
In der Personalakquise werden außer dem Gehalt sogenannte Benefits als Anreiz immer wichtiger. Mitarbeitende wünschen sich nicht nur eine hohe Vergütung, sondern auch ein Entgegenkommen von Seiten des Arbeitgebers in anderen Lebensbereichen. Wo es früher noch ausreichend war, mit einem „guten Betriebsklima“ auf die Suche nach Bewerber/innen zu gehen, so müssen Krankenhäuser heute deutlich mehr bieten, um qualifizierte Fachkräfte an sich zu binden. Dabei reicht das Spektrum der angebotenen Benefits von einem breitem Fortbildungsangebot über Homeoffice-Optionen bis hin zu kostenlosen Parkplätzen. Wie Kliniken ein möglichst attraktives Arbeitgeberprofil schaffen und welche weiteren Aspekte zu beachten, dazu mehr in diesem Artikel.
Worauf Arbeitnehmer/innen heutzutage achten
Vor allem für die jüngeren Generationen stehen ein gutes Arbeitsumfeld und die Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf über der rein finanziellen Vergütung (Die Wünsche und Erwartungen gerade junger Arbeitnehmer/innen haben wir in diesem Beitrag ausführlich beleuchtet). Um die besten Bewerber/innen für die eigene Klinik zu gewinnen, setzen immer mehr Arbeitgeber auf sogenannte „Benefits“. Dabei handelt es sich um zusätzliche Vorteile und Extras, die Mitarbeitenden außerhalb der normalen Vergütung gewährt werden. Für Bewerber/innen zeigen Benefits, dass die Firma sich auch jenseits der eigentlichen Arbeit für die Mitarbeitenden interessiert. Beispielsweise stellt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf auch heute noch für viele eine Herausforderung dar. Ein durchdachtes Konzept zur Kinderbetreuung von Seiten des Arbeitgebers kann dabei den Ausschlag geben, sich für eine bestimmte Stelle zu entscheiden – und auch dort zu bleiben.
Die Bedeutung der Arbeitgebermarke
Der Begriff des „Employer Branding“ taucht immer häufiger in den Medien auf. Dahinter steckt nichts anderes als die Schaffung einer sogenannten „Arbeitgebermarke“. Dazu gehören alle Maßnahmen, die helfen, die eigene Marke zu stärken und gegenüber Konkurrenten abzuheben. Ziel ist es, die eigene Firma so zu präsentieren und zu vermarkten, dass sie auf Bewerber/innen möglichst attraktiv wirkt. Im optimalen Falle wird so das Image geschaffen, die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen und neue Fachkräfte suchen von selbst die Anstellung bei der eigenen Marke.
Wichtig ist hierbei vor allem ehrlich und authentisch zu sein. Dabei sollte man einerseits versuchen, Lücken, die von bisherigen Mitarbeitenden aufgezeigt werden, zu füllen, andererseits einzigartige Angebote zu schaffen.
Finanzielle Benefits
Die wohl bekannteste Art von Arbeitgeberleistungen sind finanzielle Benefits. Während in höheren Karrierestufen eine Gewinnbeteiligung in Frage kommt, so können als Angebote für die gesamte Arbeitnehmerschaft Weihnachtsboni oder Werbungsprämien ausgeschrieben werden. Die Moritz Klinik in Thüringen bietet etwa ein 13. Gehalt zusätzlich zu einer Willkommensprämie und steuerfreien Sachbezügen bei kurzfristiger Dienstübernahme an. Gerade letztere kann als gutes Beispiel genommen werden, wie man Mitarbeitenden zeigen kann, dass außerordentlicher Einsatz wertgeschätzt wird.
Weitere Klassiker unter den finanziellen Benefits sind Beiträge zur Altersversorgung oder die Gewährung von Rabatten bei Vertragspartnern verschiedener Branchen. Ein anderes, recht häufig vertretenes Modell, ist die Währung eines Willkommens- bzw. Werbebonus. Das Helios-Klinikum Warburg übernimmt Umzugskosten bis 3.000 Euro, die München Klinik zahlt sogar bis zu 4.000 Euro pro Weiterempfehlung an ihre Mitarbeitenden. Ebenfalls denkbar wären (zinslose) Darlehen oder Zuschläge in bestimmten Situationen.
Kinderbetreuung
Das Thema Kinderbetreuung ist wohl einer der Hauptstressoren für im Krankenhaus Beschäftigte. Vor allem Menschen im Schichtdienst haben oft Schwierigkeiten, die eigenen Kinder betreuen zu lassen. In Braunau in Österreich hat 2018 das St. Josef Krankenhaus als erstes in Österreich eine Kinderbetreuung auch während der Nacht ermöglicht. Die so von den Eltern genommene Last und Sorge kann ein ausschlaggebender Grund sein, sich für diese Klinik zu entscheiden. Auch wenn die Errichtung einer 24-Stunden-Betreuung für einige Krankenhäuser zu aufwendig ist, so kann schon ein Betriebskindergarten einen großen Benefit darstellen.
Work-Life-Balance
Auch außerhalb von familiären Verpflichtungen suchen Mitarbeitende nach einer gesunden Work-Life-Balance. Wer dabei als Klinik flexible Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen oder die Aussicht auf ein „Sabbatical“ als Arbeitgeberleistung anbietet, kann gut bei Bewerber/innen punkten. Gerade das Verständnis dafür, dass individuelle Lebenskonzepte und Interessen außerhalb des Klinikalltags bestehen, wird von der jungen Generation besonders geschätzt. Es lohnt sich, auch auf der Website schon spezifische Beispiele zu geben und aufzuzeigen, dass die Klinik ein besonders flexibler Arbeitgeber ist. Das Klinikum der Universität Heidelberg bietet beispielsweise die Schaffung eines Langzeitkontos an, um so Zeit für eine frühere Rente, ein „Sabbatical“ oder auch eine Weiterqualifizierung anzusparen.
Ein aktuelles Thema ist auch die ärztliche Weiterbildung in Teilzeit. Kliniken, die diese aktiv unterstützen machen sich so für Jungmediziner/innen besonders attraktiv. Auch eine über das Mindestmaß hinausgehende Anzahl an Urlaubstagen zeigen Anerkennung. Im Krankenhaus Halle-Saal gibt es beispielsweise 30 Urlaubstage für alle Mitarbeitenden und bis zu acht zusätzliche freie Tage bei Schichtdienst.
Mobilität und Erreichbarkeit
Ein Job-Ticket gehört fast schon zum Standard der Arbeitgeberleistungen. Da aber vor allem beim Schichtdienst mit ungünstigen Dienstzeiten der Weg zur Arbeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unpraktisch sein kann, bieten viele Kliniken Alternativen an: Die München Klinik ist auch hier gut aufgestellt und bietet 150 vergünstigte Wohnungen an, die je nach Warteliste und Bedarf an Mitarbeitende vergeben werden. Das Klinikum Leverkusen unterstützt jenseits des Jobtickets den Kauf von JobRädern, etwa eBikes oder Lastenräder, was auch Umweltbewusstsein präsentiert. Das Universitätsklinikum Regensburg setzt andere Schwerpunkte und bietet kostenlose Mitarbeiterparkplätze an.
Allgemein sollten Arbeitgeber hier den Bedarf der Mitarbeitenden erkennen und adressieren. Kliniken, die im Stadtzentrum liegen und gut angebunden sind, sind per se als Arbeitgeber schon attraktiver. Wer jedoch weiter weg von Großstädten gelegen ist, sollte versuchen, den Arbeitsweg für die Mitarbeitenden so angenehm wie möglich zu gestalten.
Sport, Freizeit und Gesundheitsleistungen
Dass Sport gesund ist und fit hält, ist schon lange bekannt. Nicht nur deshalb rangieren Sportangebote unter den Top-Arbeitgeberleistungen, was Beliebtheit angeht. Viele Unternehmen erhoffen sich dadurch einen geringeren Krankenstand und ausgeglichenere Mitarbeitende. Yoga-Workshops und Laufevents sind zwar vergleichsweise günstig umzusetzen, wirken jedoch eher punktuell. Das Klinikum Siegen geht weiter und bietet eine Mitgliedschaft im Urban Sports Club an. Hierbei können verschiedenste Sportangebote genutzt werden. Die Trennung von der Arbeitsstelle hilft auch, abzuschalten und Abstand von den Kollegen/-innen zu gewinnen.
Ein weiteres Krankenhaus, das die Bedeutung eines guten Sportangebots erkannt hat, ist das Krankenhaus Fürth: bereits vor über zehn Jahren wurde hier investiert und ein krankenhauseigenes Fitnessstudio geschaffen. Dies hat zum Ziel, den vorher überdurchschnittlichen Krankenstand unter der Belegschaft zu reduzieren. Wer als Arbeitgeber nicht ganz so weit gehen möchte, kann auch Kooperationen mit externen Fitnessstudios abschließen.
Falls es trotz aller Vorbeugemaßnahen dennoch zu Krankheit kommt, lohnt es sich, die Mitarbeitenden bestmöglich zu versorgen. Die Schön-Klinik Gruppe bietet besondere Zusatzversicherungen, die die Behandlung als Privatpatient/in in den zur Gruppe zugehörigen Krankenhäusern garantiert. Die Johannesstift Diakonie andererseits unterstützt Pflegekräfte bei zahnärztlichen Leistungen.
Weiterbildung und Ideelle Benefits
Trotz all der oben genannten modernen Arbeitgeberleistungen sind klassische Werte wie die Unterstützung bei der Weiterbildung und ideelle Benefits immer noch enorm wichtig. Gerade in den Anfangsjahren der Karriere ist der Wissensbedarf enorm hoch, sodass Kostenübernahme bei Weiterbildungen, Freistellungen und die Organisation von regelmäßigen internen Fortbildungen hochgeschätzt wird und auch der Klinik im Gegenzug etwas nützt.
Wenn ein Klinikträger zu einem größeren Netzwerk gehört oder Kooperationen geschlossen hat, so können Austäusche und Auslandseinsätze, gegeben falls in Kombination mit einem Sabbatical, angeboten werden. Beispiele sind das Sana Klinikum Duisburg, dass PJ-Studierenden, die alle drei Tertiale im Klinikum absolvieren, einen vierwöchigen Einsatz im Partnerkrankenhaus in Israel bietet oder die Kliniken des roten Kreuzes in Berlin, die Azubis während der Weiterbildung ein bezahltes Praktikum im Ausland ermöglichen und Auslandseinsätze von Rotkreuzpflegenden unterstützen. Auch wenn die Organisation solcher Benefits im ersten Moment kompliziert erscheinen mag, so lohnt sie sie jedoch doppelt: sowohl zufriedenere als auch um wertvolle Erfahrungen reichere Mitarbeitende werden danach an die Klinik zurückkehren – und vermutlich auch länger dort bleiben.
Weitere Benefits
Der Fantasie sind bei der Wahl der Arbeitgeberleistungen keine Grenzen gesetzt. Es lohnt sich dabei, auf der Website spezifisch zu sein und nicht nur das Selbstverständliche in Floskeln zu präsentieren. Werden viele Minimalstandards auf der Website präsentiert, wirkt das nicht ehrlich, die Bewerber/innen können dies als Zeichen werten, nicht wertgeschätzt zu werden. Die Existenz einer Cafeteria mit Mitarbeiterrabatten und die kostenlosen Getränke auf Station können kurz weiter unten auf der Seite erwähnt werden. Vor allem letztere sind leider noch nicht in allen Kliniken angekommen, das Hauptaugenmerk sollte jedoch auf den Arbeitgeberleistungen liegen, die die Klinik besonders attraktiv machen und gegenüber Konkurrenten abheben, im letzten Beispiel etwa eine kostenlose Vergütung.
Ein gutes Beispiel ist die Johannesstift Diakonie, die den Benefits speziell für die Pflege eine ganze Seite gewidmet hat. Dabei werden sowohl die Arbeitsbedingungen gut beschrieben (zwei Pflegekräfte im Nachtdienst pro Station, die Übernahme von Organisationsaufgaben durch andere Berufsgruppen) als auch tatsächliche Benefits präsentiert wie Hilfe bei der Wohnungssuche oder monatliche Kinderzuschläge.
Fazit
Bei der Gewinnung neuer Mitarbeitender und den Bemühungen, diese zu behalten, haben Benefits eine Schlüsselposition inne. Dabei kommen vor allem Mischungen aus finanziellen und anderweitigen Benefits gut an. Im besten Falle fühlen sich Mitarbeitende so wertgeschätzt und bewerten ihre Arbeitsbedingungen als so gut, dass sie die Klinik von selbst an Kollegen/-innen weiterempfehlen. Das hilft beim Bau einer Arbeitgebermarke, die neue Bewerber/innen anzieht. Wichtig ist, ehrlich und authentisch zu sein. Die Rücksprache mit bereits beschäftigten Mitarbeitenden kann helfen, den aktuellen Bedarf festzustellen und so an den richtigen Stellen zu investieren.