
Die Arztsprache: der alte Arzt spricht Latein, der junge Arzt spricht Englisch, der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten (Prof. Ursula Lehr, Universität Heidelberg).
Leider ist dies nicht bei allen Ärzten der Fall. Oftmals verstehen Patienten nicht die medizinischen Fachbegriffe und Kürzel, die in der Arztsprache verwendet werden, verlassen die Praxis ahnungslos und recherchieren dann selbst im Internet.
Denn genügend Ärzte nutzen eine eigene Medizinersprache, die für die Patienten nicht verständlich ist. Man könnte diese spezielle Arztsprache auch als Mediziner-Slang, Bildungsjargon, Medizinerdeutsch, Ärzte-Latein oder Facharztchinesisch bezeichnen. Anstatt umgangssprachliche Begriffe zu verwenden, werden komplizierte, medizinische Fachbegriffe verwendet, die für den Patienten unverständlich sind.
“Herr Patient, sie leiden unter einer Ösophagitis” oder “Herr Patient, sie leiden unter einer Entzündung der Speiseröhre”. Mit dem zweiten Satz könnte der Patient bedeutend mehr anfangen. Kein Wunder also, dass 25 Prozent der Patienten nicht verstehen und sogar bis zu 80 Prozent der Informationen des Arzt-Patienten-Gesprächs danach verloren gehen.
Warum verwenden Ärzte die Arztsprache?
Verschiedene Gründe können genannt werden, warum einige Ärzte die Arztsprache nicht ablegen und nicht die Patientensprache, also die Sprache der „normalen“ Menschen verwenden.
Zum einen könnte es einen Statusgrund geben. Daher auch der Begriff Bildungsjargon. Gerade die ältere Generation an Ärzten sieht sich vielleicht noch teilweise als „Halbgott in Weiß“. Mit der Medizinersprache versucht dieser Arzt zu zeigen, dass er über dem Patienten steht. Es geht also um Eitelkeiten und Selbstdarstellung. Jedoch gilt dies nicht mehr für die jüngere Generation.
Zum anderen kann auch einfach die Fähigkeit nicht vorliegen, die angelernte Medizinersprache in Umgangssprache zu übersetzten. Man hat das Fachvokabular mühsam gelernt, es hat sich als Standardsprache im Alltag eingeprägt und eingelebt. Und nun wird man es nicht mehr los.
Wichtig ist jedoch: die Patienten wollen nicht dumm dastehen. Sie wollen das Gesagte verstehen und gerade dieses Verständnis ist für einen Therapieerfolg sehr wichtig. Dabei zeigt sich: Hausärzte und Kinderärzte beherrschen das einfache Erklären und sind daher auch näher an ihren Patienten.
Arztsprache übersetzen – ein kleines, lustiges medizinisches Wörterbuch
Bestimmte Dinge kann man mit der Arztsprache vornehm umschreiben, da man diese nicht gerne dem Patienten direkt ins Gesicht sagt. Andere kann man auch mit etwas Humor verstehen. Auch zwischen Ärzten und wenn Ärzte über Ärzte sprechen, werden oftmals fein oder auch weniger fein gewählte Fachbegriffe verwendet. Folgend haben wir davon ein einige Varianten zusammengestellt.
Herr Patient, sie leiden unter Adipositas permagna (latein: riesig, sehr groß) – dies ist die schwerste Form der Fettsucht. Menschen mit Adipositas permagna sind stark übergewichtig. Mit anderen Worten: Herr Patient – sie sind einfach viel zu fett.
Das Gegenteil: Frau Patientin, ihr Figur entspricht der anatomischen Normvariante. Übersetzt: die Patienten hat eine Idealfigur ist also außergewöhnlich attraktiv und gut gebaut.
Wiedermal ein hyperaktiver Patient. Jemand, der viele Ärzte aufsucht und sich nach Zweitmeinung erkundigt.
Verdünnerscheine. Krankenscheine von Patienten, die wenig Arbeit verursachen und für die man dennoch die volle Gebühr kassiert.
Kennt Ihr schon die AOK-Schweine? Die sind die Patienten, die in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert sind, egal in welcher.
Da ist aber jemand ganz schön Vorgealtert. Der Patient sieht älter aus, als er ist und auch seine Organsysteme sind schlechter als es seinem Alter entspricht.
Iatrogenes Krankheitsbild. Das mag der Arzt jetzt nicht zugeben, denn Iatrogen bedeutet durch den Arzt verursacht, also durch die ärztliche Behandlung.
Hier liegt ein schwerer Fall von Äthylismus vor. Umgangsprachlich bezeichnet man diesen Patienten eher als Alkoholiker. Er leidet an Alkoholabhängigkeit.
Ihr Rückenbeschwerden sind funktioneller Natur. Mit anderen Worten: der Arzt kann die Ursachen der Beschwerden nicht erkennen. Dann wird gerne das Wort funktionell verwendet.
IGeLn. Heute schon Ge-IGelt? IGeL sind individuelle Gesundheitsleistungen, die nicht von den Krankenkassen gezahlt werden und vom Patienten selbst getragen werden müssen. Igeln bezeichnet das Angebot an unnötigen und unwirksamen Leistungen – zum Geld verdienen.
Sie leiden unter sprachlicher Inkontinenz. Ein Patient redet zu viel, von der falsche Sorte.
Bei Ihnen liegt eine klimakterisch akzentuierte Vitalitätsschwankung vor. Mit anderen Worten: sie sind eine anstrengend Patientin in der Wechseljahren.
Die Dame leidet unter Mamma Pendulans. Sie hat eine Hängebrust.
Hier liegt ein multiples Therapieversagen vor. Dieser Patient hält sich nicht an die Vorgaben des Arztes,
Ein Lauterbach. Jemand der viel vorschlägt wenn der Chef anwesend ist, aber wenig umsetzt. Nach dem bekannten Experten benannt.
Jugend forscht. Wenn Assistenzärzte Patienten behandeln.