
Viele Mediziner entscheiden sich, als Teil einer internationalen Organisation zu arbeiten. Das Spektrum potenzieller Aufgaben als Arzt in einer internationalen Organisation ist sehr groß. Doch welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Und was muss man beachten, wenn man hauptberuflich in einer globalen Hilfs-Community beschäftigt sein möchte?
Tätigkeiten bei internationalen Hilfsorganisationen
Zuerst sollten sich Ärzte die Frage stellen, an welcher Stelle sie die gesundheitliche Situation verbessern möchten. So gibt es zahlreiche internationale Hilfsorganisationen wie beispielsweise CARE oder die WHO.
Klassische Entwicklungshilfe
Die erste Option, welche Mediziner haben, ist die der Nothilfe. In diesem Zusammenhang ist jedoch Belastbarkeit gefragt, da man nur für einige Wochen im Einsatzgebiet beschäftigt ist. Ein Standortwechsel findet etliche Male statt. Darüber hinaus ist die Tätigkeit körperlich und mental aufreibend, da direkt mit Bedürftigen zusammengearbeitet wird.
Überdies erschwert die Beschäftigung in der klassischen Entwicklungshilfe die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es besteht allerdings die Möglichkeit, den Hauptberuf für mehrere Wochen im Jahr im Zuge der Nothilfe für bedürftige Länder zu verlassen. NGOs wie etwa Ärzte ohne Grenzen oder Ärzte für die Dritte Welt benötigen stets dringend Personal mit präzisem Know-How für die Einsätze.
Entwicklungszusammenarbeit
Wünscht man sich Beständigkeit, ist das Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit eine Perspektive. Die Einsätze wechseln nicht fortwährend, die Ausrichtung erfolgt vielmehr langfristig. Dadurch kann man sich verstärkt auf ein Projekt und Gebiet einlassen.
Das Problem hierbei: die erzielten Resultate sehen Mediziner nicht sofort wie bei der Nothilfe. Der Grund liegt einerseits in den mangelhaften Gesundheitssystemen. Falls die Organisationen die Kosten der Krankenhäuser in der Region nicht mehr decken, erfolgt ein Zusammenbruch des Systems. Denn die Patienten können ihre Versorgung nicht mehr finanzieren.
Andererseits sind die politischen Umstände häufig von Instabilität geprägt. Dies resultiert darin, dass mühselig umgesetzte Ergebnisse bisweilen nicht ihre volle Wirkung entfalten können. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklungszusammenarbeit familientauglicher und lässt sich mit dem Hauptberuf zuhause vereinbaren.
Einwirken auf die Politik
Die dritte Option umfasst das Einwirken auf die Politik der Entwicklungsländer. Als Einzelperson ist diese Möglichkeit die effektivste, da sie weitaus nachhaltigere Wirkungen erzielt als aufopferungsvolle Einsätze in Krisengebieten. Hierdurch nutzen viele internationalen Hilfs-Communities ihren Einfluss und Ansehen, um langfristig die Entwicklung von Gesundheitssystemen voranzutreiben.
Die internationale Hilfsorganisation CARE beispielsweise hat sich zum Ziel gesetzt, mittels Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit die Politik direkt zu adressieren. So agiert sie auf internationalen Konferenzen mit einer Beratungsfunktion der Vereinten Nationen und gleichermaßen als Mitglied von Aktionsbündnissen. Im Zuge dessen setzt sie sich für Menschenrechte ein.
Diesen Status als Berater zu erhalten, benötigt ein hohes Maß an Transparenz, Integrität sowie Glaubwürdigkeit. Deswegen ist es für die Organisation fundamental, dass sie im Bereich der “Global Health” spezialisierte Mediziner beschäftigt.
Als Arzt langfristig bei einer internationalen Hilfsorganisation arbeiten
Manche Mediziner wünschen sich, hauptberuflich in einer globalen Hilfs-Community zu arbeiten. Worauf man schon im Medizinstudium, im weiteren Werdegang sowie schließlich in der Bewerbung achten sollte, wird hier beleuchtet.
Tätigkeit bei einer internationalen Organisation im Inland
Möchte man fest bei einer globalen Hilfs-Community in Deutschland tätig sein, ist eine hohe Qualifizierung notwendig. Demnach sollte man als (angehender) Arzt darauf achten, seine gesamte Ausbildung daran auszurichten. Somit kann man die Famulatur und das Praktische Jahr im Ausland verbringen, wobei der Fokus auf der Arbeit in einem Forschungszentrum anstelle einer Klinik liegen sollte.
Ist das Medizinstudium absolviert, wird ein Master in Public Health empfohlen. Ferner sind Fremdsprachenkenntnisse von Vorteil, wobei Englisch elementar ist und jede weitere Sprache einen Zusatzpunkt einbringt. Außerdem ist ein Praktikum in einer internationalen Organisation im Voraus wichtig.
Generell ist neben einer hohen Qualifikation die Berufserfahrung ausschlaggebend. Dies wird meist in Online-Formularen auf den jeweiligen Websites der NGOs abgefragt. Das Abheben von den anderen Bewerbern mithilfe der Bewerbung ist des Weiteren essenziell. Dementsprechend bewerben sich auf eine Stelle bis zu dreitausend Personen.
Das Gehalt ist mit dem eines in der Klinik arbeitenden Arztes nicht vergleichbar. Als Junior Policy Analyst verdient ein Mediziner bei der OECD brutto ca. 4.100 Euro. Dazu kommen noch Leistungen für Flüge oder Familienzuschläge. Darüber hinaus ist es nicht selten, dass die Verträge befristet sind.
Tätigkeit bei einer internationalen Organisation im Ausland
Liegt die Präferenz bei einem Job im Ausland, ist die Konkurrenz nicht ganz so groß wie in Deutschland. Denn es wird händeringend nach spezialisierten Ärzten gesucht. Trotzdem sind mindestens drei Jahre Berufserfahrung relevant, bestenfalls sollte man schon Erfahrungen in einer Klinik in einem Entwicklungsland gemacht haben.
Ein Master in “Public Health” ist wiederum wichtig, hingegen sind ebenso Master in “International Health” oder “Control of Infectious Diseases” von Vorteil. Empfehlenswert sind zudem zusätzliche Kurse in Tropenmedizin aufgrund der Verbreitung von Tropenkrankheiten in bedürftigen Ländern.
Soft Skills sind neben fachlichem Wissen allerdings genauso bedeutend. Flexibilität, emotionale Stabilität und Belastbarkeit sind Eigenschaften, die man aufweisen sollte, wenn man außer Landes arbeiten möchte. Die Konditionen und Umstände sind demgemäß nicht mit denen in Deutschland zu vergleichen.
Letztendlich ist das Gehalt abhängig vom Einsatzort sowie der spezifischen Beschäftigung. Der Lohn orientiert sich an den Lebenshaltungskosten und Arbeitsbedingungen. Ein Projektmanager in Tschad würde zum Beispiel mehr verdienen als ein Projektmanager in Indien, da in Tschad mehr Bedarf angesichts der geringen Infrastruktur vorherrscht.