechteren Blutgefäßen, mehr Körperfett, speziell im Bauchbereich, eine gesteigerte Anfälligkeit für Adipositas. Somit ist auch ein damit verbundenes höheres Risiko kardiometabolischer Erkrankungen nachzuweisen.
Der Leiter der Studie Dr. Fangqi Guo äußerte die vorherige Annahme, dass Stress mit kardiometabolischen Messungen zusammenhängt, aber der Umfang der Auswirkungen bezüglich der Steigung verschiedener Risikofaktoren sei unerwartet. Daraus lässt sich schließen, dass ein anhaltendes Stressgefühl im Kindes- und Jugendalter das Gesundheitsrisiko für eine krankhafte Hypertonie sowie Übergewicht im Erwachsenalter deutlich erhöht. Das bedeutet auch, dass durch Stress im Jugendalter Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislaufstörungen zunehmen können und sich die Gefahr für Herzinfarkte sowie Schlaganfälle durch Gefäßveränderungen und Diabetes mellitus vergrößern kann.
Abhilfe gegen Stress im Kinder- und Jugendalter
Um das Risiko von gravierenden und möglicherweise lebensbedrohlichen Erkrankungen auch schon im jungen Erwachsenenalter zu senken, empfiehlt Dr. Fangqi Guo, im Gesundheitswesen die Vier-Punkte-Skala zur Messung des wahrgenommenen Stresses in die Routineuntersuchungen ab dem Kindesalter zu integrieren. Auf diese Weise kann Stress frühzeitig erkannt und diesem entgegengewirkt werden, damit konstanter Bluthochdruck und Fettleibigkeit im Erwachsenenalter verhindert, beziehungsweise entsprechend behandelt werden kann.