Wo steht Deutschland im internationalen Vergleich, wenn es um die Gesundheit geht? Die wichtigsten Dinge zum Thema „die besten Gesundheitssysteme“ im Überblick hier zum Nachlesen.
Definition: Gesundheitssystem
Das Gesundheitssystem stellt das (öffentliche) System dar, nach welchem die medizinische Versorgung der Bevölkerung auf politischer, sozialer und finanzieller Ebene geregelt ist.
Das Gesundheitssystem dient der Förderung und dem Erhalt der Gesundheit, der Sicherung durch Prävention und der Behandlung von Krankheiten.
Es stellt eine Absicherung der Bevölkerung gegen das Krankheitsrisiko dar und kommt zum Beispiel zum Tragen, wenn bestimmte gesellschaftliche Funktionen, wie das Ausüben des Berufs durch das Auftreten von Krankheiten, nicht mehr erfüllt werden können.
Der Zugang zu einer umfassenden gesundheitlichen Versorgung ist für alle möglich und weder vom Einkommen noch vom jeweiligen Gesundheitszustand abhängig – dies ist in der Sozialcharta der Europäischen Union festgehalten.
Gesundheitssystem in Deutschland
Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der ältesten Gesundheitssysteme der Welt und umfasst alle Einrichtungen mit ihren Mitarbeitern, die verantwortlich sind für die Krankenversorgung, für ihre Finanzierung oder Organisation.
Als Teil des Gesundheitssystems in Deutschland zählen unter anderem Krankenkassen, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte, medizinische Versorgungszentren, Apotheken und Pflegedienste.
Im Folgenden ein Überblick über einen Tag im deutschen Gesundheitssystem:
- 4.000.000 Arzt-Patienten-Kontakte im ambulanten Bereich
- 400.000 Patienten in stationärer Behandlung
- 60.000 Besuche in Notfallaufnahmen
- 50.000 Krankenhauseinweisungen
- 31.000 Computertomographien (CT) in Arztpraxen und Krankenhäusern
- 2.000.000 Packungen verschreibungspflichtiger Medikamente
- 2.300.000 Packungen nicht verschreibungspflichtiger Medikamente
Tatsächlich kommen Fragen auf, wenn man Deutschlands Gesundheitssystem mit anderen europäischen Ländern vergleicht.Während die Lebenserwartung der Frauen und Männer in Deutschland mit 80,7 Jahren knapp über dem Durchschnitt liegt, werden auch andere Europäer älter und vor allem: im Vergleich zu Deutschland bleiben andere Europäer länger gesund, obwohl sie weniger einen Arzt aufsuchen und seltener ins Krankenhaus gehen.
Deutschland weist pro 100.000 Einwohner die meisten Krankenhausbetten auf und hat im Vergleich eine hohe Anzahl an Ärzten.
Rangfolge der besten Gesundheitssysteme Europas
Der Europäische Gesundheitskonsumenten-Index (EHCI) des schwedischen Unternehmens Health Consumer Powerhouse analysiert seit 2005 die Gesundheitssysteme in Europa und zählt als Maßstab für europäische Gesundheitssysteme.
Die Gesundheitssysteme von insgesamt 35 europäischen Ländern werden jährlich anhand von 46 Kategorien, die von Jahr zu Jahr variieren, verglichen. Folgende Rangliste zu den Top 5 Gesundheitssystemen Europas von 2018 ist erschienen:
- 1. Platz: Schweiz
- 2. Platz: Niederlande
- 3. Platz: Norwegen
- 4. Platz: Dänemark
- 5. Platz: Belgien
Deutschland erreichte Platz 12 von 35.
Es wird berichtet, dass sich die traditionelle Schwäche des deutschen Gesundheitssystems zu verbessern scheint, die darin liegt, eine große Anzahl kleiner, nicht spezialisierter Allgemeinkrankenhäuser aufzuweisen, welche nur zu mittelmäßigen Ergebnissen im Hinblick auf die Behandlungsqualität führen.
Als beunruhigende Beobachtung für Deutschland ist die niedrige Nierentransplantationsrate im Vergleich zu den Nachbarländern zu nennen, wofür möglicherweise die großzügige Vergütung für Dialysekliniken verantwortlich sein könnte.
Rangfolge der besten Gesundheitssysteme der Welt
Wie gut ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen, weltweiten Vergleich? Die britische Job Agentur für medizinische Berufe ID Medical untersuchte 24 OECD Staaten. Von der Untersuchung ausgeschlossen wurden Länder ohne öffentliches Gesundheitssystem. Der Vergleich erfolgte unter anderem unter Berücksichtigung folgender Faktoren:
- prozentualer Anteil vom Bruttosozialprodukt
- prozentualer Anteil, der für den Gesundheitssektor ausgegeben wird
- die Anzahl von Krankenhausbetten
- die Anzahl von Ärzten und Pflegepersonal
- die durchschnittliche Lebenserwartung in den Ländern
Folgende Rangliste zu den Top 10 Gesundheitssystemen der Welt von 2019 ist erschienen:
- 1. Platz: Japan
- 2. Platz: Deutschland
- 3. Platz: Schweiz
- 4. Platz: Österreich
- 5. Platz: Frankreich
- 6. Platz: Norwegen
- 7. Platz: Schweden
- 8. Platz: Lettland
- 9. Platz: Niederlande
- 10. Platz: Belgien
Japan belegte mit 72 von 100 zu erreichenden Punkten den ersten Platz und weist laut der Studie das beste Gesundheitssystem auf. Die positive Bewertung ist auf die Anzahl von Ärzten, Pflegepersonal und Krankenhausbetten sowie auf die hohe durchschnittliche Lebenserwartung von fast 86 Jahren zurückzuführen.
Wie gut/wie schlecht ist das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich?
Während das deutsche Gesundheitssystem im europäischen Vergleich nur den 12. Platz belegte, landet es beim weltweiten Ranking auf dem 2. Platz. Der Sprung in der Bewertung der Platzierung sei darin zu begründen, dass andere Faktoren bzw. Kategorien europaweit/weltweit in einen Vergleich gebracht werden.
Im weltweiten Ranking fließt der Faktor Bruttosozialprodukt mit ein: Deutschland gibt für den Gesundheitssektor einen Anteil von 11,3 Prozent vom Bruttosozialprodukt aus und liegt damit sogar vor Japan (10,7 Prozent). Deutschland wird in diesem Punkt nur von der Schweiz (12,3 Prozent) übertroffen, die im Gesamtranking den 3. Platz einnimmt.
Was bedeutet es, wenn man ein Land mit einem guten Gesundheitssystem bereist?
Krank im Urlaub? Sofern man Länder bereist, die die Top-Plätze im europäischen Gesundheitskonsumenten-Index (EHCI) belegen, scheint es nur halb so schlimm zu sein, denn in den Ländern Schweiz, Niederlande, Norwegen, Dänemark und Belgien ist man gut aufgehoben und muss im Hinblick auf die medizinische Versorgung keine Bedenken haben.
Damit Krankheiten im Ausland kein Problem darstellen, sind folgende allgemeine Empfehlungen für Aufenthalte in Europa zu nennen:
- Mitnahme der europäischen Krankenversichertenkarte (EHIC), damit man im Krankheitsfall Zugang zur medizinischen Versorgung erhält
- Abschluss einer privaten Auslandsversicherung, da die Kosten für teuer Rücktransporte durch die EHIC nicht übernommen werden
- Euronotrufnummer 112 merken, die in allen Ländern der EU und der EFTA gilt
Ausblick
Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge steigt die durchschnittliche globale Lebenserwartung deutlich an – dies deutet darauf hin, dass auch die Qualität der Dienstleistungen im Gesundheitswesen steigt.
Industrieländer bieten hochwertige Gesundheitsversorgung
Die verschiedenen Ranglisten der Gesundheitssysteme machen allerdings deutlich, dass hauptsächlich Länder mit höherem Einkommen auch eine hochwertigere Gesundheitsversorgung bieten und insbesondere in diesen Ländern die Gesundheitskosten höher sind.
Während sehr viel über das deutsche Gesundheitssystem diskutiert wird und immer mehr Bedenken im Hinblick auf die Patientenversorgung bei gleichzeitig zunehmendem Fachkräftemangel aufkommen, ist das deutsche Gesundheitssystem weltweit betrachtet führend, während es im europaweiten Vergleich verbesserungsbedürftig erscheint.
Darüber, was sich in der Zukunft verändern könnte, besteht politischer, sozialer und finanzieller Handlungsbedarf.
Coronakrise legt Schwächen des deutschen Gesundheitssystems dar
Der Global Health Security Index GHSI aus dem Jahr 2019 zeigt ebenfalls einen Überblick zur weltweiten Gesundheitsversorgung. Eine der Kategorien ist hierbei, wie belastbar Gesundheitssysteme sind. Im Zuge dessen wurden Indikatoren wie der Schutz des Personals, die Personalanzahl sowie die Ausstattung der Krankenhäuser und die Anzahl der Menschen mit Zugang zum Gesundheitssystem ausgewertet.
Obwohl die Zahlen aus dem letzten Jahr stammen, zeigt Deutschland kein gutes Ergebnis. Ein Mangel liege demnach in der Kommunikation im Gesundheitssektor im Krisenfall sowie die Versorgung mit medizinischer Schutzausrüstung. Außerdem fehle eine Strategie, wie in Notfallsituationen Gesundheitspersonal medizinisch behandelt werde.
Besondere Kritik erfährt überdies das System der Fallpauschale: denn bereits zuvor seien Personalmangel ein normaler Zustand gewesen. In der COVID-19-Pandemie spitzen sich diese Problematiken weiter zu, welche auf die Durchkapitalisierung der Medizin zurückzuführen seien.
Denn dadurch fühlten sich die Krankenhäuser dazu verpflichtet, den Fokus auf Umsatzgenerierung zu legen und Sparmaßnahmen zu ergreifen. Gespart wurde an den falschen Enden: an Personal, Patientenkontakt sowie an anscheinend unwirtschaftlichen Behandlungen.
Demzufolge ist ein Systemwechsel nach der Coronakrise relevant, welcher mit einem Wandel hin zur Beziehungsmedizin, also einem sprechenden und zuhörenden Umgang mit den Patienten, einhergeht. Keine wirtschaftlichen Kriterien, sondern medizinische Kriterien sollten dementsprechend bei der Patientenbehandlung zum Tragen kommen.
1. Das beste Gesundheitssystem der Welt? www.landdergesundheit.de (Abrufdatum: 12.03.2020)
2. Strukturen des deutschen Gesundheitssystems, www.viamedici.thieme.de (Abrufdatum: 12.03.2020)
3. Gesundheitssysteme, www.aok-bv.de (Abrufdatum: 12.03.2020)
4. Gesundheitssystem, www.flexikon.doccheck.com (Abrufdatum: 12.03.2020)
5. Euro Health Consumer Index, www.healthpowerhouse.com (Abrufdatum: 12.03.2020)
6. Gesundheitssysteme weltweit im Check-Up? www.april-international.com (Abrufdatum: 12.03.2020)
7. Das sind die besten Gesundheitssysteme der Welt, www.bdae.com (Abrufdatum: 12.03.2020)