
Arbeitszeitmodelle sind im heutigen Klinikalltag ein oft diskutiertes Thema. Dass die Work-Life-Balance für viele Menschen immer wichtiger wird, befeuert die Debatte rund um die Gestaltung von Schichten und Anwesenheit. Mehr Flexibilität und somit auch mehr Freiheiten für persönliche Lebenslagen werden in diesem Kontext häufig gefordert. Arbeitgeber können dieser Entwicklung mit zeitgemäßen Modellen begegnen und zugleich ihre Attraktivität steigern.
Flexiblere Zeiten bringen viele Vorteile mit sich
Geht es um das Bedürfnis nach flexibleren Arbeitszeiten und mehr Freiraum für Familie, Kinder und private Interessen, stellen Arbeitszeitmodelle ein effektives Werkzeug dar. Arbeitgeber, die sich diesem Thema widmen und ihren Mitarbeitern neue Wege ermöglichen, sorgen nicht nur intern, sondern auch extern für Verbesserungen. So steigt einerseits die Zufriedenheit bestehender Mitarbeiter, andererseits jedoch auch die Attraktivität im Recruiting. Gerade in Zeiten verschärften Personalmangels kann dies Kliniken im Kampf um Fachkräfte entscheidende Vorteile bieten.
Die Betrachtung der Angestellten im Kontext ihres gesamten Lebens erweist sich als besonders familienfreundlich. Somit findet nicht nur das Thema Familiengründung Berücksichtigung, sondern auch andere Ereignisse im Leben. Wer beispielsweise die Pflege der Eltern übernehmen möchte, ist auf Unterstützung seitens des Arbeitgebers angewiesen. Flexible Arbeitszeitmodelle sind folglich nicht nur für junge Mitarbeiter interessant, sondern auch für Kolleginnen und Kollegen jenseits der ersten Lebenshälfte.
Von Wunsch bis Wechsel: Es gibt mehrere Optionen
Wie genau eine Klinik Flexibilität ermöglicht, ist eine individuelle Frage. Als erste Variante stehen klassische Wunscharbeitszeiten im Raum. Hier können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für sich geeignete Zeitfenster auswählen, welche dann wiederum für die Gestaltung des Dienstplans herangezogen werden.
Eine weitere Option sind turnusmäßige Wechsel. Bei diesem Modell arbeiten Angestellte nicht die gesamte Woche oder stets an den gleichen Tagen, sondern folgen einem Wechsel. Dieser kann auf unterschiedliche Weise gestaltet werden. So wäre einerseits ein wochenweiser Wechsel zwischen Arbeit und Freizeit denkbar. Andererseits könnte auch ein halbwöchentlicher Turnus definiert werden. Angestellte kämen dann in Woche A an den ersten drei Wochentagen und in Woche B an drei anderen Tagen.
Die Turnusarbeitszeit eignet sich besonders gut, um dem zunehmenden Wunsch nach Teilzeit gerecht zu werden. Mitarbeiter könnten sich in diesem Fall eine Vollzeitstelle teilen, wobei ihre Arbeitszeiten wie Puzzleteile ineinanderpassen. Diese Option mag zunächst aufwendig erscheinen, könnte langfristig allerdings zu einer gesteigerten Mitarbeiterzufriedenheit und in der Folge auch zu einer besseren Patientenversorgung führen.
Dienstplan: Partizipation statt Vorgabe
Im Hinblick auf Dienstpläne ist es förderlich, diese nicht als finale Fassung herauszugeben, sondern sie vielmehr in einem gemeinschaftlichen Prozess entstehen zu lassen. Kliniken, die diesem Ansatz folgen möchten, übergeben die Zusammenstellung des Dienstplanes an das Personal selbst. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich dann eigenverantwortlich um die Besetzung der kommenden Zeit. Genauso kann auch mit der Planung von Urlaubstagen verfahren werden. Hierdurch verlagert sich die Verantwortung, sodass sich auch das Risiko für Konflikte zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer verringert.
Das flexible Modell der Dienstplangestaltung lässt sich zudem sehr gut um einen räumlichen Faktor erweitern. Dies gilt vor allem für Häuser, in denen es einen Springerpool gibt, welcher mehrere Teilbereiche eines Komplexes abdeckt. Der Springerpool an sich kann wiederum auf die Bedürfnisse der dort gelisteten Mitarbeiter zugeschnitten werden. Wer räumliche Flexibilität bietet und sich bereit erklärt, auf verschiedenen Stationen oder in unterschiedlichen Häusern zu arbeiten, sollte zugleich Wunscharbeitszeiten vorgeben können. Dies steigert neben der Identifikation mit dem Haus auch die Zufriedenheit des Personals.
Lebensarbeitszeitkonten: Ein echter Pluspunkt
Das Leben lässt sich nicht vollständig planen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die über Jahre hinweg in ein und demselben Haus tätig sind, werden während dieser Zeit mit ganz unterschiedlichen persönlichen Herausforderungen konfrontiert. Fordert das Privatleben eine Weile lang besondere Aufmerksamkeit, ist unbezahlter Urlaub meist keine zufriedenstellende Option. Diesem Problem begegnen können Kliniken mit Lebensarbeitszeitkonten.
Überstunden könnten so auf einem virtuellen Konto angespart und bei Bedarf abgerufen werden. Privatleben und Berufstätigkeit ließen sich dadurch leichter vereinen, ohne dass Mitarbeiter Angst um Job oder Existenz haben müssen. Die Lebensarbeitszeitkonten erfordern zwar langfristig zusätzliche Flexibilität auf Seiten des Arbeitgebers, können aber gerade in Sachen Attraktivität für Bewerber zu einer deutlichen Steigerung führen.
Fazit: Mehr Zufriedenheit und zahlreiche Varianten
Setzt eine Klinik flexible Arbeitszeitmodelle um, kann dies die Zufriedenheit der Mitarbeiter erheblich fördern. Aus gesteigerter Zufriedenheit wiederum ergeben sich einige weitere Vorteile, wie zum Beispiel:
- geringere Fehlzeiten
- höhere Produktivität
- besseres Arbeitsklima
- optimierte Patientenversorgung
- positive Reputation als Arbeitgeber
Welche Modelle und Möglichkeiten im eigenen Haus etabliert werden können, sollte nicht im Schnellverfahren ermittelt werden. Stattdessen ist es ratsamer, die Mitarbeiter selbst in diesen Prozess einzubeziehen und zu fragen, was sie sich wünschen.
Als interessante Wahlmöglichkeit steht Kliniken hierbei die Teilzeit mit Wunsch- oder Turnusarbeitszeiten zur Verfügung, welche den modernen Ansatz des Jobsharings verfolgt. Eine in Eigenverantwortung stattfindende Dienstplangestaltung führt zudem zu einem geringeren Konfliktpotenzial und ggf. auch zu einem verbesserten Teamgefühl.
Mit Springerpools, deren Mitglieder Wunscharbeitszeiten eintragen und dafür räumliche Flexibilität anbieten können, lässt sich einem Personalmangel auch kurzfristig leichter entgegenwirken. Die berühmte Kirsche auf dem Sahnehäubchen wäre ferner die Einrichtung von Lebensarbeitszeitkonten, die Sabbaticals, Zeiten häuslicher Pflege und ein flexibles Eingehen auf private Herausforderungen erlauben.
1. This Is Me/shutterstock.com