
Dr. med. Maximilian Schuier ist Direktor des medizinischen Fachbereichs Psychiatrie beim forschenden Pharmaunternehmen Janssen in Neuss. Zuvor arbeitete er als Arzt im Universitätsklinikum Düsseldorf in der Abteilung für Innere Medizin sowie der Abteilung für Medizinische Mikrobiologie, Virologie und Krankenhaushygiene. Im Interview spricht er über Chancen, Herausforderungen und die tägliche Arbeit als Mediziner in der Pharmaindustrie.
Herr Dr. Schuier, warum haben Sie Ihren Job im Universitätsklinikum an den Nagel gehängt und sind in die Pharmaindustrie gewechselt?
Ich habe mehr Gestaltungsraum gesucht. Die medizinisch-klinische Arbeit und die Betreuung der Patienten im Klinikum haben mir zwar schon sehr gefallen. Dennoch wollte ich gerne mehr Zeit und Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Ideen und Strategien haben, die über die routinemäßig durchgeführte Versorgung am Krankenbett hinausgehen. Deswegen habe ich mich über alternative Arbeitgeber informiert. Über einen Headhunter bin ich dann auf den Job in der Pharmaindustrie aufmerksam geworden. Das war echtes Glück. So kam ich zu einem der Top-Pharmaunternehmen Deutschlands – zu Janssen nach Neuss.
Vermissen Sie manchmal Ihre Tätigkeit als Arzt und das Gefühl, Patienten direkt helfen zu können?
Den direkten Patientenkontakt vermisse ich manchmal schon. Als Direktor des medizinischen Fachbereichs Psychiatrie bei Janssen arbeite ich aber nach wie vor medizinisch-wissenschaftlich und an klinischen Fragestellungen. Wir beschäftigen uns in diesem Indikationsbereich vor allem mit schweren, chronischen Krankheiten wie Schizophrenie, ADHS, Epilepsie, Depression, Alzheimer-Demenz und chronischem Schmerz. Auch bei diesem Job habe ich das Gefühl, direkt helfen zu können. Die Hilfe kommt zwar nicht unmittelbar beim einzelnen, aber mittelbar vielleicht bei tausenden oder noch mehr Patienten an. Mein rund zwölfköpfiges, interdisziplinäres Team und ich erarbeiten unter anderem die medizinische Strategie zu unseren Medikamenten und setzen diese um – sowohl für bereits zugelassene, als auch für Medikamente, die sich noch in der klinischen Entwicklung befinden. So sorgen wir dafür, dass unsere Medikamente schnellstmöglich beim Patienten ankommen. Zudem trage ich, ähnlich wie als Arzt in der Klinik, auch bei Janssen eine große Verantwortung, habe dabei aber einen wesentlich größeren Gestaltungsraum und auch das Thema Eigenverantwortung spielt aus meiner Sicht eine größere Rolle.
Wie sieht ein typischer Arbeitsalltag bei Janssen aus?
Den typischen Arbeitstag gibt es nicht. Meine derzeitige Arbeit ist deutlich abwechslungsreicher und vielfältiger als in der Klinik. Insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den unterschiedlichen Abteilungen in Neuss machen für mich jeden Tag besonders und einzigartig. Hinzu kommt der regelmäßige Austausch mit nationalen und internationalen Experten bei Janssen und unserem Mutterkonzern Johnson & Johnson. Es ist schon außergewöhnlich, auf so ein breit aufgestelltes und innovatives Netzwerk zugreifen zu können.
An unserem deutschen Standort leite ich ein Team aus Kollegen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen und Erfahrungen, darunter Ärzte und Naturwissenschaftler. Hierbei zählt vor allem die strategische Führung meines medizinischen Fachbereichs zu meinen Aufgaben. Außerdem diskutieren mein Team und ich mit den Experten aus meinem Bereich über aktuelle wissenschaftliche Themen, um auszuloten, was für unser Unternehmen oder unsere Medikamente relevant ist und näher betrachtet werden sollte. Dabei müssen wir stets medizinisch-wissenschaftlich, differenziert und ausgewogen arbeiten, um bestmögliche Therapien für Patienten zu entwickeln. Hier kommen mir meine Kenntnisse aus meiner Zeit als Arzt zugute: So konnte ich beispielsweise wichtige Erfahrungen in Bezug auf Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten sammeln, die in der Industrie sehr viel wert sind.
Was war für Sie besonders herausfordernd, als Sie als Arzt in die Pharmabranche wechselten?
Zunächst war es für mich wirklich herausfordernd zu verstehen, wie die Industrie arbeitet und mich in dem komplexen System eines großen, global agierenden Gesundheitskonzerns zurechtzufinden. Nach den anfänglichen Hürden kann ich aber nur sagen: Es ist unglaublich spannend für mich zu sehen und zu verstehen, welche wichtige Rolle wir als Branche in einem sich ständig wandelnden Gesundheitssystem haben.
Sie sind einer der Verantwortlichen für das Medical Expert Program bei Janssen – ein Programm, das interessierten Medizinern einen direkten Einblick in den täglichen Arbeitsalltag bei Janssen gibt. Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Das Programm stößt bei ärztlichen Kollegen auf unglaublich großes Interesse, denn es löst die Black Box „Was macht eigentlich ein Mediziner in der Industrie?“ ein Stück weit auf. Ich kann alle Interessierten nur ermuntern, den direkten Kontakt mit uns zu suchen.
Weitere interessante Links zu der Arbeit bei Janssen:
Alle weiteren Infos zu der Arbeit bei Janssen gibt es im Blogartikel: Gemeinsam heilen helfen: Arbeiten beim forschenden Pharmaunternehmen Janssen
Das Medical Expert Program wird in einem eigenen Artikel beschrieben: Medical Expert Program: In den Alltag eines Mediziners in der Pharmaindustrie schnuppern