
Eine neue Studie aus den USA, die in der Fachzeitschrift “Biological Psychiatry” erschien, berichtete, dass Assistenzärzte besonders schnell altern. Sie machen dafür den großen Stress im ersten Jahr der Facharztausbildung verantwortlich. Nach der Studie scheint dieser dafür verantwortlich zu sein, dass sich die Telomere in der DNA besonders schnell verkürzen.
Länge der Telomere als Indikator für schnelleres Altern
Bekanntlich codieren in der DNA die organischen Basen Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin Proteine. Die Abfolge von jeweils drei Basen codiert eine Aminosäure, die kleinsten Bausteine von Eiweiß. Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass sich Zellen nur begrenzt teilen können. Für den Zelltod sind die Enden der DNA, die sogenannten Telomere verantwortlich. Telomere sind die Enden der DNA (von Telos, das so viel wie “Ende” bedeutet). Dieser Bereich der Erbsubstanz kodiert keine Aminosäuren. Durch jede Zellteilung verkürzt sich die DNA ein kleines Stückchen.
Assistenzärzte altern besonders schnell, weil die Länge ihrer Telomerase schnell abnimmt. Nach den ersten Zellteilungen ist das kein Problem. Irgendwann verkürzt sich die DNA aber so stark, dass wichtige Bereiche betroffen sind. Die Zelle kann wichtige Eiweißstoffe nicht mehr herstellen und stirbt. Da der Mensch über Milliarden Zellen verfügt ist das anfangs zwar nicht so schlimm, beschleunigt aber den Alterungsprozess.
Assistenzärzte altern besonders schnell bei starkem Stress
Die Assistenzärzte wohnen im ersten Jahr häufig auf dem Klinikgelände, sodass sie rund um die Uhr dem Stress ausgesetzt sind. Im Durchschnitt arbeiten die Ärzte 64,5 Stunden. Einige bringen es sogar auf fast 80 Stunden. Bei der genannten Studie untersuchten die Forscher die Länge der DNA an 250 Assistenzärzten. Die Forscher fanden dabei heraus, dass sich die Telomere bei den stark belastenden Ärzten sechsmal schneller verkürzten als bei anderen Menschen.
Als Kontrollgruppe dienten 80 Medizinstudenten. Diese bereiteten sich an einer Eliteuniversität auf ihre Zeit als Arzt vor. Auch das Studium sei stressig, doch zeigte sich hier keine signifikante Verkürzung der Telomere. Die Forscher schlossen daraus, dass die Schichtarbeit die Länge der Telomere besonders stark beeinflusst.
Lässt sich dieser Prozess umkehren?
Assistenzärzte altern besonders schnell, was für die Betroffenen sehr unangenehm ist. Nun stellt sich die Frage, ob sich dieser Prozess umkehren lässt. Auf den ersten Blick scheint das nicht möglich, denn was einmal verloren geht, kann man nicht so einfach wiederherstellen. In vielen Zellen existiert allerdings das Enzym Telomerase. Dieses hat die Aufgabe, verloren gegangene Enden wiederherzustellen. Das ist nicht besonders schwer, denn es muss ja keine sinnvolle Abfolge der organischen Basen erzeugt werden. Leider ist das Enzym nicht in allen Körperzellen aktiv. Telomerase kommt unglücklicherweise in Krebszellen vor, was den Zellen Unsterblichkeit verleiht. Allerdings haben Studien gezeigt, dass eine positive Lebensweise, viel Schlaf und gesundes Essen die Verkürzung der Telomerase aufhalten kann. Assistenzärzte altern besonders schnell, da sie für diese lebenserhaltenden Maßnahmen wenig Zeit haben.
Telomerase selbst ist Gegenstand vieler Studien, vor allem in der Krebsforschung. Dort versuchen die Wissenschaftler die Telomerase Produktion zu verhindern, damit die Zellen sterben. Wenn es auf der anderen Seite gelingt, in gesunden Zellen die Telomerase anzuschalten, könnte das den Alterungsprozess stoppen und den Menschen ein längeres Leben bescheren.
Fazit
Assistenzärzte altern besonders schnell, wie eine amerikanische Studie gezeigt hat. Verantwortlich dafür ist eine schnellere Verkürzung der DNA. Besonders negativ scheinen sich Nachtschichten auf den Alterungsprozess auszuwirken. Medizinstudenten haben zwar ebenfalls viel Stress, aber einen geregelteren Tagesablauf. Denn die Untersuchung einer Kontrollgruppe, die aus Medizinstudenten bestand, zeigte diese Alterungserscheinungen nicht.