Beim Blutdruck messen kommt es auf die richtige Haltung an. Eine aktuelle Studie des Wexner Medical Center der Ohio State University in Columbus, USA, zeigt nun, dass die falsche Sitzhaltung die Messwerte noch deutlicher verfälscht als bislang angenommen. Bei Millionen von Patientinnen und Patienten könnte so irrtümlicherweise ein zu hoher Blutdruck diagnostiziert worden sein.
Große Unterschiede durch falsche Sitzhaltung
Dem Robert-Koch-Institut zufolge soll jeder dritte Deutsche zu hohen Blutdruck haben. Bluthochdruck wird diagnostiziert, wenn der Arzt an zwei aufeinanderfolgenden Tagen Werte von über 140/90 mmHg ermittelt. Für eine sachgerechte Messung müssen Patienten allerdings die richtige Körperhaltung einnehmen: Idealerweise sitzen sie auf einem Stuhl und lehnen den Rücken an, die Füße stehen flach auf dem Boden und der Arm mit der Blutdruckmanschette liegt abgestützt auf einem Tisch, sodass sich die Manschette auf Herzhöhe befindet.
Sitzen Patienten dagegen auf einer Untersuchungsliege ohne Rückenlehne, Armstütze und ohne Bodenkontakt der Füße, verfälscht dies die Werte. Der systolische Wert fällt in dieser Körperhaltung um 7 mmHg höher aus als bei idealer Sitzhaltung, der diastolische Wert ist um 4 mmHg erhöht. Zu diesem Ergebnis kommt die US-amerikanische Studie, die auf der wissenschaftlichen Jahrestagung der Amerikanischen Herzgesellschaft vorgestellt wurde. Überrascht waren die Forscher dabei nicht von der Tatsache, dass es einen Unterschied zwischen den Messergebnissen gab, sondern vielmehr davon, wie groß dieser Unterschied ausfällt.
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Patienten könnten irrtümlich gegen Bluthochdruck behandelt werden
An der Studie nahmen 150 Erwachsene teil. Die Probanden wurden in drei Gruppen aufgeteilt: Bei der ersten Gruppe wurden je drei Blutdruckmessungen zunächst auf einer Untersuchungsliege und anschließend auf einem Stuhl vorgenommen. Bei der zweiten Gruppe erfolgten die Messungen in umgekehrter Reihenfolge, erst auf einem Stuhl sitzend und dann auf der Untersuchungsliege. Teilnehmer der dritten Gruppe saßen bei der Messung ausschließlich in sachgerechter Haltung auf einem Stuhl.
Angesichts der Ergebnisse halten die Forscher es für wahrscheinlich, dass zahlreiche Menschen eine Behandlung gegen Bluthochdruck erhalten, obwohl sie diese gar nicht benötigen. Das bringe Risiken mit sich, da Blutdruckmedikamente Nebenwirkungen wie Schwindel, Benommenheit und Ohnmacht aufweisen, die zu Stürzen mit Verletzungen führen können.
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